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Hollywood-Schinken mit Geschmack 

Monika Wittmann

Manhattan Skyline
Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert“, heißt ein alter Spruch, dessen angebliche Urheberschaft zwischen Brecht, Busch und einem weniger bekannten Kabarettisten namens Werner Kroll schwankt. Welche Assoziation als diese läge für uns näher, denken wir an die US-amerikanischen Küche?

Unser Bild von dem, was in Übersee auf den Tisch kommt, übertrifft jeden Hollywood-Schinken: Fast Food, Dosenfutter und Übergewicht sind die unverzichtbaren Klischees. Doch es gibt durchaus eine eigene Küchentradition unter dem Zeichen der Stars and Stripes. Nicht umsonst verleiht die US-Flagge jedem Bundesstaat einen Stern.

Die Geschichte der US-Küche beginnt mit einer gigantischen Party. Vor rund 400 Jahren retteten indianische Ureinwohner englische Pilgerväter vor dem Verhungern, indem sie ihnen die Augen für den wahren Reichtum des Landes öffneten. Seither gehören Mais, Ahornsirup und „turkey“ (Truthahn) auf den Thanksgiving-Tisch.

 

Mit der Zeit strömten Menschen aus aller Welt auf den Kontinent und schrieben neue Seiten in das kosmopolitische Kochbuch. Pemmican (eine Art indianisches Kraftfutter aus Nüssen, Trockenbeeren, Fett und Dörrfleisch), Cowboy Cooking, Hot Dogs (mit deutschen Würstchen), American Pizza, das seelentröstende Soul Food der Südstaaten-Sklavenküche, die verfeinerte French Cusisine Louisianas, der Duft von China Town und die Nachos aus dem nachbarlichen Mexiko... das sind die Ingredienzien, die im gigantischen Kessel des „American Way of Life“ brodeln.

 

Nichts ist typisch amerikanischer als die Aus-Alt-Mach-Neu-Formel. So entstanden Tacos mit Asiafüllung, englischer Pudding „Indian Style“ oder jüdische Bagels „to go“ (für eilige Zeitgenossen zum Mitnehmen). Und ein Stärkungstonikum wandelte sich gar zum beliebtesten Softdrink aller Zeiten: das Nationalgetränk mit dem legendären Label wurde von dem Apotheker John Stith Pemberton als Geheimrezept gegen Müdigkeit und Kopfschmerzen entwickelt. Hauptbestandteile der Originalmixtur: westafrikanische Kolanüsse und südamerikanische Kokablätter.

 

Auch Ketchup ist keine rein US-amerikanische Erfindung, sondern ein Konglomerat aus einer Würzflüssigkeit polynesischer Herkunft mit chinesischem Namen („ke-tsiap“), der ein deutscher Einwanderer namens Henry John Heinz mit Tomaten ihre rote Farbe verlieh. Von Pennsylvania aus eroberte die neue Einheitssauce die Herzen aller Kinder rund um den Erdball – nur noch getrennt in zwei Fangruppen: die Nudel-mit-Ketchup-Anhänger oder die Pommes-rot-weiß-Liebhaber.

 

Womit wir wieder zurück beim Thema Vorurteile wären: Unter der Reagan-Regierung erwog der Finanzexperte David Stockman im Jahr 1981 Ketchup künftig zum Gemüse zu zählen. Mit diesem Geniestreich wollte er das vorgeschriebene Soll an Grünzeug in den Schulkantinen mit billigsten Mitteln erfüllen.

 

Der Vorschlag wurde abgeschmettert.

 

Rezept: Mais-Speck-Muffins

(Englischer Frühstücksspeck und indianischer Mais als echt amerikanische Miniküchlein)

 

Zutaten für 12 Stück:

1 kleine Zwiebel

8 Scheiben Frühstücksspeck

1 kleine Dose (150g) Mais

230 g Mehl

2 TL Backpulver

1/2 TL Salz

60 g Butter

180 g Sauerrahm

3 EL Milch

2 Eier

 

Zubereitung:

  1. Zwiebel fein hacken, Speck in kleine Würfel schneiden. Alles in einer Pfanne golden braten und abkühlen lassen.
  2. Backofen auf 200 °C vorheizen. Muffinsblech gut einfetten. (Praktischer ist es, Papierförmchen zu verwenden.)
  3. Mais abtropfen lassen.
  4. Mehl, Backpulver und Salz in eine große Schüssel geben und mit einem Esslöffel vermischen.
  5. Weiche Butter, Sauerrahm, Milch und Eier schaumig rühren.
  6. Mais, Eimasse und Speckzwiebeln zum Mehl geben und kurz unterrühren. (Das Mehl darf ruhig noch ein paar Klümpchen haben, sonst wird der Teig klebrig.)
  7. Teig in die Förmchen füllen und ca. 20-25 Minuten backen. Mit einem Holzstäbchen testen: Wenn kein feuchter Teig mehr kleben bleibt, sind die Muffins fertig.

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