Lexikon

Wenders

Wim, deutscher Filmregisseur, * 14. 8. 1945 Düsseldorf; thematisiert in seinen Werken, die sich häufig durch überlange Einstellungen bzw. einen langsamen Montagerhythmus auszeichnen, die Bindungslosigkeit und Isolation des modernen Menschen: „Summer in the City“ 1970; „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ 1972; „Alice in den Städten“ 1974; „Im Lauf der Zeit“ 1976; „Der amerikanische Freund“ 1977; „Der Stand der Dinge“ 1982; „Paris, Texas“ 1984; „Der Himmel über Berlin“ 1987; „In weiter Ferne, so nah“ 1993; „Das Ende der Gewalt“ 1997; „Buena Vista Social Club“ 1999; „The Million Dollar Hotel“ 2000; „Viel passiert - Der BAP-Film“ 2002; „Don't Come Knocking“ 2005; „Palermo Shooting“ 2008.
  • Deutscher Titel: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
  • Original-Titel: DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1972
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders, nach einer Erzählung von Peter Handke
  • Kamera: Robby Müller
  • Schauspieler: Arthur Brauss, Kai Fischer, Erika Pluhar
Erzählt wird die Geschichte des Torwarts Josef Bloch, der während eines Spiels den Schiedsrichter beschimpft und deshalb vom Platz verwiesen wird. Dieses Ereignis wirft Bloch aus der Bahn, zunehmend verliert er die Kontrolle über sich. Er bringt grundlos die Kassiererin eines Kinos um, mit der er die Nacht verbracht hat, flieht zu einer Bekannten in ein abgelegenes Dorf und beobachtet interesselos, was mit ihm und um ihn herum geschieht.
Der 26-jährige Wim Wenders mixt geschickt Kriminalgeschichte und Thriller, um das scheinbar Alltägliche als etwas Besonderes zu analysieren.
  • Deutscher Titel: Alice in den Städten
  • Original-Titel: ALICE IN DEN STÄDTEN
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1974
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders, Veith von Fürstenberg
  • Kamera: Robby Müller, Martin Schäfer
  • Schauspieler: Rüdiger Vogler, Yella Rottländer
Die Produktion des »Scharlachroten Buchstabens« führte Wim Wenders zu der Einsicht, dass ihm aufwändige historische Filme nicht liegen. In »Alice in den Städten« kehrt er zu einer einfachen Geschichte, einem Road Movie, zurück. Die Kritiker sprechen von einem der besten deutschen Filme der frühen 70er Jahre.
Hauptfigur ist Yella Rottländer als Alice. Das neunjährige Mädchen wird auf dem New-Yorker Flughafen von seiner Mutter zurückgelassen und dem deutschen Fotografen Philip »zugeschoben«. Als die Mutter nicht, wie versprochen, nach zwei Tagen nachreist, machen sich Philip und Alice auf die fast aussichtslose Suche nach der Großmutter des Kindes.
  • Deutscher Titel: Im Lauf der Zeit
  • Original-Titel: IM LAUF DER ZEIT
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1976
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders
  • Kamera: Robby Müller, Martin Schäfer
  • Schauspieler: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler, Lisa Kreuzer, Marquard Bohm
  • Auszeichnungen: Internationaler Filmkritikerpreis Filmfestspiele Cannes 1976 für Film
Wim Wenders„ Film mischt Elemente des amerikanischen Road Movies mit den Stilmitteln deutscher Erzählkunst im Film und findet dabei zu einer eigenen Ausdrucksweise, die von Kritikern gefeiert und in Cannes mit dem Preis der Filmkritik belohnt wird. Zugleich verschafft »Im Lauf der Zeit« Wenders den Durchbruch als Regisseur mit internationaler Anerkennung.
Bruno Winter (Rüdiger Vogler) reist durchs Zonenrandgebiet und repariert in den dortigen Kinos die Projektoren; bei seinen Fahrten lernt er viel über die provinzielle deutsche Lebenswirklichkeit. Während einer seiner Touren trifft er Robert Lander (Hanns Zischler), der sich gerade von seiner Frau getrennt hat. Eine Weile fahren sie zusammen in Brunos LKW weiter; die Fahrt wird eine Reise zu sich selbst, die das Lebensgefühl der 70er Jahre mit all seiner Orientierungslosigkeit und der Suche nach neuen Wegen widerspiegelt.
