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LAN-Partys und Ballerspiele: Schule für künftige Amokläufer?

Einmal mit dem Scharfschützengewehr auf den Hals zielen, feuern - Hurra! Der Soldat fällt zu Boden, für wenige Sekunden zappeln noch seine Glieder. Oft spritzt noch etwas Blut aus der Leiche heraus. Szenen wie diese laufen täglich an mehreren tausend PCs von Jugendlichen über den Monitor. Mehrmals wöchentlich treffen sich Computerspiel-Fans zwischen Flensburg und Passau, um in 3 D-Shootern über ein LAN-Netzwerk (LAN= Local Area Network) gegeneinander anzutreten. Das Ziel der Internet- und LAN-Turniere ist leicht zusammengefasst: Wer die meisten Mitspieler auf dem Monitor tötet, hat gewonnen. Das digitale Geballere ist Jugendschützern, Psychotherapeuten und Pädagogen schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Das virtuelle Töten soll ihrer Ansicht nach die Hemmschwelle zu Gewalttaten herabsetzen. Der Amoklauf von Erfurt hat die Situation verschärft. Der Täter war Shooter-Fan. Gibt es da einen Zusammenhang?

Counterstrike nicht auf dem Index

Entsetzliche Ereignisse wie das Drama von Erfurt setzen die Politik unter Handlungsdruck. Die Öffentlichkeit fordert dringend Konsequenzen. Nicht selten belassen es die verantwortlichen Politiker jedoch bei medienwirksamen Statements oder ergehen sich in purem Aktionismus. Der Verkaufs-Hit Counterstrike geriet im Kampf gegen Gewalt in den Medien exemplarisch ins Fadenkreuz: Das Ballerspiel hat in Deutschland über 500 000 Fans. Und seitdem die Ermittlungsbehörden herausfanden, dass auch der Erfurter Amokläufer Robert Steinhäuser das populäre Counterstrike auf seiner Festplatte hatte, verstärkten sich die Bemühungen das gewalttätige Computerspiel zu verbieten.

Erfolglos: Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften setzte Counterstrike nicht auf den Index. Begründet hatte die Prüfstelle ihre Entscheidung damit, dass Counterstrike als reines Netzwerk-Spiel immer abhängig von seinen Spielern sei und damit differenzierter von anderen 3 D-Shootern betrachtet werden müsse. Die Präsidentin der Bundesprüfstelle Elke Monssen-Engberging erklärte, das Spiel sei zwar für Kinder und jüngere Jugendliche nicht geeignet, insgesamt aber nicht so brutal, dass es auf den Index gesetzt werden müsse. Blutige Szenen seien zwar vorhanden allerdings sei auf Effekthascherei verzichtet worden, die es bei ähnlichen Spielen gebe, die in der Vergangenheit auf den Index gesetzt wurden. Außerdem gebe es in diesem Spiel keine Schreie. Was aber läuft bei Counterstrike auf dem Monitor genau ab? Ist der Ego-Shooter so brutal, dass er für Jugendliche verboten werden sollte?

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