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Greenwich: Zu Besuch am Nullmeridian – wo Ost und West sich treffen

Der Ort Greenwich an der Themse ist zwar viel kleiner als sein großer Nachbar London – aber er ist es, der weltweit die Zeit angibt. Denn durch Greenwich verläuft der Nullmeridian und damit der Bezugspunkt für Datum und Weltzeit. Aber nicht nur der berühmte Nullmeridian und das Königliche Observatorium laden zu einem Besuch ein, nautisch Interessierte können hier das Maritime Museum und das historische Segelschiff Cutty Sark besichtigen. Und auch der Ort selbst hat einiges Sehenswertes zu bieten.
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Der Nullmeridian wird in Greenwich durch einen Messingstreifen und diese Skulptur markiert
Jacopo Werther/CC-by-sa 3.0

Der Name Greenwich ist in der ganzen Welt bekannt – kein Wunder: Denn noch immer wird die Weltzeit – offiziell Universal Time (UT) oft als Greenwich Mean Time (GMT) angegeben. Denn durch diese englische Stadt verläuft der Nullmeridian und damit der Bezugspunkt für alle Längengrade der Erde. Jeder Weltzeit-Tag beginnt offiziell dann, wenn es am Nullmeridian Mitternacht ist.

25 Länder einigen sich auf einen Nullmeridian

Beschlossen wurde dies vor genau 130 Jahren, am 13. Oktober 1884. Denn damals trafen sich 41 Delegierte von 25 Nationen in Washington DC zur Internationalen Meridian Konferenz. Auf ihr wurde diskutiert, wie sich Längenangaben und Zeiten am besten vereinheitlichen und in ein System bringen lassen. Das Ergebnis: Man beschloss, eine Universalzeit und einen Universaltag als Bezugspunkt für alle anderen Zeiten zu bestimmen. Gleichzeitig sollte die Zählung der Längengrade vereinheitlicht werden, denn damals hatte fast jedes Land seinen eigenen Nullmeridian.

Nach lange Diskussionen, bei denen vor allem die französischen Delegierten für den Pariser Meridian als Bezugspunkt argumentierten, einigte man sich schließlich auf den Standort des britischen königlichen Observatoriums von Greenwich als dem weltweiten Bezugspunkt – auch, weil sich in der Seefahrt die meist ohnehin bereits nach diesem Meridian richteten. Heute markiert ein Messingstreifen im Innenhof des Royal Greenwich Observatory den Nullmeridian. Seit dem 16. Dezember 1999 beleuchtet zudem ein nach Norden gerichteter grüner Laser den Verlauf des Nullmeridians.

Queen's House: Ein Haus für die Königin

Im leicht hügeligen, bereits 1433 angelegten Greenwich Park liegen aber noch weitere Sehenswürdigkeiten. So liegt dort auch das ehemalige königliche Schloss Queen's House. Es wurde 1616 von Inigo Jones entworfen und war ursprünglich für Anna, die Frau Jakobs I. gedacht.  Als diese jedoch starb, ruhte der Bau, bis Karl I. 1629 das Gebäude für seine Gemahlin Henrietta Maria vollenden ließ. Das Queen’s House gilt als eines der bedeutendsten Gebäude der britischen Architekturgeschichte – und es war Vorbild für das Weiße Haus in Washington.

Greenwich ist aber auch eng mit gleich mehreren andern englischen Königen und Königinnen verknüpft: So wurde der berüchtigte Henry VIII. hier geboren ebenso wie seine Töchter Mary und  Elizabeth, die später die berühmteste Königin der Renaissance werden sollte.

Old Royal Naval College
uwl / Public Domain

Das größte Schifffahrtsmuseum der Welt

Ebenfalls im Greenwich Park liegt das National Maritime Museum – für nautisch Interessierte ein absolutes Muss. Mit rund zwei Millionen Ausstellungsstücken gilt es als das größte Schifffahrtsmuseum der Welt. Neben Schiffsmodellen, Navigationsinstrumenten und Karten aus hunderten Jahren Seefahrt finden sich hier Ausstellungsstücke aus der Zeit der berühmten Seeschlacht von Trafalgar, aber auch aus dem zweiten Weltkrieg.

Ein schneller Segler und ein College

Eine besondere Attraktion ist die Cutty Sark, die in einem speziellen Trockendock in Greenwich zu besichtigen ist. 1869 gebaut, war dieser Teeklipper eines der schnellsten Segelschiffe ihrer Zeit. Sie transportierte zuerst Tee, dann Wolle und umschiffte mehrmals sowohl Kap Hoorn als auch das Kap der Guten Hoffnung.

Ebenfalls im Greenwich Park liegt das Old Royal Naval College, ein vom berühmten Architekten Christopher Wren geplantes Gebäudeensemble. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1712 diente es zunächst als Hospital für Seeleute, ab 1873 dann wurde es zu einem Ausbildungsdort der Marine umfunktioniert, dem Royal Naval College. Die barocke Anlage gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und wird teilweise von der Universität Greenwich mitgenutzt.

London Skyline
Pacco / freeimages.com

Auf jeden Fall einen Besuch wert

Greenwich bietet darüber hinaus noch einige weitere Sehenswürdigkeiten – ein Besuch lohnt sich. Zu erreichen ist die Stadt von London aus sehr leicht. So fahren Züge des Docklands Light Railway alle 20 Minuten vom Londoner Themseufer nach Greenwich, von Charing Cross oder Waterloo Station fahren aber auch normale Vorortzüge dorthin. Wer es gemächlicher mag, dem sei die Fahrt mit dem Dampfer empfohlen: Vom Tower oder Westminster legen im Sommer alle 30 im Winter alle 45 Minuten Schiffe nach Greenwich ab. Die Fahrt über die Themse dauert zwischen 30 und 55 Minuten.

Homepage von Greenwich mit Informationen für Touristen:

http://www.visitgreenwich.org.uk/

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