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Heizung: Eine brennend heiße Geschichte

Wer bei dem Gedankenspiel, was wohl die allererste Heizung des Menschen war, an vom Feuer faszinierte Steinzeitmenschen denkt, hat nicht ganz Unrecht. Immerhin war die Entdeckung des Feuermachens ein Meilenstein in der menschlichen Entwicklung, der den Urmenschen unterschiedlichsten Komfort brachte. Offenes Feuer war aber wirklich nur der allererste Punkt in einer langen und spannenden Geschichte des Heizens – ohne deren Ablauf der Mensch nicht an dem Punkt stehen würde, an dem er sich heute befindet.

 

Schon in wenigen Wochen werden viele abends wieder ihren Kamin anwerfen – und damit einen kleinen Sprung zurück zu den allerersten Menschen tätigen, denen erst die Kontrolle des Feuers ermöglichte, sich zum modernen Mensch zu entwickeln.

Die folgenden Zeilen wurden bei wunderschönem Spätsommerwetter geschrieben – bei einer Witterung, bei der viele mit Gram daran denken, dass sie sich bald wieder mit Heizkörper, Thermostat und Co. befassen müssen. Dabei sollte einen das nicht griesgrämig machen. Im Gegenteil: Wer heute auf dem Computer-Display seiner Zentralheizung die Wohlfühltemperatur einstellt, steht am Ende eines langen und beschwerlichen Weges, auf dem der Mensch immer versuchte, seine Behausungen nicht nur effektiv, sondern auch komfortabel zu beheizen. Und weil die Heizung so untrennbar mit unserer Entwicklung verbunden ist, will der folgende Artikel ihr gebührend huldigen.

Am Anfang war das Feuer

Feuer – Quell heimeliger Wärme, Verursacher größter Schäden. Und gleichsam sind die Flammen auch das, was alle Menschen und die meisten Heizformen durch alle Jahrtausende miteinander verbindet. Und ganz am Anfang war es wirklich wild.

Wie der Mensch das Feuer zähmte

Wildfeuer bewahren

 

Bevor Menschen herausfanden, wie sie selbst Feuer entfachen konnten, waren die einzigen „Quellen“ durch Blitze in Brand geratene Bäume und ferner solche nach Vulkanausbrüchen.

Der Mensch wusste nicht von Anfang an, wie er Feuer entfachen kann. Die Frühmenschen kannten nur Wildfeuer, beispielsweise durch Blitzschläge ausgelöst. Aber sie erkannten schnell, dass die lodernden Flammen nicht nur Verheerungen anrichteten, sondern wohldosiert auch Wärme brachten.

Doch das Bewahren solcher Feuer war schwer: Glut wurde eingesammelt, mit feuchten Blättern umwickelt und in Gefäße aus Baumrinde gepackt. Mittels getrocknetem Moos konnte so ein neues Feuer entfacht werden – so denn das Holz nach Stunden noch glühte.

Funken sind heiß

Dass Feuer auch auf andere Weise entfacht werden konnte, verdankten unsere Vorfahren ihrer Experimentierfreudigkeit: Wahrscheinlich warfen Steinwerkzeuge, die zurechtgeschlagen wurden, Funken und entzündeten etwas – das Urzeit-Feuerzeug war geboren.

Feuerbohren & -schlagen

Allerdings war diese Methode des Feuerschlagens immer noch relativ komplex, zumal Feuersteine und ein eisenhaltiges Material benötigt wurden – das gab es nicht überall. Doch auch hier fanden die Urzeitmenschen Alternativen. Und zwar in gleicher Form, in der heute Kinder herausfinden, dass aneinander geriebene Hände warm werden, das Feuerbohren: Ein Holzstab wird auf ein flaches Stück Holz gesetzt und schnell gedreht – die Reibungswärme überschreitet die Zündtemperatur, durch Hinzugabe von Zunder entsteht Feuer. Folgendes Video zeigt eine der höchsten Evolutionsstufen dieser Technik:

Die urzeitliche Heizung

Grubenfeuer

Die vielleicht älteste Form der Urzeitl-Heizung war das Grubenfeuer: Mit einem Grabstock wurde innerhalb der Behausung ein Loch ausgehoben und darin ein Feuer entfacht. Das hat mehrere Vorteile:

  • Das Feuer bleibt auf einem engen Raum
  • Durch die geringe Sauerstoffzufuhr brennt es nur langsam ab
  • Das Licht lenkt nicht vom Schlafen ab
  • Die Hitze ist nach oben gerichtet und erlaubt gezieltes Garen von Nahrung

 

Schon bevor der Mensch lernte, Behausungen zu errichten, erwärmte er durch Feuer seine Höhlen – schon Proto-Menschen wie der Homo Erectus verfuhren so.

