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Kinderarbeit: Millionen Minderjährige müssen schuften

Es trifft meist die Armen, aber betrifft uns alle: Weltweit müssen noch immer 168 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren für ihr Überleben arbeiten. Dabei bleibt ihre Schulbildung oft auf der Strecke. Berufliche Perspektiven? Fehlanzeige. Zum 12. Juni macht die Unicef im Rahmen des Welttags für Kinderarbeit auf das Problem aufmerksam.
CLU, 12.06.2017

Taschengeld? Nein, oft müssen Kinder zum Familienkommen beitragen, weil das Geld sonst oft nicht einmal für das tägliche Essen reicht.

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Ein Arbeitstag von sieben Stunden - klingt erst einmal ganz normal. Doch der Arbeitnehmer ist kein frischer Schulabgänger, sondern ein kleines Mädchen von sechs Jahren. Eine solche Arbeit von Kindern ist in weiten Teilen der Welt noch immer trauriger Alltag. Während man in Deutschland erst mit 15 Jahren arbeiten gehen darf, müssen vor allem in ärmeren Ländern wie Indien, Nepal oder auf den Philippinen schon die kleinsten Familienmitglieder mitarbeiten.

Fataler Teufelskreis

Oftmals sehen die Menschen keinen anderen Ausweg. Sie sind in einem Kreislauf aus Armut und Arbeit gefangen. Laut den Vereinten Nationen müssen mehr als eine Milliarde Menschen in Entwicklungsländern mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Wenn die Kinder dann nicht mit zum Einkommen der Familie beitragen, reicht das Geld nicht einmal mehr für das tägliche Essen. In manchen Kulturen gilt es sogar als selbstverständlich, dass sich die Jüngsten mit ihrer Arbeitskraft beteiligen - als Zeichen ihrer Dankbarkeit gegenüber der Familie.

Das Problem: Die Kinderarbeit ist nicht nur körperlich und seelisch für die Kinder eine Überforderung, sie nimmt ihnen auch ihre Perspektiven. Denn für die Schule ist neben dem Geldverdienen meist keine Zeit mehr. Und wenn doch, dann sind die Kinder so erschöpft, dass sie dem Unterricht nicht mehr folgen können. So haben sie keine beruflichen Perspektiven - und müssen später häufig ihre eigenen Kinder ebenfalls zur Arbeit schicken, um zu überleben. Im letzten Jahr waren weltweit 120 Millionen Kinder unter 15 Jahren in der Kinderarbeit tätig, berichtet die Unicef.

Rund um die Welt gibt es Menschen, die auf Mülldeponien leben und arbeiten. Darunter sind auch viele Kinder, die von ihren Eltern geschickt werden, um Teile zu sammeln, die sich weiterverkaufen lassen.

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Moderne Sklaven

Armut und Verzweiflung treibt manche Familien zudem in die Hände von dubiosen Unternehmen, die mit kurzfristigen Krediten locken. Die Zinsen können die Schuldner mit ihrem geringen Lohn jedoch bis zum Lebensende nicht abbezahlen - und vererben sie an Kinder und Kindeskinder. So müssen ganze Generationen in Schuldknechtschaft leben und werden zu Sklaven des Unternehmens. Eine Praxis, die besonders in Südasien verbreitet ist.

Auch unter Flüchtlingen ist die Zahl der Kinderarbeiter besonders hoch. Die Familien lassen auf der Flucht ihre Existenz und Lebensgrundlage zurück und müssen bald ihre Kinder zur Arbeit schicken, um zu überleben. In einer Umfrage gab die Hälfte der Flüchtlingskinder an, täglich sieben Stunden zu arbeiten. Ein Drittel der Befragten arbeitet sieben Tage die Woche.

Was tun gegen Kinderarbeit?

Hilfsorganisationen setzen einiges daran, den Teufelskreis zu durchbrechen. Mit spendenfinanzierten Kampagnen fördern sie beispielsweise die kostenlose Schulbildung oder unterstützen die Familien finanziell, um die Ausbildung ihrer Kinder zu ermöglichen. Um langfristig aus dem Dilemma herauszukommen, sind jedoch neue, bessere Beschäftigungsverhältnisse nötig. Denn nur, wenn die Familien ihren Lebensunterhalt mit menschenwürdiger Arbeit verdienen können, lässt sich das Problem der Kinderarbeit lösen.

Hier sind auch wir als Verbraucher gefragt. Denn ein Teil der billigen Kleidung und Schuhe, die bei uns in den verkauft werden, stammt noch immer aus Kinderarbeit. Erst durch extrem niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen und eben die Kinderarbeit sind das T-Shirt für zwei Euro oder der Schuh für 10 Euro für die Textilfirmen rentabel.

Um dies zu ändern, können wir beispielsweise bewusst darauf achten, zertifizierte Ware zu kaufen. Diese lässt sich etwa an dem FairTrade-Siegel erkennen. Mit dem Kauf so gekennzeichneter Produkte werden faire Entlohnung und kontrollierte Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern gefördert.

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