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Lawine

Eine Lawine (von rätoromanisch “lavina“) entsteht durch den plötzlichen und ruckhaften Abgang von Schneemassen an steilen Hängen und Bergflanken. Auf einer geneigten Unterlage setzt sich eine Schneedecke bei ihrer Umwandlung von Neu- zu Altschnee (s. a. → Schnee) nicht nur lotrecht, sie kriecht auch ganz langsam hangabwärts. Durch den Wechsel von konkaven und konvexen Hangabschnitten oder durch andere Geländeunebenheiten werden Druck- und Zugspannungen innerhalb der Schneedecke wirksam. Zudem kriechen die einzelnen Schichten, die eine Schneedecke aufbauen, unterschiedlich schnell. Zwischen den Schneeschichten treten somit ebenfalls Spannungen auf. Die Stabilität eines schneebedeckten Hanges hängt nun vom Verhältnis der auftretenden Spannungen zur jeweiligen Festigkeit ab. Die Festigkeit zwischen zwei Schneeschichten nennt man Scherfestigkeit. Sie beruht auf Kohäsion zwischen den Schneekörnern und auf Reibung. Hinzu kommt der senkrechte Auflagedruck auf den Hang, der mit steigendem Neigungswinkel einer Böschung abnimmt. Daraus ergibt sich eine zunehmende Lawinengefahr mit steigender Hangneigung bei gleichzeitig anwachsender Schneedecke. Denn dann nimmt die Scherspannung als gewichtsabhängige und abschiebende Größe zwischen zwei Schneeschichten zu.

Besonders gefährlich wird es, wenn innerhalb einer Schneedecke “schwache Zwischenschichten“ auftreten, die millimeterdünn sein können. Sie können beispielsweise aus → “Schwimmschnee“ oder eingeschneitem Oberflächenreif bestehen und heben die Scherfestigkeit in der Schneedecke praktisch wie ein Kugellager auf. Eine Schneeschicht über einer schwachen Schicht wird dann nur noch von der Zug- und Druckfestigkeit an ihrem oberen und unteren Ende gehalten. Belastungen der Schneedecke durch Skifahrer oder Erschütterungen können in dieser Situation einen Scherriss und damit eine Schneebrettlawine auslösen. Daher bilden aufgegrabene Schneeprofile eine wesentliche Basis für die Beurteilung der Lawinengefahr. Am Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung im schweizerischen Davos hat man zudem spezielle Penetrometer entwickelt, durch die auch ohne Grabungen Schwachschichten erfasst werden können.

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