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Musik lernen in jedem Alter – Tipps für Instrumente und Training

Gitarre, Bass, Klavier, Schlagzeug oder Geige – es gibt viele gute Gründe mit einem Musikinstrument anzufangen. Wer musikalisch begabt ist oder wer es lernen möchte, greift zu den zahlreichen Instrumenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und spielt begeistert klassische Werke oder moderne Stücke – je nach Vorliebe. Doch das Instrument zu erlernen ist ein jahrelanger Prozess und das Beherrschen benötigt viel Disziplin, Willen, musikalisches Gespür und Training, Training, Training.

Infografik zur Altersverteilung an deutschen Musikschulen.

Verband deutscher Musikschulen



Dabei ist es natürlich entscheidend wann die Musikinteressierten mit dem Erlernen des Instruments beginnen, denn die Lernfähigkeiten ändern sich mit dem Alter. Trotzdem muss nicht jeder Virtuose bereits im Kindesalter mit dem Instrument angefangen haben. Dazu kommen die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade der Instrumente, denn während Gitarre, Blockflöte und Klavier als klassische Einstiegsinstrumente gelten, sind beispielsweise Oboen oder Fagotts eher für einen späteren Lerneinstieg geeignet. Die klassische Violine gibt es übrigens auch in kleinen Größen für Kinder ab drei Jahren.

Musikinstrumente für Kinder – Aller Anfang ist leicht?

Je nach Interesse und Vorliebe können verschiedene Instrument ausprobiert werden.

Pixabay.com / Counselling / Public Domain

Kinder besitzen eine sehr hohe Auffassungsgabe. Forschungsberichten zufolge soll das Gehirn eines dreijährigen Kindes doppelt so aktiv sein wie bei erwachsenen Personen. Die vielen Nervenzellen verbinden die Informationen und Eindrücke in einer sehr schnellen Zeit und bis zu einem Alter von bis zu zehn Jahren besteht quasi ein Überfluss an Vernetzungen. Das ist einer der Gründe, warum Kinder vor allem auch fremde Sprachen sehr gut in jungen Jahren lernen und anwenden können. Zweisprachig aufgewachsene Mädchen und Jungen erhalten in den frühen Jahren doppelt so viele Sprachanreize und Synapsen, so dass das neuronale Netz aufnahmefähig für weitere Impulse ist. Ausführliche Informationen zum Sprach- und Lernerwerb in der frühkindlichen Bildung liefert folgender Fachbeitrag des Zentrums für Familie und Soziales.

Für das Erlernen der Musikinstrumente sind zum einen die körperlichen Voraussetzungen wichtig, das Interesse des Kindes und der Schwierigkeitsgrad des Instrumentes. So sind Gitarre und Klavier ab einem Alter von sechs Jahren empfohlen, wenn die körperliche Entwicklung normal vorangeschritten ist und eine musikalische Früherziehung vorliegt. Bei der Gitarre ist das Spielen aber auch in früherem Alter möglich, wenn ausreichende manuelle Fähigkeiten zum Spielen vorliegen. Beim Klavierspielen müssen die Kinder die Tasten greifen und über mehrere Oktaven spielen können. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen und die Option mit kleineren Klavieren die Grundausbildung zu beginnen.

Die musikalische Frühförderung ist eine gute Option, die Kinder langsam und Schritt für Schritt an die Musikalität heranzuführen und die Talente und Fähigkeiten auszuprobieren. Der Unterricht findet meist in einer kleinen Gruppe statt, mit Kindern ab drei oder vier bis zu sechs oder sieben Jahren. Dabei gibt es spielerische Informationen zur Musiktheorie, praktische Übungen auf Glockenspielen oder das Üben von Liedern mit Gesang und Tanz.

Die musikalische Grundausbildung beinhaltet das Hineinschnuppern in verschiedene Musikinstrumente und Stile. Ab der ersten und zweiten Grundschulklasse können Kinder daran teilnehmen, verschiedene Instrumente ausprobieren und die ersten Noten lesen lernen.

