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Exxon-Valdez-Katastrophe: Der lange Schatten der Ölpest

Es ist die bis dahin schwerste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA: Im März 1989 rammt der Tanker "Exxon Valdez" ein Riff im Prinz-William-Sund. Rund 40.000 Tonnen Rohöl fließen damals ins Meer und verseuchen die Südküste von Alaska - mit verheerenden ökologischen und wirtschaftlichen Folgen. Die Spuren des Unglücks zeigen sich auch 30 Jahre später noch.
DAL, 22.03.2019

Aufgelaufen: die auf dem Bligh-Riff im Prinz-William-Sund festsitzende "Exxon Valdez".

NOAA's National Ocean Service

Die Katastrophe nimmt kurz nach Mitternacht ihren Lauf: Es ist Karfreitag, der 24. März 1989, als der aus der Trans-Alaska-Pipeline beladene Öltanker "Exxon Valdez" bei ruhiger See auf ein Riff im Prinz-William-Sund vor Alaska aufläuft. "Wir verlieren offenbar Öl", funkt Kapitän Joseph Hazelwood an die Küstenwache.

Die Ladung des beschädigten Tankers ergießt sich in einem gefährlichen Tempo in das zuvor fast unberührte Naturgebiet östlich der Kenai-Halbinsel. Binnen weniger Stunden laufen fast 40.000 Tonnen Rohöl ins Meer und bilden einen Kilometer langen Teppich. Schnelles Handeln wäre jetzt gefragt - doch die Verantwortlichen scheinen auf ein solches Unglück nicht vorbereitet zu sein. Erst 18 Stunden nach der Havarie trifft ein erster Hilfstrupp in der schwer zugänglichen Gegend ein.

Schätzungen zufolge kommen durch die Exxon-Valdez-Katastrophe über eine Viertel Million Seevögel um.

Exxon Valdez Oil Spill Trustee Council

Aus für die Fischerei

Auch danach kommt der Noteinsatz nur schleppend in Gang - und dann schlägt das Wetter um. Am 27. März kommt ein Sturm auf, der das ausgelaufene Öl noch weiter verteilt und damit jede Chance auf eine Schadensbegrenzung vereitelt. Schließlich erstreckt sich der schmierige Teppich auf einer Fläche von mehr als 7.500 Quadratkilometern, rund 2.000 Kilometer Strand sind verschmutzt.

Die Konsequenzen für die Umwelt sind verheerend: Schätzungen zufolge kommen durch die Exxon-Valdez-Katastrophe allein über eine Viertel Million Seevögel um. Doch die Ölpest hat nicht nur ökologische Folgen. Weil viele Fischbestände kollabieren, bedeutet das Unglück auch das vorläufige Ende der Fischerei in der Region. Die Lebensgrundlage vieler Küstenbewohner bricht damit zusammen.

Ein betrunkener Kapitän

Wer aber ist verantwortlich für diese Schäden? Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass der alkoholkranke Kapitän zum Zeitpunkt des Unglücks offenbar betrunken in seiner Kabine lag und die Verantwortung an einen unerfahrenen und vermutlich übermüdeten Offizier abgegeben hatte, der im entscheidenden Moment eine wichtige Kursänderung versäumte. Trotzdem wird der Kapitän der "Exxon Valdez" milde verurteilt: Er muss wegen fahrlässigen Ablassens von Öl eine Geldstrafe zahlen und gemeinnützige Arbeit in Alaska leisten.

Sein Arbeitgeber, der heute unter dem Namen Exxon Mobil bekannte US-Ölkonzern, wird in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Dollar für Aufräumarbeiten, außergerichtliche Einigungen, Strafen und Entschädigungen der Betroffenen ausgeben. Für viele Fischer aber reichen diese Zahlungen nicht aus - ihre Verluste sind um ein Vielfaches größer.

Rund 2.000 Kilometer Strand werden von dem austretenden Öl verschmutzt. Die Aufräumarbeiten decken nur einen Bruchteil der betroffenen Fläche ab.

US Navy

Giftige Ölreste bleiben

Der US-amerikanische Staat reagiert unterdessen mit der Verabschiedung des "Oil Pollution Acts". Demnach müssen Tanker in Zukunft über Doppelhüllen verfügen, um das Auslaufrisiko im Falle einer Beschädigung zu verringern. Außerdem werden Vorsorgepläne für Ölunfälle festgelegt. Den Prinz-William-Sund dürfen Tanker künftig nur noch in Schlepperbegleitung passieren.

Es sind Vorsichtsmaßnahmen, die für die Natur zu spät kommen: 30 Jahre nach der Havarie der "Exxon Valdez" sind die Spuren der Ölpest nur auf den ersten Blick nicht mehr zu sehen. Tatsächlich hat sich die Region längst noch nicht erholt. Bis heute finden sich in den Sedimenten der Uferzonen Rohölreste. Denn vor allem die im Öl enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe bauen sich aufgrund der niedrigen arktischen Temperaturen nur langsam ab.

Auf den ersten Blick sieht man dem Prinz-William-Sund die Ölkatastrophe nicht mehr an, aber bei Tierarten wie Hering, Lachs oder Schwertwal könnte es noch eine ganze Weile dauern, bis sie sich vollständig erholt haben.

Barbara Ann Spengler from Arizona & Florida, USA / CC BY 2.0

Die Natur leidet noch immer

Aus diesem Grund starben nicht nur viele Tiere als unmittelbare Folge des Unglücks. Das verbleibende Öl löste auch schleichende Vergiftungen aus, weil Flora und Fauna den Rückständen über Jahre ausgesetzt waren - sei es direkt oder über die Nahrungskette. So scheint es nicht verwunderlich, dass Forscher und Umweltschützer noch keine Entwarnung geben können.

Ihre Bestandsaufnahmen zeigen: Einige Bestände der im Prinz-William-Sund lebenden Arten haben sich inzwischen zwar wieder erholt, andere aber leiden noch immer unter der Ölverschmutzung. Vor allem bei sensiblen Spezies wie Hering, Lachs oder Orca könnte es noch eine ganze Weile dauern, bis sie sich vollständig von der Katastrophe von damals erholt haben.

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