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Friedensnobelpreis 2016

Den Friedensnobelpreis 2016 erhält der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos. Das Nobelpreiskomitee in Oslo würdigte damit "seine resoluten Bemühungen, den seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden." Santos hatte im Sommer ein Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen geschlossen, scheiterte aber vor wenigen Tagen in einer Volksabstimmung an der Zustimmung der Bevölkerung.
NPO, 07.10.2016

Ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis 2016: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos.
Kolumbien hält einen tragischen Rekord: Kein anderes Land hat in der Neuzeit einen so langanhaltenden Bürgerkrieg erlebt. Bereits seit Anfang der 1960er Jahre kämpfen in dem südamerikanischen Land linksgerichtete Guerillagruppen der FARC-Bewegung gegen konservative Regierungstruppen und rechtsgerichtete paramilitärische Gruppierungen. 

Abkommen zwischen FARC und Regierung

Beide Seiten scheuen dabei vor Massakern, Geiselnahmen, Morden und auch dem Einsatz von Antipersonen-Minen nicht zurück. Die FARC rekrutiert zudem Kindersoldaten für ihren Kampf. Im Laufe der Zeit forderte dieser anhaltende Konflikt mehr als 220.000 Todesopfer und führte dazu, dass mehr als sechs Millionen Kolumbianer aus ihren Dörfern und ihrer Heimat flüchteten.

Der seit August 2010 amtierende Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, galt vor seinem Amtsantritt zwar eher als Hardliner, hat aber seither mehrfach Verhandlungen in Gang gebracht, die den Bürgerkrieg beenden sollen. Im August 2016 einigten sich die FARC und die Regierung erstmals auf ein Friedensabkommen. Im Rahmen eines Waffenstillstands sind die Kämpfe zurzeit weitgehend ausgesetzt.

Rückschlag beim Referendum

Am 2. Oktober 2016 sollte die Bevölkerung Kolumbiens in einem Referendum über dieses Abkommen entscheiden – und stimmte dagegen. Eine knappe Mehrheit war mit den Bedingungen des Friedensvertrags nicht einverstanden. Experten zufolge ist ein Teil der Bevölkerung nicht bereit, die Gräueltaten der FARC-Rebellen zu vergeben und zu vergessen. Ihnen ist das Abkommen zu milde, sie befürchten, viele Guerillakämpfer könnten straffrei ausgehen.

"Eine Balance zu finden zwischen der Notwendigkeit einer nationalen Versöhnung und der Gerechtigkeit für die Opfer ist eine besonders große Herausforderung", sagt das Nobelpreis-Komitee. Das Scheitern des Referendums hat die Position von Präsident Santos geschwächt und es besteht die Gefahr, dass die Kämpfe wieder aufflammen könnten. Dennoch ist der Friedensprozess damit noch nicht zwangsläufig gescheitert.

Auszeichnung und Ermutigung auch für die Bevölkerung

Auch deshalb bezog das Nobelpreiskomitee mit ihrer Wahl des Preisträgers klar Stellung: "Wir wollen mit der Vergabe des Friedensnobelpreises an Juan Santos all diejenigen ermutigen, die danach streben, in Kolumbien Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zu erreichen", heißt es in der Begründung. "Der Preis sollte auch als Tribut an die kolumbianische Bevölkerung gesehen werden, die trotz großer Not nicht die Hoffnung auf einen gerechten Frieden aufgegeben haben."

Präsident Santos hatte auch nach dem gescheiterten Referendum klargestellt, dass er weiterhin alles versuchen wird, um ein Ende des Konflikts zu bewirken. "Das Nobelpreis-Komitee hofft, dass ihm der Nobelpreis die Kraft gibt, diese anspruchsvolle Aufgabe erfolgreich zu bewältigen", sagen die Osloer Juroren.

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