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"Möglichst schnell judenfrei"

Mit den antijüdischen Maßnahmen im November 1938, dem Pogrom am 9. bis 11. November und der anschließenden Verhaftungswelle soll nicht nur die Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vorbereitet, sondern auch der Druck zur Auswanderung erhöht werden.

Chronik Verlag

Dies wird besonders deutlich dadurch, dass die Entlassung eines Teils der in die Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen im Rahmen der Rath-Aktion deportierten Juden von der Unterzeichnung der Auswanderungspapiere und der Ablieferung möglichst vieler Wertsachen abhängig gemacht wird.

1933 lebten 502 799 Glaubensjuden im Deutschen Reich, davon waren 408 082 Reichsangehörige. Bis 1937 hatten 129 000 Deutschland verlassen, im Verlauf des Jahres 1938 folgen ihnen - einschließlich der nach Polen abgeschobenen 17 000 - weitere 46 000. Am 31. Dezember 1938 leben nach Angaben der Reichsvertretung der Juden in Deutschland noch rund 320 000 Juden im Deutschen Reich, davon sind fast die Hälfte über 50 Jahre alt.

Bis zum Novemberpogrom gab es in Fragen der Auswanderung eine Zusammenarbeit zwischen den jüdischen Organisationen - vor allem der Reichsvertretung und dem Ihr angegliederten Hilfsverein - und den für die Auswanderungsfragen zuständigen reichsdeutschen Behörden.

Allerdings geht es den Nationalsozialisten mit der jüdischen Auswanderung nicht schnell genug. Sie sind nicht an einer sinnvollen Auswahl der Auswanderungswilligen interessiert, sondern es kommt ihnen darauf an, das Deutsche Reich möglichst schnell "judenfrei" zu bekommen. Daher wurde für das ehemalige Österreich - dort lebten zu Jahresbeginn 191 000 Juden - am 26. August 1938 eine Zentralstelle für die jüdische Auswanderung eingerichtet, in der alle für Auswanderungsfragen zuständigen Behörden vertreten sind. Zwischen dem 11. März und dem 31. Dezember 1938 verlassen 66 848 Juden das ehemalige Österreich, davon gehen 14 787 nach Nordamerika und 29 260 in europäische Länder.

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