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Mehr als Fernsehen

Kaum eine Branche entwickelt sich derart rasant wie die Technikindustrie. Ständig gibt es bahnbrechende Ideen, neue Nutzungsmöglichkeiten und immer größere, schnellere und günstigere Produkte. Besonders deutlich wird das bei Fernsehgeräten. Für rund 1000 D-Mark konnte man in den 1950er Jahren einen Fernseher kaufen. Heute verfügen rund 96 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Fernsehapparat. Oft sind es sogar zwei oder mehr Geräte. Wobei die Zahl der Flachbildschirme stetig zunimmt. 2011 stand in mehr als jedem 3. Haushalt ein solches Gerät.
Kim Schöffler, wissen.de

Der Urfernseher: das „elektrische Teleskop"

Elektrisches Sehen, telegraphisches Sehen, elektrisches Fernsehen bzw. Telephanie sind Begriffe aus den Anfangsjahren des Fernsehens. Der deutsche Ingenieur Paul Nipkow machte 1884 den Weg für eine Übertragung von Bildern frei. Er erfand das „elektrische Teleskop“, das mit Hilfe einer rotierenden Scheibe (Nipkow-Scheibe) Bilder in Hell-Dunkel-Signale zerlegte beziehungsweise wieder zusammensetzte. Nipkow gilt als Erfinder des Fernsehens, die praktische Umsetzung seiner Idee scheiterte jedoch am damaligen Stand der Technik. Kurz nach der Jahrhundertwende erhielt der Russe Boris Rosing ein Patent für die erste Übertragung und Empfang eines Fernsehbildes – auch in Deutschland. Leon Theremin gelang eine Übertragung bei Tageslicht und zwar mithilfe kleiner Spiegel statt der Löcher in der Nipkow-Scheibe. Der sowjetische Geheimdienst nutzte seine Entdeckung aber zur Personalüberwachung und untersagte die Publikation seiner Erfindung. Als wegweisend für einen Serienbau gilt aber die Braunsche Röhre, die Ferdinand Braun 1897 entwickelte.

Jahrzehntelang stand die sogenannte „Röhre“ in deutschen Haushalten. Zu kaufen gibt es sie heute allerdings nicht mehr. Sie wurde durch Flachbildfernseher auf Plasma-, LCD- und jetzt LED-Basis ersetzt. Die wiederum unterteilen sich in HD (High Definition) Ready, Full-HD und neuerdings sogar 3D-fähige Fernseher für zu Hause.

 

Wie hat sich Fernsehen entwickelt?

Während es in den Anfangsjahren des Fernsehens lediglich drei Programme gab, können heute Tausende Sender empfangen werden – und zwar aus der ganzen Welt. Das geht allerdings nur mit einer Satellitenschüssel. Um das Signal umwandeln zu können, benötigt man einen Receiver. Weitere Möglichkeiten des Empfangs sind etwa DVBT, Kabel und Pay-TV. Seit 2001 hat sich die Zahl der in Deutschland für Premium Pay-TV zahlenden Kunden von 2,1 Millionen im Jahr 2012 auf 5,4 Millionen mehr als verdoppelt (April 2012). Aber warum zahlt man überhaupt für Fernsehen, wenn man es doch auch kostenfrei haben kann? Ein Hauptargument der Kunden ist: die Qualität, die vor allem mit der Werbefreiheit zusammenhängt. Außerdem kann man Serien, Filme und Dokumentationen dann schauen, wann es einem gefällt. Und das ist für viele ein verlockendes Angebot. Mobiles Fernsehen über das Internet ist heute Normalität. Aber auch zu Hause bietet das Internet eine Fülle von Möglichkeiten. Sogenannte Stream-Geräte (Apple-TV) geben auf dem Fernseher das wieder, was auf dem Laptop gezeigt wird. Mittels eines Multimedia-Players kann man heruntergeladene Filme, Serien oder Youtube-Videos anschauen, ohne dabei vor dem Computerbildschirm zu kleben. 

 

Kinofeeling nach Hause holen

Beamer
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Richtige Leinwandfreaks wollen für das Kinoerlebnis nicht mehr das Haus verlassen. Warum auch, gibt es doch Heimkino-Projektoren. Doch dafür muss man tief in den Geldbeutel greifen. Zwar gibt es diese Beamer ab etwa 500 Euro, doch hohe Qualität zeigt sich in der Regel erst ab mehr als 1.000 Euro. Der Preis nach oben ist offen. Mit dem richtigen Projektor ausgestattet, entsteht allerdings noch kein Heimkino. Erst eine Leinwand und ein Soundsystem komplettieren die Anlage. 

 

Was bringt die Zukunft?

Die Technik im Bereich TV entwickelt sich rasant weiter. Ein heute erworbener Flachbildschirm ist in einem Jahr womöglich bereits wieder veraltet. Und weil die Unterhaltungselektronik einem großen Preisverfall unterliegt, landet der alte Fernseher schnell auf dem Müll. Deutschlands 41 Millionen Privathaushalte produzierten im Jahr 2005 110.000 Tonnen Elektroschrott (Quelle: Statistisches Bundesamt). Dass Länder wie die USA und Australien ihren Elektroschrott in Schwellenländer exportieren, um das eigene Land vor den Umweltauswirkungen des Recyclings zu schützen, ist ein Indiz für die "Wegwerf-Gesellschaft". Nachhaltigkeit sieht anders aus.

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