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Hans Christian Andersen in Kopenhagen: Auf den Spuren des Märchendichters in de

Der weltberühmte Märchendichter Hans Christian Andersen verbrachte den größten Teil seines Lebens in Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt fand er alles, was sein Herz begehrte: Menschen, die ihm halfen, und Orte, die ihn inspirierten. Mit einem ganzjährigen Festival feiert Kopenhagen 2005 den 200. Geburtstag des dänischen Nationalautors.

Hilke Maunder, © Visit Denmark

Trockenes Brot vor dem Königsschloss

Mit 13 Reichstalern im Portemonnaie war Andersen gegen den Willen seiner Mutter aus seiner Geburtsstadt Odense aufgebrochen. Sein brennendster Wunsch: eine Karriere am Theater. Nach zwei Tagen zu Fuß, in der Postkutsche und auf dem Segler blickt der 14-jährige am 6. September 1819 von der Anhöhe bei Frederiksberg Slot auf Kopenhagen. Damals lag das Schloss außerhalb der Stadt, die von Wällen mit Windmühlen umgeben war. Seine erste Bleibe wird der Gasthof Gårdergarden in der Vestergade 18.

Zwölf Tage später zieht er zu Marie Sophie Torgesen in die Ulkegade 108 (heute Bremerholmen), ein Jahr später ein Stockwerk höher zur Steuermannswitwe Henckel. Sein Zimmer ist eine leere Speisekammer ohne Fenster und Licht und so eng, das Andersen sich auf das Bett setzen muss, wenn er wie in Odense Puppentheater spielen möchte. Seine Requisiten ersteht er bei Blankensteiner og Søn, einem kleinen Laden in der Købmagergade 7. Als Mittagessen reicht das Geld nur für trocken Brot. Tagtäglich verzehrt er es auf einer Bank im Schlossgarten von Rosenborg. Der Anblick des Königsschlosses lässt den hageren Jungen träumen. In seiner Phantasie verwandeln sich die bronzenen Löwen in drei schreckliche Hunde - nachzulesen im Märchen „Das Feuerzeug“.

Ausgestattet mit einigen Empfehlungsschreiben, wird Andersen bei Kopenhagener Künstlern vorstellig. In der Bredgade 19 überrascht er Madame Schall. Als Andersen beginnt, sich merkwürdig zu bewegen, hält die legendäre Tänzerin den Jungen für verrückt und wirft ihn hinaus. Guiseppe Siboni, der neue Chorleiter des Hoftheaters, ist indes bereit, ihm Stimmunterricht zu gehen. Bis zum Sommer 1820 dauern die privaten Gesangstunden in dessen Wohnung Vingårdsstræde 5, dann ist auch Siboni überzeugt: Andersen hat kein Talent.

So spricht Andersen bei Solotänzer Dahlén in der Badestruestræde 18 vor. Der Ballettmeister am Königlichen Theater nimmt Andersen als Schüler an. Doch diesmal ist es Andersen, der rückblickend erkennt: „Ich war kein vielversprechender Kandidat für den Tanz“ - und verarbeitet seine Erfahrung im Roman „Glücks-Peter“. Dennoch gelingt Andersen ein Debüt als Tänzer. Am 25. Januar 1821 tanzt er einen Musikanten in Galeottis Oper „Nina“, drei Monate später in „Armida“ den dämonischen Troll einer Fee. Voller Stolz blickt er immer wieder auf seinen Namen im Ballettprogramm.

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