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Mit Volldampf voraus

Per Superjump zum Sieg - mit dem Joystick schafft der 8jährige spielend die rasantesten Sprünge und Sprints. Im wirklichen Leben auf einem Baumstamm balancieren, auf einem Bein hüpfen oder rückwärts gehen fällt ihm dagegen schwer. Kein Einzelfall, sondern traurige Realität: Ärzte und Pädagogen beklagen, dass sich unsere Kinder immer weniger bewegen. Doch ein gutes Körpergefühl ist eine Grundvoraussetzung für eine gesunde Entwicklung. Toben hält nicht nur Herz und Kreislauf fit, sondern bringt auch die grauen Zellen in Schwung.

Monika Wittmann

 

Übergewicht und Haltungsschäden

„Toben macht schlau“, betont die Professorin für Sportpädagogik, Renate Zimmer. Ein Mensch kommt mit mehr als 100 Milliarden Nervenzellen zur Welt. Durch körperliche Aktivität werden sie miteinander verknüpft. Die Sinnesbahnen verkümmern jedoch, wenn sie nicht genug Reize erfahren. Deshalb braucht ein Kind wesentlich mehr Bewegung als ein Erwachsener, um sich optimal zu entwickeln - täglich zwei bis drei Stunden, fordert der Leiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung, Dieter Breithecker. Doch immer mehr Kinder erleben ihre Welt „aus zweiter Hand“.

55 Prozent aller Kinder gehen nicht regelmäßig zum Spielen nach draußen. Stattdessen verbringen sie einen Großteil ihrer Freizeit sitzend mit elektronischen Medien. Im Schnitt hat ein 14jähriger 19.000 Stunden Fernsehkonsum hinter sich. Intensiv bewegt sich die Cyber-Generation nur noch eine halbe Stunde am Tag.

Der Bewegungsmangel hat schwere Folgen: Jedes fünfte Kind ist zu dick, jedes dritte leidet unter Haltungsschäden, 40 Prozent aller Schulkinder haben Probleme mit der Körperkoordination. Bei einem Bewegungstest für 4- bis 6jährige, dem MOT 4-6, schneiden die Kinder heute rund 10 Prozent schlechter ab als vor 15 Jahren.

Gleichzeitig berichten Ärzte über Gesundheitsprobleme durch zu intensiven Medienkonsum. Durch einseitige Belastung am PC kann es zum Beispiel zum Maus-Arm kommen, eine Muskel- oder Sehnenentzündung ähnlich wie der Tennisarm. Bekannt ist auch der Joystick-Finger, eine Gelenkschädigung durch extremes Computerspielen.

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