Die ältesten Feuerstellen

Der älteste Fund einer solchen menschlichen Feuerstelle datiert fast 800.000 Jahre zurück – zu Zeiten des Homo Erectus also. Seine Wichtigkeit muss man vor allem in evolutionärem Kontext sehen: Ohne Feuer wäre die Besiedlung kälterer Regionen unmöglich gewesen. Gleichsam erhöht Hitze den Nährstoffgehalt der meisten Speisen und tötet Keime ab. Das sorgte für einen Entwicklungsschub, auch bei der Hirngröße unserer Vorfahren.

Erdhütten und Liegestättenheizung

Als die Frühmenschen die ersten Behausungen errichteten, war das Feuer ebenfalls zugegen. Und hier zeigten sich schon erstaunliche Fertigkeiten: Vor der Hütte wurde ein Loch ausgehoben und mit einem Graben, der durch das ganze Bauwerk lief, verbunden. Dieser wurde hernach abgedeckt und darauf die Schlafstätte errichtet. Wurde nun das Grubenfeuer entfacht, zogen dessen Rauch und Wärme durch den Schacht und erwärmten die Schlafstelle.

Luxuriöse Antike

Griechischer Hypokaustum

Die Griechen brachten dieses Prinzip der Wärme-Durchströmung zur Vollendung: Bei ihrem Hypokaustum wurden ganze Gebäudeteile erwärmt. Doch auch die Griechen erkannten: Je größer das Haus, desto mehr Brennstoff wird benötigt und desto mehr Zeit vergeht, bis alles erwärmt ist.

 

Römisches Heizungssystem

Römische Kanalheizung

Im antiken Rom wurde die Idee der „Heizung von unten“ dann auf die Spitze getrieben und gleichzeitig verbessert: Bei der Kanalheizung wurde das Hypokaustum-Prinzip aufgegriffen und verbessert, diente aber gleichsam als „früher Badeofen“, um Wasser zu erhitzen.

Tausend Jahre – ein Kamin

 

Bis auf die griechischen und römischen Hochkulturen platzierten praktisch alle Völker die Feuerstelle in der Hausmitte und ließen den Rauch durch ein Loch im Dach entweichen – so auch die Wikinger in ihren Langhäusern.

Warum die Feuerstelle an die Wand rückte

Nach dem Ende römischer Zivilisationen lagen Feuerstellen bis um das Jahr 800 wieder in der Raummitte, der Rauch wurde einfach über ein Loch im Dach ins Freie entlassen – Ruß- und Feinstaubbelastung waren damals unbekannt. Dann aber setzten sich mehrgeschossige Bauweisen langsam durch – das Feuer musste an die Wand rücken und wurde mit einem Kamin verbunden. Damit wurde es möglich, auch auf mehreren Ebenen Feuer zu betreiben und trotzdem den Raum frei von Rauchgas zu halten – ein gewaltiger Schritt nicht nur für Komfort, sondern auch Sicherheit. Dennoch: Gemauerte Rauschlote benötigten hierzulande bis zum 15. Jahrhundert, bis sie großflächig verbreitet waren.

14. Jahrhundert: Die ersten Kachelöfen

Bis ins ausgehende Mittelalter wurden Kamine von dicken Steinen umringt, die kaum Wärme aufnehmen und abgeben konnten – die Hitze wurde nur über das Feuer selbst abgestrahlt. Und das machte es notwendig in jedem Raum Kamine zu bauen – und damit auch entsprechend komplexe Abzugsnetzwerke. Im 14. Jahrhundert entstanden jedoch in den Ostalpen die ersten Kachelöfen. Ihr Vorteil: Sie waren mit gebrannten Steinen ummauert, die viel Hitze abgaben. So wurde es möglich, durch einen zentralen Ofen mehrere Stockwerke zu beheizen. Allerdings: Diese frühen Kachelöfen blieben über viele Jahrhunderte Prestigeobjekte.

