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Jobwechsel: Männer machen Karriere – Frauen machen mit

Ein echtes Dilemma: Sie bekommen ein lukratives Jobangebot, aber müssten dafür umziehen – und ihr Partner auch. Ob sich ein Paar für oder gegen eine solche Chance entscheidet, hängt oft davon ab, wer von beiden das Angebot bekommt, wie ein Experiment zeigt. Frauen sind demnach auch heute noch viel eher bereit, für den Job des Mannes ihre eigene Karriere aufzugeben – Hauptsache er bringt dann genügend Geld nach Hause.
NPO / Universität Hohenheim, 22.1.2016

Wer ist bereit, im Zweifelsfall bei der eigenen Karriere zurückzustecken und geht mit - und wer weigert sich?

thinkstock.com, PIKSEL

Ein eigenes Büro, eigene Mitarbeiter, doppelt so viel Geld wie zuvor und einen Firmenwagen – das ist ein verlockendes Angebot. Doch es gibt einen Haken: Für diesen Job wäre ein Umzug in eine andere Stadt nötig. Wer ein solches Angebot erhält, der muss als Single nur darüber nachdenken, was er selbst gerne möchte und ob ihn der neue Job reizen würde. Anders ist dies, wenn man in einer Beziehung lebt oder verheiratet ist: Dann hat auch der Partner oder die Partnerin ein Wörtchen mitzureden. Doch wie werden sie sich entscheiden?

Genau das wollten Forscher genauer wissen: Wer ist bereit, im Zweifelsfall bei der eigenen Karriere zurückzustecken und geht mit - und wer weigert sich? Marion Büttgen und Jan Ullrich von der Universität Hohenheim baten 1.400 Fach- und Führungskräfte und ihre Partner, sich die Situation eines solchen Jobwechsels hineinzuversetzen. Die große Frage war: Würden sich Männer und Frauen jeweils anders entscheiden?

Klischeehaftes Rollenbild - auch heute noch

Und tatsächlich: Es gibt offensichtlich deutliche Unterschiede, je nachdem ob der Mann oder die Frau das verlockende Job-Angebot in der Ferne bekommt. Während Männer einem berufsbedingten Umzug generell eher positiv entgegenblicken, denken Frauen, die ein solches Angebot bekommen, mehr an die möglichen Konsequenzen für ihren Partner. Bekommt er dagegen das Jobangebot, sind sie zudem viel eher bereit, ihre eigene Karriere zu opfern und im Beruf zurückzustecken – solange der Mann den lukrativen Job ergattert und das Geld heranschafft.

"Die Ergebnisse waren für uns teilweise überraschend", gesteht die Expertin für Unternehmensführung. "Solch ein klischeehaftes Rollenbild hätte ich vielleicht vor 30 Jahren erwartet, nicht aber in unserer heutigen Zeit. Trotzdem scheinen die Klischees vom heimeligen Luxusweibchen und dem aufstrebenden Alphamännchen auch heute noch in den Köpfen vieler Menschen verankert und akzeptiert zu sein."

Frauen ist das Einkommen ihres Mannes wichtig

Denn wie sich zeigte, spielt das Geld eine wichtige Rolle - für beide Geschlechter. "Eines unserer Ergebnisse war, dass materialistische Frauen höhere Erwartungen an die Karriere ihres Partners stellen als materialistische Männer an die Karriere ihrer Frauen", berichtet Büttgen. "Auch ist es Frauen wichtiger, dass ihr Partner im Falle eines Umzugs am neuen Wohnort einen neuen und passenden Job findet." Die Männer machen sich über die künftigen Jobchancen ihrer Frau dagegen weniger Gedanken.

"Es zeigt sich deutlich, dass die Karriere des Mannes als wichtiger angesehen wird als die Karriere der Frau", ergänzt Ullrich. Offenbar sehen dies sowohl viele Männer als auch Frauen noch immer so. "Ein Grund dafür könnte die Familienplanung sein, die für Frauen meist einen größeren Karriereeinschnitt bedeutet", vermutet der Experte. Frauen gehen offenbar davon aus, dass sie im Falle eines Kindes ohnehin diejenigen sind, die zuhause bleiben. Wenn sie durch einen Umzug den Job verlieren, erscheint ihnen das dann nicht so schlimm.

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