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Heinrich der Seefahrer

Prinz Heinrich (1394–1460), der Sohn des portugiesischen Königs Johann I., förderte die portugiesische Schifffahrt so sehr, dass Portugal dank ihm zu einer großen Entdeckernation und europäischen Kolonialmacht aufstieg. Dabei war er nie selbst auf Forschungsreise gewesen. Er betätigte sich lieber als Geldgeber und Förderer der modernen Seefahrt.

Der Reiz ferner Länder

Heinrich der Seefahrer lebte über 40 Jahre in Sagres in der Provinz Algarve, von wo aus er systematisch die portugiesischen Entdeckungsfahrten an der westafrikanischen Küste organisierte. Der Kreuzzug gegen die islamische Handelsstadt Ceuta im Jahr 1415 war ein Wendepunkt in seinem Leben. Die Eroberer brachten Güter von arabischen Karawanen aus dem Inneren Afrikas und Indiens mit: Gewürze, Teppiche, Gold und Silber weckten Heinrichs Interesse an den Herkunftsländern. Er nutzte von nun an jede Gelegenheit, von Reisenden oder Händlern Informationen über das Innere Afrikas und über vielversprechende Handelsplätze zu sammeln.

 

Ein Seefahrer auf dem Trockenen

Den Beinamen "Seefahrer" erhielt Prinz Heinrich schon von seinen Zeitgenossen. Doch der Pionier der planvollen Entdeckungsreisen war nie selbst auf Forschungsreise gewesen. Er war der Finanzier und theoretische Kopf der Expeditionen. Seine Residenz in Sagres wurde zum Hauptquartier der Reiseplanungen und Zentrum seiner Forschungen. Dort sammelte er systematisch alles, was ihm Seeleute, Wissenschaftler, Händler oder Reisende über Afrika berichteten. Er organisierte die Forschung auf den Gebieten der Astronomie, Navigation, Kartografie und des Schiffbaus und errichtete in Sagres eine erste Schule für Seefahrer. Die Entwicklung der Karavelle, die zum Standardschiff der Entdecker wurde, ging auf seine Initiative zurück.

 

Seemannsgarn

Ab 1421 entsandte Heinrich die ersten Schiffe nach Westafrika. Keines wagte sich weiter als bis zum Kap Bojador südöstlich der Kanarischen Inseln. Seit Jahrhunderten galt das Kap als Grenze der Schifffahrt. Unter europäischen und arabischen Seemännern kursierten die abenteuerlichsten Geschichten. Heinrich musste alle Anstrengungen unternehmen, um die Angst vor angeblichen Magnetbergen, vor der Glut der Sonne oder vor Seeungeheuern bei den Mannschaften zu überwinden. Schließlich half nur Zwang. 1434 musste sein Schildknappe Gil Eanes das Kap umrunden. Als Eanes nach dem zweiten Anlauf wohlbehalten zurückkehrte, war der Bann gebrochen.

 

Afrika wird umschifft

Jahr um Jahr schickte Heinrich der Seefahrer Schiffe aus, die immer ein Stückchen weiter nach Süden vorstießen. Heinrich verlangte von seinen Kapitänen, für ihre Nachfolger genaue Logbücher und Karten zu führen. Sie sollten Kontakte mit den Einheimischen knüpfen und alles, was sie sahen, aufschreiben.

Um seine Unternehmungen finanzieren zu können, hatte sich Heinrich der Seefahrer im Jahr 1443 das Monopol für sämtlichen Handel südlich des Kap Bojadors übertragen lassen und 1444 in Lagos die Companhia de Lagos gegründet, die die Handelsrechte verwaltete. 1445 wurden Senegal und Gambia entdeckt. Nach der Umrundung von Kap Verde (bei Dakar, Senegal) zahlten sich die Expeditionen Heinrichs auch finanziell aus. Der Handel mit afrikanischen Waren erblühte. Noch heute verraten die Namen der Küstenabschnitte, beispielsweise Elfenbeinküste, Sklavenküste, Pfefferküste und Goldküste, womit die Portugiesen damals handelten. Als Prinz Heinrich 1460 starb, war Guinea erreicht und die Portugiesen waren bis zur Küste des heutigen Sierra Leone vorgedrungen. Damit war die Basis für eine Umschiffung Afrikas geschaffen.

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