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Flüchtlinge: Der Stand der Dinge bei uns und weltweit

Auch wenn zurzeit bei uns in Deutschland weniger ankommen als zuvor, reißen die weltweiten Flüchtlingsströme nicht ab. Anlässlich des Weltflüchtlingstages berichten wir über den Stand der Dinge bei uns, aber auch über die Trends und Probleme weltweit. Klar scheint: Das Problem von Flucht und Migration ist kein vorübergehendes und es wird sich weltweit noch verschärfen.
NPO, 20.06.2016

Sprachkurs in einem deutschen Asylbewerberheim.

Killerbayer/ thinkstock

Wenn die UN Flüchtlingsagentur wie jedes Jahr am 20. Juni die aktuellen Weltflüchtlingszahlen veröffentlicht, sind wieder traurige Negativrekorde zu erwarten. Denn weltweit sind etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht – viele flüchten aus Kriegsgebieten, andere vor Hunger, Armut, Verfolgung oder Menschenrechtsverletzungen. "Die Zahlen sind gewaltig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass diese Menschen Mütter und Väter, Töchter und Söhne sind, Menschen wie Du und ich – bevor der Krieg sie zur Flucht gezwungen hat", betont António Guterres, Flüchtlingshochkommissar der UNO. "Am Weltflüchtlingstag sollten sich alle daran erinnern, was uns verbindet: unsere gemeinsame Menschlichkeit."

Zahl der in Deutschland neu registrierten Flüchtlinge von Januar bis Mai 2016 nach Herkunft.

BpB / Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

Der Stand der Dinge in Deutschland

Die Schließung der Grenzen in den "klassischen" Durchgangsländern des Balkan und das umstrittene Türkei-Abkommen zeigen Wirkung – zumindest für den Zustrom der Flüchtlinge nach Deutschland: Im Gegensatz zum letzten Jahr hat sich die Zahl der Flüchtlinge und Asylsuchenden in Deutschland und anderen EU-Ländern stark reduziert. Seit Anfang 2016 wurden bei uns gut 200.000 Asylsuchende registriert – im Jahr 2015 waren es insgesamt mehr als eine Million. Nach Auskunft der Landesregierungen sind bundesweit zurzeit sogar gut 150.000 Plätze in Flüchtlingsunterkünften frei.

Der mit Abstand größte Teil der bei uns seit Jahresanfang ankommenden Flüchtlinge stammt nach wie vor aus Syrien: Von Januar bis Mai waren es laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gut 140.000. Mit jeweils rund 40.000 Migranten folgen dahinter Irak und Afghanistan. Asylsuchende aus den sogenannte Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien könnten bald kaum noch Chancen auf Asyl bei uns haben. Denn der Bundestag hat bereits beschlossen, diese Staaten zu sicheren Herkunftsländern zu erklären.

Freiwillige Rückkehr von Flüchtlinge aus Deutschland nach Irak, Iran und Afghanistan.

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Zahlen: IOM

Mehr Rückkehrer

Auch Rückkehrer gibt es mittlerweile mehr: Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind im ersten Quartal 2016 drei Mal mehr Menschen freiwillig wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt als im gleichen Zeitraum des Jahres 2015. Allerdings: Im Vergleich zu den Asylbewerberzahlen und auch der Zahl der abgelehnten Anträge ist der Anteil der am sogenannten REAG/GARP-Programm teilnehmenden Personen noch immer eher gering. Von Januar bis Anfang April 2016 waren es laut Bundesamt gut 14.000 Menschen.

Unter den Rückkehrern sind vor allem Menschen aus den Balkanstaaten, vor allem aus Albanien, dem Kosovo, Serbien und Mazedonien. Aber auch Flüchtlinge aus dem Irak, Afghanistan und dem Iran nehmen den "Rückkehr-Service" der Bunderegierung inzwischen stärker in Anspruch.

Umgekipptes Rettungsboot im Mittelmeer.

Marren Winter/ thinkstock

Mittelmeer bleibt Todesfalle

Doch ungeachtet dessen versuchen noch immer Tausende von Flüchtlingen, über dem Landweg oder über das Mittelmeer in die EU zu gelangen – letzteres auf größtenteils kaum seetüchtigen Kähnen. Vor allem Menschen aus Afrika wählen diesen lebensgefährlichen Weg, darunter auch viele Minderjährige. Nach Schätzungen der UN Flüchtlingsbehörde traten seit Anfang 2016 rund 204.000 die Reise über das Mittelmeer an – mindestens 2.500 starben bei diesem Versuch.

Weniger tödlich, aber ähnlich elend sieht es für die Flüchtlinge aus, die die Balkanroute nehmen. Nach der Räumung des Lagers im griechischen Idomeni wurden hunderte in provisorische Lager umquartiert. Dort jedoch herrschen teilweise ebenfalls katastrophale Bedingungen, wie die UNHCR berichtet. In den Lagerhallen oder engstehenden Zelten fehlt es oft an Lebensmitteln und Wasser, der Zugang zu Sanitäranlagen und Elektrizität seien unzureichend, heißt es. EU und UNHCR arbeiten daran, gemeinsam mit den griechischen Behörden diese Zustände zu verbessern.

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