  • Deutscher Titel: Der amerikanische Freund
  • Original-Titel: DER AMERIKANISCHE FREUND
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1977
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders, nach einem Roman von Patricia Highsmith
  • Kamera: Robby Müller
  • Schauspieler: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer, Gérard Blain, Nicholas Ray
Wim Wenders präsentiert einen Thriller, der das traditionelle amerikanische Actionkino mit seinem eigenen, eigenwilligen Stil verbindet: Eine ungewöhnliche Farbdramaturgie, Stilisierungen und unzählige Verweise auf die Filmgeschichte drücken dem Werk Wenders Stempel auf. Die Verfilmung des hintergründigen Kriminalromans von Patricia Highsmith gehört zu den besten Streifen des neuen deutschen Films in den 70er Jahren.
Der Rahmenbauer Jonathan (Nicholas Ray) lebt mit Frau und Kind in Hamburg. Er leidet an Leukämie und glaubt, bald sterben zu müssen. Von dem Amerikaner Ripley und dem Franzosen Minot lässt er sich daher für viel Geld zu einem Mord überreden. Nachdem er einen amerikanischen Gangster in der Pariser Metro erschossen hat, verwickeln ihn die beiden immer mehr in ihre Machenschaften.
Die Rollen der Gangster hat Wenders durchweg mit Regisseuren besetzt: Daniel Schmid, Peter Lilienthal, Samuel Fuller und Jean Eustache. Der bereits von seiner schweren Krankheit gezeichnete Regisseur Nicolas Ray (»Denn sie wissen nicht, was sie tun«, 1955), dem Wenders kurz vor dessen Tod (1979) das halbdokumentarische Werk »Nick„s Film« (1979) widmet, wirkt ebenso mit. Der 2,7 Mio. DM teure Film wird Wenders erster Publikumserfolg.
  • Deutscher Titel: Der Stand der Dinge
  • Original-Titel: DER STAND DER DINGE
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1982
  • Regie: Wim
    Wender
    s
  • Drehbuch: Wim
    Wender
    s, Robert Kramer
  • Kamera: Martin Schäfer, Henri Alekan, Fred Murphy
  • Schauspieler: Patrick Bauchau, Paul Getty III, Viva Auder, Samuel Fuller
  • Auszeichnungen: Goldener Löwe Filmfestival Venedig 1982 für Film
Ein Filmteam dreht in Portugal einen Sciencefiction-Film mit dem Titel »The Survivors« (Die Überlebenden). Sie müssen die Dreharbeiten unterbrechen, da kein Filmmaterial mehr vorhanden ist und der Produzent neue Finanzquellen auftun muss. Nach einer langen Wartenzeit fliegt der Regisseur nach Amerika zurück, um mit dem Produzenten zu reden. Es stellt sich heraus, dass die Mächtigen des Filmgeschäfts beschlossen haben, den Film nicht zu beenden, da er aufgrund seiner Eigenwilligkeit nicht gewinnträchtig erscheint. Die Pause zwingt die Beteiligten, sich nicht mehr mit ihrer Arbeit zu beschäftigen, sondern mit sich und ihren Problemen. Hieraus entstehen viele kleine Geschichten, die in dem Film erzählt werden.
»Der Stand der Dinge« beschreibt die alltäglichen Schwierigkeiten beim Film, vor allem die Probleme bei der Zusammenarbeit der Künstler.
  • Deutscher Titel: Paris, Texas
  • Original-Titel: PARIS, TEXAS
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1984
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Sam Shepard
  • Kamera: Robby Müller
  • Schauspieler: Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski, Dean Stockwell
  • Auszeichnungen: Goldene Palme Filmfestspiele Cannes 1984 für Film
In den USA dreht Wim Wenders den Film »Paris, Texas«, in dem sich amerikanisches Genrekino mit der Erzählkunst des europäischen Autorenfilms vereint.
Nach vier Jahren sieht Travis (Harry Dean Stanton) seinen Sohn Hunter wieder, der bei seinem Bruder Walt (Dean Stockwell) lebt. Die Annäherung zwischen Vater und Sohn fällt schwer, doch dann machen sich Travis und Hunter auf die Suche nach der Mutter des Jungen. Sie finden sie in Houston in einer Peepshow. Getrennt durch eine Scheibe erzählen sich Travis und Jane (Nastassja Kinski) ihre Geschichte. Sie verabreden sich in einem Hotel, doch als Jane kommt, findet sie nur ihren Sohn vor.