Das Schornsteinfegerhandwerk entsteht

Mit der Verbreitung von Schornsteinen und dem beengten Bau mittelalterlicher Städten entstanden auch Probleme. Das drängendste: Rußbrände und dadurch ausgelöste Großfeuer, die oftmals ganze Städte einäscherten. Bis zu diesem Zeitpunkt reinigten Hausbesitzer ihre Kamine meist selbst. Doch dann erließen diverse Städte Feuerordnungen. Bestandteil vieler davon war die Ernennung zentraler Schornsteinfeger, die das Reinigen übernahmen, um sicherzustellen, dass diese Aufgabe auch regelmäßig erledigt wurde.

Ein warmer Herd ….

Das Mittelalter war zudem auch der Zeitpunkt, an dem die ersten Herde entstanden. Zum Verständnis: In früheren Zeiten war das Feuer gleichzeitig Heizung und Kochstelle. Erst im Hochmittelalter begann die Aufteilung: Es wurden Sockel gemauert, die von unten mit Brennmaterial bestückt und oben mit einem Rost für die Speisen abgedeckt waren. Darüber hing mit einigem Abstand der Rauchfang.  Herde, wie wir sie kennen, also mit Herdplatten und Klappen, entstanden erst im 18. Jahrhundert

Willkommen in der Moderne

Während die Menschheit über Jahrtausende praktisch auf die gleiche Weise heizte, kam es um das Jahr 1000 und die folgenden Jahrhunderte zur „Mittelalterlichen Warmzeit“. Diese löste eine Bevölkerungsexplosion aus – mit weitreichenden Folgen.

16. Jahrhundert: Das Holz geht zur Neige

 

In den schottischen Highlands zeigt sich die Holznot bis in die Gegenwart: Vor dem 16. Jahrhundert waren sie großflächig mit Wald bedeckt, der als Brennholz und zum Bau von Schiffen rigoros gerodet wurde.

Die Kohle etabliert sich

Schon die Römer hatten wegen ihres aufwendigen Heizstils Wälder um Siedlungen abgeholzt. Im 16. Jahrhundert wurde Holz aber in Europa wirklich knapp. Das lag nicht nur am Bevölkerungszuwachs, sondern auch am einsetzenden Entdeckerdrang und den dafür benötigten Schiffen. Alternativen fand man in Form der zuvor als minderwertig angesehenen Stein- und Holzkohle.

 

Torf- und Kohleentstehung

Damals bestand der Vorteil darin, dass viele Kohleflöze an die Erdoberfläche ragten. Doch je mehr diese ausgebeutet wurden, desto tiefer mussten die Menschen gehen. Damit ist die Geschichte der Heizung auch untrennbar mit dem Bergbau verbunden.

Alternative Torf

Allerdings war Kohle nicht überall vorhanden. Besonders in sumpfigen Gebieten war deshalb der Torf schon seit längerem bekannt – doch erst die Holznot erzwang verstärkten Abbau, der zur Trockenlegung vieler Moore führte.

Es wird gemütlich

Die erste Zentralheizung (1716)

Bis ins 18. Jahrhundert war Heizung eine direkte Sache: Feuer erwärmte einen Raum. Dann aber kam der Schwede Marten Trifvald auf eine unglaubliche Idee: Was, wenn man mit dem Feuer Wasser erhitzen und damit einen Raum beheizen würde? Er setzte seine Idee in einem englischen Treibhaus um – die Zentralheizung war geboren und verbreitete sich rasend schnell beim Adel, dessen Gebäude die meisten zu beheizenden Räume aufwiesen.

 

Der typische eiserne Ofen ist ein Kind der Industrialisierung – und ersetzte wegen seiner Kompaktheit rasend schnell den offenen Kamin.

Mehr Räume – mehr Öfen

Doch auch wenn die Zentralheizung nun erfunden war, sie blieb seltenes Statusobjekt. Jedoch stieg auch bei unteren Bevölkerungsschichten die Zahlen der Räume– zu viele für offene Kamine.

