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Im Jahrtausend der Geizkrägen

Den Deutschen ist die Lust am Einkaufen vergangen. Kein Wunder, die Stimmung ist schlecht im Land, gefühlte Inflation, lahmende Wirtschaft, steigende Abgaben, Angst vor Arbeitsplatzverlust - wer kann da noch ungetrübt Shoppen gehen. Die breite Masse tut es jedenfalls nicht: 81 Prozent der Bundesbürger wollen mit Konsumverzicht den erwarteten finanziellen Einschnitten vorbeugen, so das Ergebnis einer forsa-Umfrage.

Melanie Ulrich

Schnäppchen sind in

Sie halten sich zurück, die Deutschen: Sie essen öfter zu Hause statt im Restaurant, sehen lieber fern statt ins Theater zu gehen und kaufen den Käse beim Discounter statt auf dem Wochenmarkt. Sparen ist der Trend des neuen Jahrtausends. Aldi, Mediamarkt und H&M haben die Deutschen zur Preisdisziplin erzogen und sich selbst ein neues Renommee verschafft. Während es vor drei Jahren noch um "mein Haus, meine Frau, mein Auto, Boot und Swimmingpool" ging, heißt es längst "wir können nur billig" und "Geiz ist geil". Sparen ist ein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten geworden und Schnäppchen schlagen ein Volkssport. Was früher verpönt war, ist heute Lifestyle.

Ein Grund für die neue Sparwut ist die Wirtschaftskrise. In einer Emnid-Umfrage vom März 2003 gaben 60 Prozent der befragten Bundesbürger an, dass die derzeitige Flaute einen Einfluss auf ihr Kaufverhalten habe. Sie zögern beim Geldausgeben und vergleichen die Preise. Davon profitieren vor allem Discount-Märkte. Während überall die Umsätze rückläufig sind, ist allein die Zahl der Aldi-Kunden laut forsa im letzten Jahr um 20 Prozent gestiegen - ein riesiger Sprung im heiß umkämpften Lebensmittelmarkt. Discounter erreichen mittlerweile fast alle Verbraucher und beinahe jeden Verbrauchertyp. Familien mit Kindern, Singles, Auszubildende und Rentner - sie alle suchen Billigmärkte auf. Aber auch die Smart-Shopper gehören längst zu den Stammkunden, also die Kunden, die einerseits scharf auf jedes Schnäppchen sind, andererseits ein ausgeprägtes Marken- und Qualitätsbewusstsein haben.

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