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Fatale Tests am Reaktor

Auslöser des Unglücks von Tschernobyl war eine Reihe von Bedienungsfehlern, die allerdings durch die labilen Konstruktionsmerkmale des Reaktors und die fehlenden Sicherheitseinrichtungen erst möglich wurden.

aus der Chronik-Redaktion

Freitag, 25. April
13.00 Uhr:
Im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl (thermische Reaktorleistung 3200 Megawatt) beginnt ein Test mit dem Turbogeneratorsatz. Dabei sollte die Rotationsenergie der Turbine und des Generators für kurze Zeit zum Antrieb einer Pumpe des Notkühlsystems genutzt werden.

13.05 Uhr:
Nach Herunterfahren auf 1600 Megawatt wird die Turbine 7 abgeschaltet.

14.00 Uhr:
Laut Testprogramm wird das Notkühlsystem isoliert. Als der Lastverteiler Kiew wieder Leistungsbetrieb verlangt, versäumt es das Betriebspersonal, die Notkühlung wieder zu aktivieren.

23.10 Uhr:
Die Leistungsreduktion wird fortgesetzt. Ziel des Unternehmens sind 700-1000 MW.

Samstag, 26. April
0.28 Uhr:
Beim Umschalten vom lokalen automatischen Regelsystem (LAR) auf die automatische globale Leistungsregelung (AR) versäumt der Operateur den Befehl, eine bestimmte Leistung zu halten (Betätigung des "Hold power"-Knopfes). Die Leistung fällt unter 30 MW. Der Leistungsabfall wird u.a. verstärkt durch Verringerung des Dampfblasengehaltes im Kern.

1.00 Uhr:
Die Reaktorleistung erreicht 200 MW. Bei diesem Niveau darf der Reaktor nicht betrieben werden. Eine Reaktivitätsreserve ist wegen der vielen ausgefahrenen Regelstäbe nicht gegeben.

1.03 Uhr:
Trotz zu niedrigen Leistungsniveaus stellt die Betriebsmannschaft den Reaktor nicht ab und setzt die Versuchsvorbereitungen fort. Zunächst wird eine, vier Minuten später eine zweite netzversorgte Reserve-Hauptumwälzpumpe für die linke und rechte Reaktorschleife in Betrieb genommen. Dies führt durch die Verringerung der Dampfblasen im Kern zu einer weiteren negativen Reaktivitätszufuhr und einem fortwährenden Ausfahren von Regelstäben.

1.19 Uhr:
Um eine Notabschaltung zu verhindern, erhöht der Operateur die Speisewasserzufuhr und überbrückt somit die Signale, die den Füllstand und Druck in den Dampfabscheidern erfassen.

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