An diesem Punkt kommen Zimmeröfen ins Spiel: Durch die beginnende Industrialisierung war viel Eisen vorhanden – und es leitete Wärme sehr gut. Rasch entstanden kleine Öfen, die jeden Raum aufheizen konnten, aber nur einen verhältnismäßig kleinen Kaminanschluss benötigten. Gleichsam war dies auch ein Sicherheitsaspekt: Diese Öfen waren geschlossen, keine Glut konnte herausfallen.

Der Badeofen – mehr als warmes Wasser

Dass Wasser und Sauberkeit eng mit Gesundheit verbunden waren, dessen waren sich die Menschen zwischen der Antike mit ihren Thermen und dem 18. Jahrhundert mal mehr, mal weniger bewusst. Im 19. Jahrhundert allerdings wurden diese Zusammenhänge auch von der Medizin aufgegriffen und damit Fakten geschaffen:

"Wer sich regelmäßig wäscht, der ist gesünder."

Das rief wiederum die Entwickler auf den Plan: Zuvor musste man sich entweder in Gewässern baden oder geringe Mengen Wasser in einem Zuber erhitzen. Dann entstand der Badeofen: Ein großer Behälter, unter dem Feuer entfacht wurde, welches das im Badeofen befindliche Wasser erhitzte. Erst als Volksbäder und später auch in Privathäusern wurde so der Weg für Volkssauberkeit und somit Gesundheit geschaffen. Und: Baden wurde vom notwendigen Übel zu einem entspannenden Freizeitspaß in der Wanne.

 

Der Energiehunger der Industrialisierung machte Kohle zum begehrtesten Brennstoff - auch für Privathaushalte. Und er schuf den Beruf des Bergmannes – unter schrecklichen Arbeitsbedingungen.

Rußschwaden über der Industrialisierung

Doch auch im 18. Und 19. Jahrhundert stiegen die Bevölkerungszahlen weiterhin. Gleichsam bewirkte die Industrialisierung eine zuvor ungekannte Urbanisierung. Und jeder wollte es im Winter warm haben. Hinzu kam, dass die Stahlproduktion enorme Mengen Kohle verschlang. Das führte dazu, dass über Städten die Luft durch Ruß und Abgase immer schmutziger wurde.

Regionale Aspekte

Besonders zeigte sich dies natürlich in den Industriestädten wie Chemnitz oder Manchester.

Hier sank die Lebensqualität rapide – zwar nicht nur, weil so viele heizen mussten, aber eben auch deshalb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

 

Die großflächigen Verheerungen des Krieges hatten auch etwas Gutes: Sie ermöglichten es, Infrastrukturen ganzer Städte auf einen Schlag zu erneuern – darunter auch Gasleitungen und in neubauten moderne Heizungen.

Der wichtigste Schritt: Die Zentralheizung

Nach den Verheerungen des zweiten Weltenbrandes begann in Europa der große Wiederaufbau. Und so morbide es klingt: Erst er machte es rentabel, in die neuen Häuser auch moderne Heizungsformen zu integrieren – der Siegeszug der Zentralheizung begann in den Trümmern Europas.

Ade Festbrennstoffe

Und auch, wenn solche frühen Zentralheizungen noch teils mit Kohle betrieben wurden, waren die Menschen es leid, schmutzige Briketts schleppen zu müssen. Festbrennstoffe für Einzelfeuerungsöfen gerieten so Neubau für Neubau ins Hintertreffen.

Der Siegeszug von Gas und Öl

Gleichsam sorgte der Wiederaufbau auch dafür, dass Versorgungsnetze neu verlegt werden konnten. Das machte es möglich, ganze Städte mit Gasleitungen zu versehen – über die Zentralheizungen betrieben werden konnten.

Und gleichermaßen wurde Öl immer mehr zum Motor der Welt: Der Krieg hatte durch seinen Treibstoffbedarf die Erschließung unzähliger Ölquellen erforderlich gemacht. Doch nun traten auch die Nebenprodukte der Raffination ins Rampenlicht. Allen voran: Heizöl. Als Nebenprodukt der Benzinherstellung war es günstig und bot sich als Heizmaterial für Haushalte an – nicht zuletzt, weil es so komfortabel wie Gas war.