Wenders„ Film ist Road Movie und Liebesgeschichte in einem; dabei versinnbildlichen die wechselnden Landschaftsbilder die jeweilige Gefühlslage der Hauptpersonen, die so auch für die Zuschauer leichter nachvollziehbar werden.
  • Deutscher Titel: Der Himmel über Berlin
  • Original-Titel: DER HIMMEL ÜBER BERLIN
  • Land: D
  • Jahr: 1987
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders, Peter Handke, Richard Reitinger
  • Kamera: Henri Alekan
  • Schauspieler: Bruno Ganz, Solveig Dommartin, Otto Sander, Peter Falk
  • Auszeichnungen: Filmfestspiele Cannes 1987 für Regie, Felix 1988 für Regie
Begeisterte wie kritische Beurteilungen erntet der bis in die Nebenrollen hervorragend besetzte Wenders-Films »Der Himmel über Berlin« nach seiner Uraufführung am 17. 5. 1987 bei den Filmfestspielen in Cannes.
In seinem wohl persönlichsten Film erzählt der deutsche Regisseur die Geschichte des Engels Damiel (Bruno Ganz), der sich in die Artistin Marion (Solveig Dommartin) verliebt. Um ihr aber näherzukommen, muss er sein Engel-Dasein aufgeben und Mensch werden. So verlässt er den »Luftraum« über Berlin und erfährt neue, sinnliche Dinge über sich und die Welt. Allerdings muss er auch mit dem vorher unbekannten Handikap, jetzt in jeder Hinsicht verletzbar und sterblich zu sein, leben.
Von Kritikern übereinstimmend gelobt wird die überragende Kamera-Arbeit des Franzosen Henri Alekan, dessen lebendige, kraftvolle Bildsprache den naiven Blick der Figuren unterstützt. Auf der anderen Seite bemängeln Feuilletonisten die Künstlichkeit der Dialoge. Das Pathos der Texte scheint den romantischen Blick auf Berlin und die Liebesgeschichte zu bremsen. Dennoch bleibt »Der Himmel über Berlin« ein formal gewagtes Projekt, das eine wunderbare Hommage an die noch geteilte Stadt in sich birgt. Zwei Jahre vor dem Fall der Mauer gedreht, gewinnt der Film auf diese Weise die Bedeutung eines historischen Dokuments. Vier Jahre nach dem Zusammenwachsen von Ost- und West-Berlin realisiert Wenders eine Fortsetzung der Geschichte: »In weiter Ferne so nah« (1993).
  • Deutscher Titel: In weiter Ferne, so nah
  • Original-Titel: IN WEITER FERNE, SO NAH
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1993
  • Regie: Wim Wenders
  • Drehbuch: Wim Wenders
  • Schauspieler: Otto Sander, Bruno Ganz, Nastassja Kinski, Horst Buchholz
  • Auszeichnungen: Spezialpreis der Jury Filmfestspiele Cannes 1993
Mit »In weiter Ferne, so nah« realisiert Regisseur Wim Wenders eine Fortsetzung seines mehrfach preisgekrönten Films »Der Himmel über Berlin« (1987). Ein großes Aufgebot internationaler Starschauspieler wirkt dabei mit: Neben den Hauptdarstellern Otto Sander, Bruno Ganz und Nastassja Kinski sind in einzelnen Szenen u.a. Heinz Rühmann, Peter Falk, Lou Reed und nicht zuletzt Michail Gorbatschow zu sehen, der sich selbst in einer peinlichen Szene kolportiert.
In der fast dreistündigen Geschichte beschließt wieder einmal ein Engel (Otto Sander), Mensch zu werden in diesem Fall allerdings nicht aus Liebe zu einer Frau auf Erden, sondern aus reiner Neugierde.
Der Film erzählt von seinen Begegnungen mit skrupellosen Waffenschiebern, Pornohändlern, Glücksspielern, Pizzabäckern, sowie alten und neuen Nazis, die leblos wie Wachsfiguren durch die Stadt Berlin laufen.
Wim Wenders Film wirkt eher wie ein Remake von »Der Himmel über Berlin« und hat mit dem Leben nicht mehr viel gemein. Viele Kritiker werfen dem Regisseur, dem nach Rainer Werner Fassbinders Tod (1982) das schwere Erbe der deutschen Filmkunst in den Schoß gelegt wurde, vor, dass er in seinem Film nurmehr permanent sich selbst und sein eigenes Werk zitiert.
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