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Hecheln gegen Hitze

Lena Riemenschneider

Hechelnder Dalmatiner
shutterstock.com/SasPartout
Anders als für andere Tiere ist es für Hunde nicht nur normal sondern notwendig, ihre Zunge aus dem Maul hängen zu lassen und zu hecheln. Je wärmer die Temperaturen und je höher die Anstrengung, desto mehr hechelt ein Hund. Doch warum ist das Hecheln für Hunde notwendig und wie funktioniert dieser Mechanismus?

 

Abkühlung durch Verdunstung

Hunde besitzen weniger Schweißdrüsen als viele andere Tiere und als Menschen. Die meisten befinden sich unter den Pfoten und dienen dazu, den zurückgelegten Weg für andere Hunde zu markieren. Diese wenigen Schweißdrüsen können aber niemals die Temperatur des gesamten Hundekörpers regulieren. Deshalb schwitzt ein Hund über die Zunge: Er lässt sie heraushängen und atmet durch die Nase ein, wobei ein Luftzug entsteht, der die Verdunstung von Feuchtigkeit begünstigt. Diese Verdunstung hält die Körpertemperatur des Hundes konstant.

Rasender Dackel
istockphoto.com/Glenn Nagel
Beim Hecheln erhöht sich die Atemfrequenz von ca. 30 auf ganze 300 bis 400 Atemzüge pro Minute. Je schneller der Hund hechelt, desto flacher atmet er. Außerdem gelangt sehr viel weniger Luft in die Lungen, als dies bei hechelnden Menschen der Fall wäre. Die Luft zirkuliert im sogenannten „Totraum“ zwischen Maulschleimhaut, Luftröhre und Bronchien. Dieser Mechanismus wird deshalb „Totraumventilation“ genannt und verhindert eine Hyperventilation. Eine Austrocknung des Mundraums während des Hechelns wird übrigens durch eine vermehrte Speichelproduktion, das sogenannte „Sabbern“, verhindert.

 

Vorsicht!

Je mehr Körpervolumen ein Hund hat, desto mehr schwitzt er und desto weniger Wärme lassen die Fettpolster heraus. Große und dicke Hunde hecheln und „sabbern“ also häufiger, als kleinere Hunde. Ein bekanntes Beispiel ist der Bernhardiner. Außerdem hat die hohe Luftfeuchtigkeit bei Hitze die Verhinderung von ausreichender Verdunstung zur Folge. Deshalb sind sehr dickfellige und dickhäutige Hunde in kühlen Gefilden besser aufgehoben und sollten lieber nicht in den Sommerurlaub mitgenommen werden.

Vorsicht gilt auch für Besitzer von kurznasigen Hunden! Denn die Atmung dieser Tiere ist im Vergleich zu langnasigen Hunden eingeschränkt, weshalb der Wärmeaustausch schlechter funktioniert. Möpse, Bulldoggen, Pekinesen, Boxer und vergleichbare Rassen sind also ebenfalls besonders hitzeempfindlich!

Natürlich muss aber auch bei geringen Temperaturen die innere Körperwärme konstant gehalten werden, die durch den Energieumsatz bei Aufregung, Stress, Bewegung und bei der Verdauung entsteht. Hundebesitzer müssen sich also nicht wundern, wenn ihr Haustier auch im Winter hechelt.

 

„Kühlzentrum“ im Gehirn

Neben der Körpertemperatur muss auch das Gehirn eines Hundes kühl gehalten werden: Dort befindet sich eine Art Thermostat, das bereits bei einem geringen Wärmeanstieg ausgelöst wird und den Hund zum Hecheln veranlasst. Das verhindert eine Beeinträchtigung der Hirnfunktionen, die ein Temperaturanstieg sonst zur Folge hätte. Je stärker ein Hund hechelt, desto kühler ist das venöse Blut rund um die Arterien an der Schädelbasis und desto kühler erreicht das Blut das Gehirn. Auch Katzen, Schafe und Ziegen haben ein solches Kühlsystem im Gehirn. A propos: Das Hecheln ist im Tierreich weiter verbreitet als man vermutet! Viele Tiere (zum Beispiel Vögel) atmen bei Hitze mit offenem Mund.

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