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Markus Lüpertz malt die Grundrechte

Markus Lüpertz gilt als einer der bedeutendsten Künstler Deutschlands. Nun hat der als exzentrisch geltende Maler eine Serie mit 19 Bildern geschaffen, welche die Grundrechte aus der Perspektive des Künstlers zeigen.
von wissen.de-Redakteurin Dagmar Oberndorfer

Der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz ist bekannt für sein selbstbewusstes Auftreten. Bei offiziellen Anlässen erscheint er meist im feinen Anzug, mit Spazierstock, auffälligen Goldringen, den weißen Bart akkurat gestutzt. Dies hat ihm in der Presse den Beinamen „Malerfürst“ eingebracht. Lüpertz sieht sich selbst als Genie. Und hinter der Fassade steckt keine plumpe Selbstüberschätzung, vielmehr ist er der Ansicht, dass überhaupt nur derjenige Maler oder Bildhauer werden kann, der sich selbst als Genie betrachtet: „Wer ein Künstler sein will, sollte immer davon ausgehen, dass er der Beste ist“, sagt er.

2012 befasste Lüpertz sich mit dem Grundgesetz. Inspiriert von den Grundrechten schuf er eine Serie mit 19 Bildern – zu jedem Artikel des Grundgesetzes eines. Die Bilder illustrieren eine Künstlerausgabe des Grundgesetzes, die seit dem 1. Oktober 2012 im Handel ist.  Es ist seit dem Mittelalter die erste Illustration eines Gesetzestextes in Deutschland. Sie können das Buch hier bestellen.

 

Antike Muse

Das Grundgesetz. Mit Illustrationen von Markus Lüpertz
wissenmedia, Gütersloh/Markus Lüpertz
Als Protagonist und wiederkehrendes Motiv der Gemäldeserie wählte Lüpertz eine antik anmutende Figur, die an eine Statue des altgriechischen Faustkämpfers Agias erinnert. In den Bildern taucht der Torso mal als verschwommene Silhouette auf, mal sind seine Konturen klar abgegrenzt, der Körper plastisch dargestellt. Mensch, Boot, Landschaft, manchmal eine Marmorplatte oder ein verlassener Weg: Aus diesen Elementen baut Lüpertz die Gemälde auf. Nur in zwei Fällen stellt er dem einsamen Kämpfer jeweils eine zweite Person zur Seite. Die Darstellungen lassen sich in verschiedene Richtungen interpretieren, der Zusammenhang mit dem jeweiligen Grundgesetz-Artikel erschließt sich dem Betrachter dann auch erst bei intensiver Betrachtung.

Lüpertz' Malstil spiegelt seine Persönlichkeit wider. Viele seiner Werke werden dem Neoexpressionismus zugeordnet, einer Strömung, die Mitte der sechziger Jahre entstand. Sie steht für die Rückkehr zur gegenständlicheren Malerei. Lüpertz entwickelte in seiner Kunst eine eigene Symbolsprache, so stehen etwa die Schnecke für Tod und der Fisch für Hunger. Für den Künstler typisch sind außerdem große Formate – sowohl bei Bildern als auch bei Statuen. Ein monumentales Werk ist beispielsweise der Herkules, eine 18 Meter hohe Skulptur, die der Künstler auf dem Turm der ehemaligen Nordstern-Zeche in Gelsenkirchen installierte.

Lüpertz' Bilder und Statuen sind nicht immer leicht zu verstehen und nach gefälliger, dekorativer Schönheit sucht der Betrachter teilweise vergebens, zumindest auf den ersten Blick. Bei Laien rufen seine Werke daher eher ein geteiltes Echo hervor. Die Feuilletons hingegen feiern den Meister als einen der großen deutschen Gegenwartskünstler. Lüpertz wurde für seine Arbeiten immer wieder ausgezeichnet und war bis 2009 Rektor an der Kunstakademie Düsseldorf.

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