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Happy Birthday Pippi Langstrumpf!

Sie hat rote Haare und Sommersprossen, ist bärenstark und nicht auf den Mund gefallen: Pippi Langstrumpf. Ursprünglich hat die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren diese Figur nur erfunden, um ihrer kranken Tochter die Zeit zu vertreiben. Aber dann erschien die Geschichte doch als Buch – vor genau 75 Jahren am 26. November 1945. Seither ist Pippi Langstrumpf unsterblich.
NPO, 26.11.2020

Die Schauspielerin Inger Nilsson spielte Pippi Langstrumpf bei der Verfilmung im Jahr 1972.

Pippi Langstrumpf ist ein ziemlich ungewöhnliches Mädchen: Obwohl sie erst neun Jahre alt ist, lebt  sie allein in der Villa Kunterbunt, gemeinsam mit dem Äffchen Herrn Nilsson und dem Pferd Kleiner Onkel. Geld hat sie genug und sie lässt sich von niemandem vorschreiben, was sie machen soll oder wie sie zu leben hat. Das Mädchen mit den roten, abstehenden Zöpfen ist außerdem so stark, dass sie Pferde stemmen kann. Sie sagt, was sie denkt und weigert sich, hübsche Kleider zu tragen oder sonstigen Normen zu genügen.

Mit diesen Eigenschaften wäre Pippi Langstrumpf selbst in unserer Zeit reichlich rebellisch und sehr selbstbewusst. Als sie jedoch vor 75 Jahren erfunden wurde, grenzte ihr Verhalten schon fast an einen Skandal. Denn 1945 hatte ein Mädchen vor allem brav und strebsam zu sein – etwa so, wie es Pippis Nachbarskinder Thomas und Annika beigebracht bekommen haben. Doch genau das war Pippi Langstrumpf nicht – und das ist bis heute das Geheimnis ihrer Beliebtheit und ihres Erfolges.

"Erzähl mir eine Geschichte…"

Erfunden hat Astrid Lindgren die Geschichte rund um Pippi und ihre Gefährten im Winter 1941-  mitten im Krieg. Karin, die Tochter der Schriftstellerin liegt mit einer Lungenentzündung im Bett und langweilt sich. Lindgren erzählt: "Eines Tages sagte sie: ’Erzähl mir was von Pippi Langstrumpf.‘ Es war ein Name, der ihr gerade in diesem Augenblick durch ihren fieberheißen Kopf geschossen war."

Lindgren beginnt, die Geschichte von Pippi Langstrumpf auszuspinnen – jeden Abend erzählt sie ihrer kranken Tochter eine Gutenachtgeschichte und lässt ihre Heldin neue Abenteuer erleben. Nachdem die Tochter wieder gesund ist, droht Pippi Langstrumpf fast wieder in Vergessenheit zu versinken. Denn Astrid Lindgren hat reichlich zu tun, sie arbeitet unter anderem für den schwedischen Nachrichtendienst.

Ein Unfall und ein Preisausschreiben

Doch dann kommt der Zufall zu  Hilfe – in Form eines vom Schnee glitschigen Gehwegs: "Ich fiel hin, verstauchte mir den Fuß, musste liegen und hatte nichts zu tun" berichtet Lindgren später. "Was tut man da. Schreibt vielleicht ein Buch." Und genau das tat Lindgren: Sie schrieb die Geschichten rund um Pippi Langstrumpf auf und schenkte das fertige Manuskript ihrer Tochter Karin am 21. Mai 1944 zum zehnten Geburtstag.

Im gleichen Jahr reicht Astrid Lindgren das Manuskript bei einem schwedischen Buchverlag ein, doch dieser lehnt die Veröffentlich – vielleicht, weil ihm die Geschichten zu subversiv erscheinen. 1945 aber versucht es die Schriftstellerin ein weiteres Mal: Sie reicht Pippi Langstrumpf als Beitrag zu einem Preisausschreiben für das beste Mädchenbuch ein – und gewinnt den ersten Preis.

Pippi Langstrumpf und die Villa Kunterbunt

Ein Buch geht um die Welt

Am 26. November 1945 ist es dann soweit: Der Verlag Rabén & Sjögren veröffentlicht das erste Pippi Langstrumpf-Buch. Obwohl das Buch nicht unumstritten ist, wird es erfolgreich – die Kinder lieben die Abenteuer der unkonventionellen, frechen Pippi. 1949 erscheint das Buch auch erstmals in deutscher Sprache.

Heute gehören die drei Bücher der Pippi Langstrumpf-Reihe längst zu den Klassikern der Kinderbuchliteratur. Die Geschichte wurden in 64 Sprachen übersetzt – und der Name der Heldin dabei entsprechend angepasst. So heißt sie auf den Philippinen "Potpot Habangmedyas", auf chinesisch "Cháng wà zi Pí pí" und in der Türkei "Pippi Uzunçorap". Egal aber wie ihre Name lautet: Frech und unabhängig bleibt Pippi Langstrumpf immer und überall.

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