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Frau Meitner, Herr Hahn und die Kerne
Meitner und Hahn - Kollegen und Freunde
Die äußerst produktive Zusammenarbeit von Lise Meitner und Hahn (1879 bis 1968) begann im Jahr 1907, nachdem die gebürtige Österreicherin in Wien über die Wärmeleitung inhomogener Körper promoviert hatte und nach Berlin an die Uni gewechselt war, um sich in der Radiophysik fortzubilden. Zeit ihres Lebens litt Lise Meitner (1878 bis 1968) unter Diskriminierung - als Frau und später auch als Tochter jüdischer Eltern. So durfte das Mädchen 1901 nur ein externes Abitur ablegen, sich in Berlin lange Zeit nicht offiziell immatrikulieren und als Kollegin Otto Hahns war ihr sogar der Zugang zu wichtigen Arbeitsräumen des chemischen Instituts untersagt.
Dennoch war die Kollaboration von Meitner und Hahn, die gut 30 Jahre andauern sollte, ungewöhnlich fruchtbar: Die beiden eng miteinander befreundeten Forscher entdeckten eine große Zahl radioaktiver Elemente und Isotope, darunter Radiothorium, Radioactinium, Mesothorium I und II sowie Protactinium-231. Die Radioaktivität sollte ihr Leben lang das größte Forschungsgebiet des Forscherpaares Meitner und Hahn bleiben.
Ihrer großen Faszination für die Physik, die Lise Meitner als "persönliche Liebe" bezeichnete, und außergewöhnlichen Intelligenz war geschuldet, dass die Forscherin - bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 - eine für eine Frau in der damaligen Zeit mehr als ungewöhnliche Karriere machen konnte: Sie wurde die erste Assistentin Max Plancks, wissenschaftliches Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts, habilitierte in Physik, wurde außerordentliche Professorin in Berlin und sogar Leiterin der radiophysikalischen Abteilung am Kaiser-Wilhelm-Institut.