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Literatur-Nobelpreis für Kazuo Ishiguro

Den Nobelpreis für Literatur erhält in diesem Jahr der englische Schriftsteller Kazuo Ishiguro. Der gebürtige Japaner ist bei uns vor allem durch seinen Roman "Was vom Tage übrig blieb" und dessen Verfilmung bekannt geworden. Ishiguros Romane kreisen häufig um Themen wie die Erinnerung und das Vergehen der Zeit und sind von leiser Melancholie durchzogen.
NPO, 05.10.2017

Kazuo Ishiguro

Niklas Elmehed, Nobel Media 2017

Kazuo Ishiguro gilt als einer der renommiertesten Schriftsteller Großbritanniens, er hat für seine Romane bereits mehrere bedeutende Preise erhalten. In der Begründung für seine Auszeichnung erklärt das Nobelpreis-Komitee, dass Ishiguro "in Romanen von großer emotionaler Kraft den Abgrund unter unserem illusorischen Gefühl einer Verbindung mit der Welt."

Ishiguro wurde 1954 in der japanischen Stadt Nagasaki geboren, zog aber schon als Fünfjähriger mit seinen Eltern nach Großbritannien. Dort studierte er an der Universität von Kent Englisch und Philosophie und später kreatives Schreiben an der Universität von East Anglia. 1982 erschien sein erstes Buch "A Pale View of the Hills". Neben seinen inzwischen acht Büchern hat der Autor auch Drehbücher für Filme und das Fernsehen geschrieben.

Ideale und Erinnerungen im Konflikt

Typisch für Ishiguros Werke ist Erzählung aus der Ich-Perspektive: Er nimmt seine Leser mit in die Innenwelt seiner Charaktere und enthüllt so auch ihre Schwächen. Gleichzeitig weckt er durch die Ich-Perspektive Sympathie für seine Figuren und zeigt ihre inneren Konflikte auf.  Oft schwanken die Charaktere zwischen Zögern und Handeln – ein Konflikt, der auch am Ende der Romane nicht immer aufgelöst wird.

Die meisten Romane von Ishiguro spielen in der Vergangenheit oder beziehen sich zumindest auf Ereignisse in der Lebensgeschichte der Protagonisten. So thematisiert Ishiguro in seinem Roman "Der Maler der fließenden Welt" die Zeit des Wiederaufbaus in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg und die Konflikte zwischen den Vor- und Nachkriegsgenerationen. "Was vom Tage übrig blieb" spielt ebenfalls in der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Ishiguro selbst erklärt dazu: "Mich interessiert an dieser Zeit, wie die Wertvorstellungen und Ideale auf die Probe gestellt wurden. Die Menschen waren damals gezwungen sich damit auseinanderzusetzen, dass ihre Ideale möglicherweise nicht mehr dem entsprechen, was sie bisher für wahr und richtig gehalten haben."

Trailer der 1993 mit Anthony Hopkins und Emma Thompson gedrehten Verfilmung des Romans "Was vom Tage übrigblieb".

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