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Hepatitis-Viren – die schleichende Gefahr

Das Coronavirus ist nicht der einzige Erreger, der bei einer Infektion schwere Folgen nach sich ziehen kann: Gerade beim Urlaub in fernen Gefilden besteht die Gefahr einer Infektion mit Hepatitis-Viren. Daran erinnert der heutige Welt-Hepatitis-Tag. Denn was kaum jemand weiß: Von Viren verursachte Lebererkrankungen fordern jährlich mehr Todesopfer als Aids oder Malaria. Wie aber kann man sich schützen? Und wo lauert die Gefahr?
Deutsche Leberstiftung / NPO, 28.07.2021

Zu den möglichen Langzeitfolgen einer Hepatitis C zählt die Entwicklung einer Leberzirrhose.

GettyImages, OGphoto

Reiseveranstalter und Fluggesellschaften melden eine schnell wachsende Nachfrage: Die Deutschen sind nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie wieder reiselustiger und fühlen sich sicher. Denn Tests, Schutzmaßnahmen und die Corona-Impfung machen den Urlaub trotz Coronavirus und Covid-19 möglich. Zu den beliebten Reiseländern gehören neben dem Mittelmeerraum auch Südostasien, Russland, Afrika, Mittel- und Südamerika sowie der Vordere Orient.

Ansteckungsrisiken

WHT, Welt-Hepatitis-Tag

Unbemerkter Angriff auf die Leber

Doch woran viele nicht denken: Gerade im Urlaub gibt es noch andere Viren, die auf ihre Chance warten – darunter vor allem die Hepatitis-Viren. Allein an der chronischen Hepatitis B oder C sind weltweit circa 325 Millionen Menschen erkrankt – in Deutschland gehen Experten von mehreren Hunderttausend infizierten Menschen aus.

Das Fatale daran: Die Hepatitis-Viren verursachen Leberentzündungen und zerstören im Laufe der Zeit das Lebergewebe. Dadurch können Leberzirrhosen und Leberkrebs entstehen – und zum Tode führen. Weltweit sterben jährlich mehr Menschen an einer viralen Hepatitis als an Tuberkulose, Aids oder Malaria. Das Tückische: Die Infektion mit einem Hepatitis-Virus verläuft oft über einen langen Zeitraum symptomarm oder symptomlos und wird daher erst bemerkt, wenn die Leber irreparabel geschädigt ist.

Wie kann man sich anstecken?

Wie aber kann man sich schützen? Und wo lauert im Urlaub die Gefahr? Die Antwort auf diese Fragen ist je nach Hepatitis-Typ unterschiedlich. Besonders leicht fängt man sich Hepatitis-A-Viren ein. Denn sie werden wie Hepatitis E vor allem durch kontaminiertes Essen oder Wasser übertragen. Für den Urlaub bedeutet dies: Speziell bei Fernreisen können manchmal schon die Eiswürfel im Drink, das Menü mit frischen Muscheln oder einfach das Glas Wasser eine Gefahrenquelle sein. Die Folge kann eine Leberentzündung durch Hepatitis A sein. Sie heilt zwar oft ohne ernsthafte Komplikationen aus, in manchen Fällen kann sie aber die Leber auch langfristig schädigen.

Das Hepatitis B-Virus wird dagegen durch Blut oder Körpersekrete übertragen. Zu den häufigsten Ansteckungsquellen zählen unter anderem ungeschützte Sexualkontakte, aber auch schon kleinste Hautverletzungen. Tätowierungen, Rasuren, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, können daher zu einer Ansteckung führen. Die Hepatitis B kann in fünf bis zehn Prozent der Fälle chronisch werden und dann zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen.

Eine Impfung schützt

Die gute Nachricht: Gegen diese Viren kann man sich durch eine Impfung schützen. "Die Corona-Pandemie hat nochmals verdeutlicht, wie wichtig Impfungen sind. Neben der Prävention von SARS-CoV-2-Infektionen, darf der Impfschutz vor anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise Hepatitis A und Hepatitis B nicht vernachlässigt werden", betont Michael Manns von der Deutschen Leberstiftung. "Gerade jetzt in der Urlaubszeit sollte daher in Absprache mit dem Hausarzt der Impfstatus überprüft werden."

Positiv auch: Wer gegen Hepatitis-B geimpft ist, baut automatisch einen Schutz gegen die Hepatitis D auf. Sie ist die schwerwiegendste unter den chronischen Hepatitis-Varianten, weil sie sehr schnell zu einer Leberzirrhose führt. Weil diese Viren aber nur gemeinsam mit Hepatitis -B zum Zuge kommen, schützt die Impfung doppelt.

Die Therapie einer chronischen Hepatitis-B-Infektion ist schwierig, daher wird die vorbeugende Impfung für alle spätestens in der Adoleszenz empfohlen.

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Hepatitis C: Keine Impfung, aber behandelbar

Gegen einen weiteren Virushepatitis-Erreger steht bisher keine Schutzimpfung zur Verfügung: Das Hepatitis C-Virus wird fast ausschließlich über Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind mögliche Infektionsquellen. Auch diese Infektion verläuft zunächst meist symptomlos, sie wird aber in 80 Prozent der Fälle chronisch und kann dann tödlich enden. In Deutschland sind bis zu 800.000 Menschen infiziert, weltweit sind es 71 Millionen.

"Hepatitis C kann zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen und eine Organtransplantation erforderlich machen. Es ist daher ganz wichtig, dass wir diese Erkrankung frühzeitig erkennen und behandeln", erklärt Manns. Möglich ist dies dank neuer Therapien, mit denen mehr als 90 Prozent aller Betroffenen geheilt werden können.

Im Zweifelsfall die Leberwerte checken lassen

Generell gilt: Wer sich nicht sicher ist, ob er sich nicht vielleicht doch angesteckt hat – ob im Urlaub oder im heimischen Umfeld, der sollte sich testen lassen. Das Erkennen einer Lebererkrankung ist durch einen einfachen Test der Leberwerte im Blut möglich. Und dies kann auf lange Sicht viel Leid ersparen. Denn rechtzeitig erkannt, können die meisten Lebererkrankungen können gut behandelt oder sogar geheilt werden, wenn sie früh erkannt werden. Zudem können Betroffene, ohne es zu ahnen, sonst andere Menschen anstecken.

Unter anderem deshalb steht der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag unter dem Motto: "Hep can’t wait" - Hepatitis kann nicht warten. Dies ist ein Aufruf an Menschen mit Risikofaktoren oder erhöhten Leberwerte, sich testen und untersuchen zu lassen. Denn in den meisten Fällen wird eine Hepatitis heute noch immer viel zu spät erkannt, weil die Leber nicht wehtut, wenn sie Schaden nimmt.

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