Einführung

Helmut Kohl

Einen langen Weg ist Helmut Kohl gegangen: von der Landes- in die Bundespolitik, dann auf die europäische und die globale Ebene. Oft wegen seiner scheinbar gemütlichen Art, seines Dialekts und seiner nicht eben brillanten Rhetorik unterschätzt, hat Helmut Kohl sich immer wieder entscheidend durchgesetzt - sowohl gegen Widersacher aus der eigenen Partei wie auch gegen politische Gegner.

Anders als sein damaliger unionsinterner Widersacher Franz-Josef Strauß (CSU) verfolgte Helmut Kohl Anfang der 80er Jahre die Strategie, die FDP von ihrem Bündnis mit der SPD abzubringen. Dieses Bündnis hatte den Sozialdemokraten seit 1969 die Kanzlerschaften von Willy Brandt und Helmut Schmidt gesichert. Aber in Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit knirschte es zunehmend zwischen SPD und FDP. Der FDP-Vorsitzende Hans-Dietrich Genscher forderte eine politische "Wende". 1982 war es schließlich so weit: Nachdem er durch ein konstruktives Misstrauensvotum am 1. Oktober Helmut Schmidt als Bundeskanzler abgelöst hatte, wurde Kohl nicht weniger als viermal wiedergewählt, nämlich nach den Bundestagswahlen 1983, 1987, 1990 und 1994. Damit ist er noch vor Konrad Adenauer (Bundeskanzler zwischen 1949 und 1963) der am längsten amtierende Kanzler der Bundesrepublik.

Mit der Kanzlerschaft Hemut Kohls von 1982 bis 1998 verbindet man vor allem den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung. Von der "geistig-moralischen Wende" hingegen, die er zu Beginn seiner Amtszeit als konservatives gesellschaftspolitisches Ziel formulierte, ist eher wenig haften geblieben. Als hässlicher Makel bleibt die Affäre um illegale Parteispenden an die CDU unter ihrem Parteivorsitzenden Kohl in den 90er Jahren zurück. Auch nach dem Ende seiner politischen Karriere weigerte sich Kohl in diesem Zusammenhang hartnäckig, Namen von Spendern zu nennen. Dies führte wenn nicht zum Bruch, so doch zu einem zeitweise extrem belasteten Verhältnis zwischen der CDU und ihrem prominentesten Kanzler der jüngeren Geschichte.

 

Matthias Felsmann