Alternative Fernwärme

Doch vor allem in der Nähe von Industriezentren, in denen viel Hitze erzeugt wurde, entstand auch eine weitere Heizform: Fernwärme. Prinzipiell wird dabei Dampf über Rohrleitungen in die einzelnen Haushalte geleitet. Allerdings: breit durchsetzen konnte sich das Konzept nie – auch wegen der unvermeidbaren Wärmeverluste über die Leitungen.

 

Im Westen reagierte man durch Fahrverbote auf die Ölkrise. Aber im Hintergrund war bereits klar, dass ein viel größeres Umdenken erforderlich war.

Schock Ölkrise

Die beiden ersten Nachkriegsjahrzehnte waren vielleicht ein goldenes Zeitalter der Heizung, denn sie benötigte erstmalig praktisch keine menschliche Interaktion mehr. Doch dann kam 1973 der Yom-Kippur-Krieg, in dessen Folge die OPEC-Staaten die Ölförderung um nur fünf Prozent drosselten.

Das reichte, um den Westen ins Chaos zu stürzen. Öl- und Gaspreise explodierten. Besonders traf das die Ölheizung. Diese galt nach 1973 als „gebrandmarkt“ wegen der damit verbundenen Abhängigkeit von der geopolitischen Lage und der damit verbundenen Unsicherheit hinsichtlich der Kosten. Auch wenn die Heizöl-Preise  seit Beginn der 2000er tendenziell sanken, ist es bislang für die Ölheizung immer noch schwer das vorhandene Stigma vollends abzulegen. Die Ölkrise verursachte nicht zuletzt ein Umdenken in Sachen Heizen und Energieverbrauch und stieß Entwicklungen an, von denen wir heute profitieren. 1973 war deshalb vielleicht das wichtigste Jahr für die gesamte Heizungsentwicklung.

Adieu Nachtspeicher

Eine dieser Entwicklungen: Nachtspeicheröfen wurden unattraktiver. Was in den 50ern und 60ern wegen der leicht verlegbaren Leitungen noch probate Alternative zu Einzelfeuerung und Zentralheizung war, war nun Stromfresser. 2009 beschloss die Bundesregierung sogar ein Betriebsverbot – hob es aber später wieder auf.

Das Umdenken beginnt

Gleichsam führte die Krise aber auch einer breiten Öffentlich eines vor Augen: Fossile Brennstoffe sind endlich. Und deshalb muss der Verbrauch reduziert werden.

 

Entwicklung des Rohölpreises nach 1960

Wider die Abhängigkeit

Und es machte auch klar, dass der Westen abhängig ist. Für Bürger war das „nur“ Ärgernis, für die Politik jedoch brandgefährlich: Ein Staat, dem man den „Hahn zudrehen“ kann, ist angreifbar – ohne dass ein Schuss fallen muss. In den USA führte das dazu, dass in die Exploration neuer Ölfelder investiert wurde – heute ist das Land wieder der größte Ölproduzent der Welt. Und zudem bekam die Forschung nach alternativen Heizmöglichkeiten einen gewaltigen Schub.

Mit der Kraft der Sonne

Besonders profitierte davon die Solartechnik. Zwar hatte schon 1873 der Ingenieur Willoughby Smith entdeckt, dass Selen bei Lichteinstrahlung Strom produziert. Doch hundert Jahre lang gab es aufgrund der niedrigen Ölpreise keinen Bedarf. Solarzellen blieben auf Anwendungen wie den Weltraum beschränkt – bis die Ölkrise kam und die Entwicklung bis an den heutigen Punkt trieb.

Ausblick

Ein weiter Weg vom „Blitz in der Rindendose“ bis hin zum warmen Heim im Schneesturm. Doch wohin entwickeln wir uns eigentlich?

Heizung 2017

Wärmepumpen und Co.

Fest steht: Die Wärmepumpe wird immer wichtiger. Dies nicht nur, weil es von ihr mehrere Bauformen und Wärmequellen gibt, sondern weil sie mit Strom aus beliebigen Quellen betrieben werden kann.

 

Von allen modernen Heizungsformen ist die Wärmepumpe – hier luftbasierend – die vielversprechendste, denn sie ist extrem komfortabel und läuft auch mit Ökostrom.

Comeback Nachtspeicher???

