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Karneval in Rio - im Samba-Fieber

Während bei uns zu Karneval angesichts winterlicher Temperaturen eher dicke Kostüme angesagt sind, geht es in Rio de Janeiro traditionell heiß zu – nicht nur auf dem Thermometer. Viel nackte Haut, treibende Rhythmen und gigantische Umzüge: Wenn die besten Sambaschulen der Welt durch das Sambódromo ziehen, geht es hoch her. Dagegen sehen die deutschen Narrenfeierlichkeiten blass aus.
DAL, 12.02.2018

Das brasilianische Gegenstück zu unseren Rosenmontagsumzügen sind die spektakulären Auftritte der Sambaschulen.
Brasilianischer Hüftschwung, viel Glitzer und noch mehr Samba: Das sind die Zutaten für die wohl berühmteste Karnevalsveranstaltung der Welt, den "Carnaval do Rio". Was bei uns die Rosenmontagsumzüge sind, sind in Brasilien die gigantischen Umzüge der Sambaschulen. Tausende Tänzerinnen und Tänzer, Trommler und leichtbekleidete Samba-Queens ziehen dann durch die Stadt und durch Rios legendäres Sambódromo.

Das Stadion mit Platz für knapp 90.000 Zuschauer wurde von Stararchitekt Oscar Niemeyer eigens zu diesem Zweck entworfen. Nur die zwölf besten Sambaschulen dürfen hier schaulaufen: sechs am Karnevalssonntag und sechs am Rosenmontag. Doch das Spektakel ist mitnichten eine reine Spaßveranstaltung. Im Gegenteil: Der Karneval in Rio ist ein knallharter Wettbewerb. Es geht um nicht weniger als den Meistertitel im Sambatanzen und den Einzug in die Gruppe der Besten, die Grupo Especial.

Samba, Farbrausch, viel nackte Haut - wenn die besten Sambaschulen der Welt durch das Sambódromo ziehen, geht es hoch her.

Tanzen bis zum Morgengrauen

Dafür müssen die Sambaschulen Punktrichter überzeugen. Für ihren Auftritt wählt jede Schule ein eigenes Motto, unter dem Festwagen, Choreographie und Kostüme stehen. Sogar ein eigener Song wird jedes Jahr für den Karneval kreiert. Wenn die Gruppen ihre Paraden zeigen, werden sie meist von schallenden Fangesängen unterstützt und bejubelt – die Jury aber sieht kritisch hin: Dauert der Auftritt exakt die vorgegebenen 120 Minuten? Wie präzise wird getrommelt, wie gut getanzt? Und ist das Thema passend in Szene gesetzt?

Wer alle Paraden mit ihren jeweils bis zu 5.000 Teilnehmern live miterleben möchte, braucht Ausdauer: Los geht es in dem 700 Meter langen Stadion um 21 Uhr. Der letzte Auftritt eines jeden Festtags wird erst im Licht des folgenden Morgens durchgeführt. Die Sieger werden dann am Aschermittwoch bekanntgegeben – ein Ereignis, das im ganzen Land live im Fernsehen übertragen wird.

Wer vom durchorgansierten Umzugsgeschehen genug hat, kann sich in den Straßenkarneval stürzen.

Wer steigt auf?

Prämiert werden die ersten, zweiten und dritten Plätze mit Preisgeldern. Und: Jedes Jahr steigt eine Schule aus der ersten Liga – alle sind wie beim Fußball in insgesamt vier Ligen aufgeteilt – in die Grupo Especial auf. Die damit verbundene Ehre ist für die meisten Teilnehmer fast noch wichtiger als jeder finanzielle Lohn.

Mit der Siegerehrung ist das Spektakel aber noch nicht vorbei: Trotz Fastenzeit geht es am Wochenende nach Rosenmontag weiter. Dann treten die sechs besten Sambaschulen des Wettbewerbs noch einmal im Sambódromo auf. Bei diesem Finale geht es statt um Punkte nur noch um Spaß und Show. Und danach geht es gleich weiter: mit den schweißtreibenden Vorbereitungen für das nächste Jahr. Denn nach dem Karneval ist vor dem Karneval.

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