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Höhlen - faszinierende Unterwelt

Die Welt unter Tage ist dunkel, geheimnisvoll und bedrohlich zugleich: Seit jeher hat die Begehung und Erforschung von Höhlen die Menschen fasziniert. Hier lassen sich vielgestaltige geologische Formationen und eigentümliche Tiere entdecken, die jeden Besucher in ihren Bann ziehen. Doch in der Tiefe lauern auch echte Gefahren.
DAL, 09.07.2018

Anhaltende Faszination: In den vergangenen 200 Jahren sollen rund 38 Millionen Menschen die Höhlen von Postojna in Slowenien besucht haben.
Sie existieren in allen möglichen Formen und Gestalten – und ihr wahres Ausmaß bleibt uns meist verborgen: Höhlen. Es gibt wohl keine geologische Struktur, die die Menschen gleichermaßen so sehr fasziniert wie beängstigt. Denn in dieser Unterwelt ist vieles ganz anders als wir es von der Oberfläche kennen. Aber wie entstehen die Hohlräume unter Tage eigentlich?

Höhlen können auf unterschiedliche Art und Weise entstehen. Selten bilden sie sich gleichzeitig mit dem sie umgebenden Gestein. Geologen sprechen in diesem Fall von Primärhöhlen. Das bekannteste Beispiel dafür sind Lavahöhlen: Tritt bei einem Vulkanausbruch dünnflüssige Lava an die Erdoberfläche, kühlt sie aus und erstarrt. Unter dieser abgekühlten Schicht wird die Lava darunter gut isoliert, bleibt flüssig und kann irgendwann abfließen.

Lavaröhre des Surtshellir-Stefanshellir-Systems auf Island.
Von Lavahöhlen und Grotten im Meer

Zurück bleiben dann lange Röhren und Tunnel – eine Lavahöhle ist entstanden. Solche Formationen kommen zum Beispiel auf Hawaii, Teneriffa oder Island vor. Bei den meisten anderen Höhlen auf diesem Planeten handelt es sich im Gegensatz dazu um sogenannte Sekundärhöhlen. Sie entstehen, wenn eine solide Gesteinsschicht nach und nach ausgehöhlt wird.

Die treibende Kraft hinter solchen Prozessen ist meist Wasser: Wenn Wasser aus einem Gletscher abfließt, bilden sich Eishöhlen. Schlagen Wellen unaufhörlich gegen Klippen an der Küste, sind Brandungshöhlen das Ergebnis. Die bekannte Blaue Grotte auf Capri ist etwa auf diese Weise entstanden. Auch Regenwasser, das in den Boden sickert, kann zur Höhlenbildung beitragen. Ein typisches Beispiel dafür sind Kalksteinhöhlen mit ihren bizarren Tropfsteingebilden.

Die farbenprächtigen Saalfelder Feengrotten sind eine Teamarbeit von Mensch und Natur. Die Wachstumsgeschwindigkeit der Tropfsteine in dem ehemaligen Alaunbergwerk beträgt wohl das Tausendfache des Tropfsteinwachstums einer Karsthöhle.

Was lebt unter der Erde?

So vielgestaltig die verschiedenen Höhlenformen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bewohner. In tropischen Gefilden bieten die dortigen riesigen unterirdischen Systeme angenehm warme Temperaturen und ein reiches Nahrungsangebot für eine Vielzahl an Tieren. In Deutschland und Europa bedeutet die Höhle als Lebensraum neben der ewigen Dunkelheit dagegen Kälte und einen eher spärlich gedeckten Tisch.

Doch trotz dieser auf den ersten Blick lebensfeindlichen Bedingungen haben sich etliche Arten im Laufe der Evolution an das Leben in unseren Höhlen angepasst. Versteckt unter der Erde lebt eine artenreiche Fauna sogenannter Troglodyten, die ihr gesamtes Dasein unter Tage verbringen. Zu diesen echten Höhlentieren gehören zum Beispiel, Käfer, Krebse und Tausendfüßer, aber auch Fische und Salamander wie der Grottenolm. Oft kommen diese Spezies farblos und blind daher – in der Dunkelheit brauchen sie weder Augen noch eine vor Sonnenlicht schützende Pigmentierung.

Der Grottenolm ist einer der Stars unter den Höhlenbewohnern.

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Nacionalni park Una / CC BY-SA 4.0

Forschung unter Tage

Neben den ständigen Bewohnern gibt es auch Tiere, die nur einen Teil ihrer Zeit in Höhlen verbringen: Fledermäuse oder Bären zum Beispiel. Auch der Mensch gehört zu den gelegentlichen Besuchern dieser Ökosysteme. Unsere Vorfahren suchten dort Schutz, wenn es draußen zu kalt wurde oder regnete. Heute treiben uns vor allem Abenteuerlust und Forscherdrang unter die Erde.

Höhlen locken neugierige Laien ebenso an wie Wissenschaftler und gehören zum Arbeitsplatz einer Vielzahl von Berufsgruppen – vom Archäologen, über den Biologen bis hin zum Geologen. Diese suchen dort nach Spuren vergangener Zeiten und neuen Erkenntnissen zum heutigen Leben unter Tage. Erst kürzlich haben Forscher bei einer solchen Expedition etwa den ersten Höhlenfisch Europas entdeckt. Er lebt in unterirdischen Gängen im Versickerungsbereich der Donau.

Das Höhlentauchen ist zwar mit erhöhten Risiken verbunden, für Wissenschaftler ist es jedoch oft unerlässlich.

Wenn Wasser den Rückweg versperrt

In den Tiefen von Höhlen lauern neben spannenden Entdeckungen jedoch auch echte Gefahren. Immer wieder kommt es unter Tage zu Unglücken. So kann man sich in den verzweigten Gängen schnell verlaufen oder sich plötzlich vor einem versperrten Rückweg sehen. Bei Regen beispielsweise können Höhlenbereiche binnen kürzester Zeit mit Wasser volllaufen und den Weg nach draußen blockieren – so wie es der thailändischen Jugendfußballmannschaft ergangen ist, die mit ihrem Trainer fast zwei Wochen in einer Höhle in der Provinz Chiang Rai gefangen war.

Das Gefährliche dabei ist die Unberechenbarkeit: Denn ein Witterungsereignis kann viele Kilometer entfernt auftreten und trotzdem eine Flut auslösen. In der größten Höhle Europas, dem Hölloch in der Schweiz, treten durch solche Prozesse etwa Wasserspiegelschwankungen von 180 Metern auf.

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