Interessanterweise könnten auch die Nachtspeicheröfen Auferstehung feiern: Auch sie kann mit Ökostrom betrieben werden. Gleichzeitig ist sie ein hervorragender Speicher für Wind- und Sonnenstrom, dessen Produktion nicht an Bedarfszeiten gekoppelt werden kann. 

Öl & Gas: Nicht totzukriegen

Doch auch Öl und Gas werden weiterhin unsere Häuser beheizen. Vor allem, weil moderne Brennwertkessel (auch ein Kind der Ölkrise) nur noch Bruchteile der Energie früherer Zentralheizungen verbrauchen. Und: Auch heute sind diese Brennstoffe noch höchst komfortabel.

Wärme von oben

Daneben wird Sonne aber nicht nur bei der Stromerzeugung immer wichtiger, sondern auch bei der Wärme: Schon heute bedecken Solarthermie-Kollektoren viele Dächer. Innen wird ein Wasser-Glykol-Gemisch umgepumpt, das selbst an kalten Tagen ausreichend erhitzt wird, um seine Wärme an einen Wasserkreislauf abzugeben, der durch Heizkörper fließt.

Was hier so interessant ist: Bis auf den Strom für die Wasserpumpe fallen keine laufenden Kosten an. Und je nach Lage kann damit ein ganzes Haus ohne zusätzliche Heizung erwärmt werden.

Holz vor der Hütte

Warum Holz nicht totzukriegen ist

Holz kommt aus drei Gründen großmaßstäblich zurück: es ist durch seine geringere industrielle Bedeutung wieder verfügbarer. Und: Es wächst schnell nach und stößt nur das CO2 aus, das der Baum im Leben aufgenommen hat.

Pellets – Holz in modern

Zudem existiert mit Pellets eine Möglichkeit, selbst Holzabfälle zu verwerten. Und Pellets können wie Öl gepumpt werden, weshalb sie perfekter Ersatz alter Ölheizungen sind, denn die Tankräume können weiterverwendet werden.

 

Eine Ladung Pellets in den Vorratsbehälter (rechts) und schon wärmt die Pelletheizung für mehrere Tage. Dieser Komfort gepaart mit dem günstigen Pellet-Preis hat Zukunft.

Die Rückkehr des Ofens

Daneben kommen aber auch die Öfen wieder: Vornehmlich wegen dem Holzpreis. Zudem existieren Systeme, die, angeschlossen an den Wasserkreislauf, als Zusatzheizung fungieren können. Außerdem trägt moderne Ofentechnik ihren Teil dazu bei, dass nur noch wenige Schadstoffe entweichen können. Auch wenn innen ein Holzfeuer lodert, haben moderne Öfen praktisch nichts mehr mit denen früherer Jahrhunderte gemein.

Ein Haus ohne Heizung

Passivhaus

Energetisch momentan unschlagbar sind Passiv- und Nullenergie-Häuser. Ein Haus, das im besten Falle komplett ohne Fremdversorgung auskommt. Der Gipfel sind Gebäude, die gar keine Heizung mehr benötigen.

Wie funktioniert das?

Während es bei Nullenergie-Häusern darauf ankommt, den eigenen Verbrauch selbst zu erzeugen, gehen Passivhäuser weiter: Sie sollen ganz ohne Heizung auskommen. Erzielt wird das durch:

  • Überlegene Dämmung der Außenhülle
  • Wärmesammelnde Maßnahmen wie Fassadenkollektoren
  • Hochkomplexe Lüftungsanlagen, die der Abluft Wärme entziehe

Im Idealfall wird so das Haus von der Sonne aufgeheizt, entlässt seine Wärme wegen der Dämmung nicht nach außen und führt beim Abpumpen der verbrauchten Luft die Hitze wieder zurück. Allerdings: Solche Häuser bedingen viel Geld und Abstriche beim Design.

Zusammenfassung und Fazit:

Ohne Heizung wäre der Mensch nicht an seinen heutigen Entwicklungspunkt gelangt. Vieles, was in vergangenen Jahrtausenden verworfen wurde, kehrt heute und morgen zurück. Wir leben in spannenden Zeiten, die zeigen, dass der Mensch, gut eine Million Jahre, nachdem er sich das Feuer untertan machte, durch Forschung an einen Punkt kommt, an dem er sich dank Sonnenkraft vom Feuer befreien kann.

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