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Halloween: Die irischen Wurzeln des Gruselfests

Am 31. Oktober ist Halloween – die Nacht, in der Gruselverkleidungen, Kürbisse mit Schreckensfratzen und andere schaurige Erscheinungen Hochsaison haben. Die Wurzeln dieses inzwischen auch bei uns von vielen gefeierten Gruselfests liegen im keltischen Irland. Noch heute ist dort die Tradition des heidnischen Samhain-Festes vielerorts lebendig. Die Spanne der Bräuche reicht von den großen Samhain-Feuern über Kürbisvarianten bis zu speziellem Hefegebäck.
Tourism Ireland / NPO, 29.10.2021

Zu einem Party-Event mit Monster-Kostümen entwickelte sich Halloween erst in den USA, wo es einen ähnlichen Stellenwert hat wie hierzulande der Karneval.

Gettyimages, SolStock

Irrlichternende Fratzen ausgehöhlte Kürbisse, blutrünstige Vampire, Zombies und Hexen – in der Halloween-Nacht geistern vielerorts Schauergestalten durch die Gegend, gruselig verkleidete Kinder fordern "Trick or Treat" und viele Menschen nutzen die Gelegenheit, Mottoparties mit Gruselthematik zu veranstalten. Das Halloween-Brauchtum war ursprünglich nur im katholischen Irland verbreitet, kam dann nach Amerika und ging von dort kommerzialisiert um die Welt. Auch bei uns gewinnt es zusehends an Beliebtheit.

Heidnisches Toten- und Neujahrsfest

Seinen Ursprung hat Halloween in den Nebeln von Irlands historischem Osten und im keltischen Samhain-Fest, einem großen Fest mit Feuer und Festmahl. Samhain ist nach dem altkeltischen Kalender mit Neujahr gleichzusetzen. Gleichzeitig stand es für das Ende des Lebens und den Eintritt in das Reich der Toten, die mit diesem Fest geehrt wurden. In dieser Zeit des Übergangs glaubten die Kelten an eine Wechselwirkung zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten und daran, dass Geister zwischen ihnen hin- und herwandern können.

Dass Halloween am Vorabend des katholischen Feiertags Allerheiligen liegt, ist dabei kein Zufall: Als im frühen Mittelalter christliche Missionare in die Gebiete der Kelten kamen und diese zum Christentum bekehren wollten, war ihnen das heidnische Samhain in Dorn im Auge. Um dem unchristlichen Treiben ein Ende zu setzen oder ihm wenigsten einen mit ihrer Religion vereinbaren Anstrich zu geben, legten sie die katholischen Totengedenktage Allerheiligen auf den 1. November und Allerseelen auf den 2. November. Der Abend vor Allerheiligen wurde im Englischen als  "All Hallows' Eve" bezeichnet - daraus wurde dann im Laufe der Jahrzehnte "Halloween".

Das Halloween-Feuer geht auf eine alte irische Tradition zum Samhain-Fest zurück.

 

Tourism Ireland

Verkleiden als Tarnung vor den Geistern

Der Ursprung des Verkleidens zu Halloween geht auf das keltische Samhain zurück: Aus Angst, dass alle möglichen Wesen sie vor ihrer Zeit in die andere Welt ziehen könnten, verkleideten sich die Kelten. Sie versuchten so, die in dieser Nacht umherziehenden Geister, Feen, Kobolde und Dämonen zu verwirren und zu verscheuchen. Zum gleichen Zweck sangen sie spezielle Lieder oder sprachen Gebete für die Seelen der Verstorbenen.

Im Gegenzug bekamen sie Lebensmittel überreicht, in der Regel einen sogenannten Seelenkuchen – eine Art Fladenbrot mit Früchten. Diese Tradition war als "Souling" bekannt. Dieser Brauch, sich zu verkleiden und bei Hausbesuchen um kleine Geschenke in Form von Süßigkeiten, Früchten und Geld zu bitten, hast sich bis heute erhalten und ist der Ursprung des "Trick or Treat" (Süßes oder Saures).

Eine weitere keltische Tradition ist das Anzünden von großen zeremoniellen Samhain-Feuern um die sich Clans und Gemeinschaften versammelten. Eines der größten keltischen Feuerfeste fand auf dem Gipfel von Tlachtga oder dem Hill of Ward in der heutigen Grafschaft Meath statt. Jüngste archäologische Ausgrabungen deuten darauf hin, dass der Hügel schon vor über 2.000 Jahren für Feste und Feiern genutzt wurde. Aus alten Handschriften geht hervor, dass die Kelten hier ein Feuer entzündeten, von dem aus alle Feuer in Irland neu entfacht wurden.

Von der geschnitzten Kartoffel zum Halloween-Kürbis

Beleuchtete Kürbisse mit schaurigen Gesichtern sind ein ebenfalls ein typischer Teil von Halloween – und auch dieser Brauch hat seine Wurzeln in Irland. Dort wurden ursprünglich große Kartoffeln oder Rüben kunstvoll in Form geschnitzt. Irische Einwanderer brachten die Tradition nach Amerika, der Heimat des Kürbisses und begannen dann dort, Kürbisse statt Rüben oder Kartoffeln zu verzieren.

Die englische Bezeichnung "Jack O'Lantern" für die typischen  Halloween-Kürbisse stammt aus einer irischen Volkserzählung über einen Mann namens Stingy Jack, der dem Teufel einen Streich spielte. Zur Strafe verdammte der Teufel Jack dazu, bis in alle Ewigkeit mit einer brennenden Glut aus den ewigen Feuern der Hölle in einer Rübe umherzuwandern, um seinen Weg zu erleuchten.

Ein weiteres Relikt aus der keltischen Ära sind auch spezielle Speisen wie "barm brack", ein süßer Hefekuchen mit Gewürzen und getrockneten Früchten verfeinert. Er wird überall in Irland in den Bäckereien und Supermärkten angeboten. Wer darin einen Ring findet und gerade einen neuen Partner sucht, wird sich "mit Sicherheit" verlieben, und eine bestehende Partnerschaft bekommt neuen Schwung. Wer eine Münze findet, hat für die kommenden zwölf Monate keine Geldsorgen.

Traditionen noch heute lebendig

Viele Mythen und Überlieferungen rund um Halloween gehen damit auf das keltische Irland zurück -  und werden dort bis heute als Traditionen bewahrt. Kein Wunder: Wenn sich die grüne Insel in der dunklen Jahreszeit durch gelbe und rötlich gefärbte Blätter langsam verändert und der von den Seen aufziehende Morgennebel die Umrisse verschleiert, erscheint Irland in einem ganz besonderen Licht. In diesen Tagen sind auch die alten Traditionen plötzlich ganz nah.

Tatsächlich ist Irland gerade bei den Deutschen beliebtes Reiseziel - nicht nur zu Halloween. Hoch im Kurs stehen bei allen Reisenden die beeindruckenden Naturkulissen, die historischen Schätze und die vielfach gepriesene Freundlichkeit der Menschen. Wer sich derzeit mit der Urlaubsplanung beschäftigt, sollte die grüne Insel unbedingt in der Auswahl haben: Der Golfstrom sorgt ganzjährig für ein gleichbleibend gemäßigtes Klima.

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