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Landwirtschaft in Deutschland

Das Kalenderjahr dürfte jedem hinlänglich bekannt sein. Es beginnt im Januar und endet im Dezember. Allerdings gibt es noch diverse andere „Jahre“, die Prozesse regulieren. Das Wirtschaftsjahr bzw. Geschäftsjahr ist ein buchhalterischer Zeitraum, der mit der Eröffnungsbilanz beginnt und mit der Abschlussbilanz endet. Wirtschafts- und Kalenderjahr können übereinstimmen, müssen sie aber nicht. Das heißt, dass es für Unternehmen durchaus Gründe geben kann, um das Wirtschaftsjahr nicht analog dem Kalenderjahr zu datieren. Um die sogenannte Bilanzkontinuität zu gewährleisten, darf in der Praxis allerdings kein „Jahres-Hopping“ betrieben werden.

Die Landwirtschaft steht als Branche Deutschlands häufig gedanklich im Abseits. Dabei wird sie auf knapp der Hälfte der Fläche betrieben, bietet Arbeitsplätze und versorgt die Menschen mit Nahrung, Rohstoffen und einer Kulturlandschaft, die im Wandel begriffen ist.

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Eine Sonderregelung gilt für land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Betriebe, die einen Futterbauanteil von 80 Prozent nachweisen können, können ihr Wirtschaftsjahr am 1. Mai beginnen und am 30. April des Folgejahres beenden. In der klassischen Forstwirtschaft beginnt das Wirtschaftsjahr hingegen meist am 1. Oktober und endet im Folgejahr am 30. September. Reine Weinbaubetriebe starten ihr Geschäftsjahr am 1. September und beenden es am 31. August. Weitere Ausnahmeregelungen sind sogar gesetzlich geregelt. Warum ein verschobenes Wirtschaftsjahr für landwirtschaftliche Betriebe sinnvoll ist, liegt auch an ihrem eigenen Rhythmus, den nur die Wenigsten kenn, die nicht aus der Branche sind. Grund genug, der Landwirtschaft einmal Raum zu geben – um sie mit aktuellen Zahlen, Trends und Fakten zu präsentieren.

Zahlen, Daten, Fakten aus der Landwirtschaft

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft möchte mithilfe einer Broschüre informieren und bringt darin so manch spannenden und durchaus unbekannten Fakt auf den Tisch:

  • Allein in Deutschland arbeiten knapp eine Million Menschen in der Landwirtschaft. 275.400 landwirtschaftliche Betriebe zählt das Ministerium im Land. Eben diese produzieren Waren im Wert von 50 Milliarden Euro. Die Gesamtfläche Deutschlands beläuft sich auf 35,7 Millionen Hektar. 34 Prozent davon entfallen auf Ackerland und Dauerkulturen, 31 Prozent auf Wälder und 13 Prozent auf Grünland. So lag die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Jahr 2016 bei 47 Prozent der Gesamtfläche.
  • Landwirte stellen die Ernährung sicher. Mit Blick auf den Lebensmitteltisch, den die Landwirte bereiten, kommt es bei Kartoffeln, Frischmilch, Käse, Getriebe sowie Fleisch vom Schwein, vom Geflügel sowie von Rind und Kalb zu einer Überdeckung. Bei Obst, Gemüse, Eiern und Wein erreichen die deutschen Landwirte die 100-Prozent-Selbstversorgerquote noch nicht.
  • Landwirte sorgen für die Rohstoff- und Energieversorgung. An der Stromerzeugung entfällt ein Anteil von 7,7 auf Biomasse, mit Blick auf den Wärmeverbrauch liegt der Biomasse-Anteil bei 11,6 Prozent und beim Kraftstoffverbrauch liegt der Biomasse-Anteil bei 5,2.
  • Landwirte prägen die Landschaft in Deutschland, indem sie etwa die Hälfte des Landes pflegen und bewirtschaften. Die so entstandene Kulturlandschaft wird jedoch zunehmend bedroht und das hat mehrere Gründe. Die Bewirtschaftung ist aufwendig und ohne passendes Maschinenwerk kaum rentabel. Zudem steigt der Flächenbedarf, den sich Gewerbebetriebe, private Bauherren und Kommunen für den Städtebau wünschen.

Trends und Entwicklungen, die die Landwirtschaft prägen

Die Landwirtschaft ist ebenso wenig statisch wie die anderen Wirtschaftsbereiche Deutschlands. Vielmehr bewegt sich in der Landwirtschaft einiges – und zwar auf ganz unterschiedlichen Wegen, wie die folgenden Trends zeigen:

  • Die Anzahl der Betriebe und der Beschäftigten sinkt, die Anzahl der produzierten Waren steigt. Die familiäre Prägung landwirtschaftlicher Betriebe bleibt. Jeder einzelne Betrieb scheint leistungsfähiger, effizienter und größer zu werden. Zum Vergleich: Heute kann ein Landwirt 142 Menschen ernähren, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg belief sich diese Zahl noch auf zehn Personen.
  • Landwirte konzentrieren sich längst nicht mehr nur auf den Erhalt ihres Hofes. Zunehmend häufiger konstruieren sie neue Einkommensquellen, die zu ihrer Branche passen: 34.600 landwirtschaftliche Betriebe setzten im Jahr 2016 auf erneuerbare Energien. 23.200 Betriebe ergänzten ihr Portfolio um die Holzverarbeitung. 15.600 Betriebe arbeiteten als Dienstleister für Drittbetriebe. Auch die Direktvermarktung, das Angebot von Tourismusofferten und Tier- und Pferdepensionen lassen sich am Markt beobachten.
  • Möglich wird die Effizienzsteigerung im Bereich der Landwirtschaft vor allem aufgrund neuer Methoden, verbesserter Technologien und einem Maschinenpark, der auf die Bedürfnisse der modernen Landwirtschaft abgestimmt ist. So haben Wein- und Obstbauern den Schlegelmulcher kennen und schätzen gelernt, der sie dabei unterstützt, weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen und dennoch kein Unkraut beim Obst zu haben. Heckbagger lassen sich schnell und einfach an den Traktor anbauen und bilden so die Alternative zum Minibagger. Zuchtfortschritte bei Saat und Dünger optimieren die Ernte und auch automatisierte Arbeitsprozesse werden immer stärker forciert (Stichwort: precision farming).
  • Ein weiterer Trend, der sich im Bereich der Landwirtschaft beobachten lässt, ist die Spezialisierung von Betrieben. Anstatt ein breites Angebot zu unterhalten, soll die Spezialisierung einmal mehr die Effizienz steigern und das macht durchaus Sinn: Gerade spezielle Maschinen sorgen zwar für Effizienz in der Landwirtschaft, amortisieren sich allerdings erst dann, wenn sie in einem spezialisierten Betrieb permanent Anwendung finden. Auch die Spezialisierung auf den Bio-Bereich lässt sich nachverfolgen.

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