Infografik Bereiche der musikalischen Frühförderung

Verband deutscher Musikschulen

Anschließend erlernen die meisten Kinder ihr erstes eigenes Instrument. Wichtig für die Auswahl sind:

  • Spaß an der Musik/ dem Instrument
  • Ausprobieren erlaubt
  • Präferenz Einzel- oder Gruppenunterricht?
  • Disziplin und Spielfreude
  • Zeitliche Möglichkeiten richtig einschätzen

Mehrere Probestunden geben Aufschluss über die Präferenz des Instruments.

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Tatsächlich kann es nach einigen Probeterminen sein, dass das Kind keine Lust mehr auf das Instrument verspürt und der oder die Freunde auch E-Gitarre spielen und es anstatt Geige eben dieses Instrument erlernen möchte. Eltern sollten geduldig sein und auch einmal über den Tellerrand hinausschauen, denn nicht immer müssen Jungen Gitarre und Mädchen Klavierspielen lernen. In folgendem Video beweist dieses Mädchen beispielsweise, dass auch Mädchen Schlagzeug lernen und gut spielen können:




Das frühe Erlernen von Musikinstrumenten ist darüber hinaus nicht nur für die musikalische Bildung hilfreich, sondern kann auch die Leistungen in anderen Fächern steigern. Kirstein.de berichtet darüber, dass Kinder mit musikalischer Erziehung ehrgeiziger und gewissenhafter sind und selbstbewusster lernen können. Dabei wird die Kreativität gefördert und eine Angst vor schlechten Noten oder Versagen minimiert. Weitere Empfehlungen für den Beginn von Musikinstrumenten:

  • Violine            möglichst früh, um die richtige Haltung und Technik zu fördern
  • Viola               ab 11 Jahren
  • Violoncello       möglichst früh, für richtige Haltung und Koordination
  • Kontrabass      ab 13 Jahren (entsprechende Körpergröße)
  • Blockflöte        möglichst früh, empfohlen ab 5 Jahren
  • Trompete        ab 6 Jahren
  • Horn               ab 9 Jahren
  • Posaune          ab 10 Jahren
  • Querflöte         ab 10 Jahren
  • Oboe              ab 12 Jahren
  • Klarinette        ab 9 Jahren
  • Fagott             ab 12 Jahren
  • Saxophon        ab 11 Jahren oder früher
  • Schlagzeug      ab 6 Jahren

Weitere Hinweise zu der Begründung unter http://www.musikschule-stadt-delmenhorst.de/

Lernen als Teenager und Erwachsener – Musikalität oder Frustration?

Wer es als Kind versäumt hat, ein Instrument zu erlernen, muss im Erwachsenenalter nicht frustriert sein. Schließlich gehören zum Lernen eines Instrumentes auch der Wille und das Training dazu, das auch im Erwachsenenalter zu guten Leistungen führen kann. Superstars oder Konzertkünstler können daraus meist eher selten entstehen, doch mit genügend Durchhaltevermögen sind die Leistungen passabel genug. Wichtig ist es für Teenager, die Schübe zu nutzen und sich wirklich für das Instrument zu begeistern. Die Entwicklung des Gehirns ist zwar verlangsamt, doch trotzdem lassen sich gute Lerneffekte erzielen, denn Teenager begreifen beispielsweise die Konzepte hinter den Instrumenten und können sich direkt in die Musiktheorie einfühlen. Hintergrundwissen ist enorm wichtig und steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Hobby-Musikkarriere. Das kann sowohl mit Gitarre und Klavier, als auch mit Schlagzeug oder Akkordeon erfolgen. Hilfreich ist es, wenn bereits eine musikalische Grundausbildung oder Früherziehung vorliegt, doch auch ohne Vorkenntnisse ist das Lernen des Instrumentes möglich.

Das Gehirn eines Erwachsenen ist voll ausgebildet und nimmt neue Informationen nicht so schnell auf. Hierbei zählen Wille und Trainingsvermögen, denn auch wenn Erwachsene langsamer lernen, können sie sich das notwendige Wissen gut aneignen, sie müssen nur ausreichend Zeit mitbringen. Das Internet bietet über Videos, Tutorials und Anleitungen viele ergänzende Hinweise zum Musikunterricht, der die Grundlagen und das Verständnis zuallererst vermitteln sollte. Beispielsweise lassen sich Tabs und Chords für Gitarre und Bass an zahlreichen Stellen wiederfinden, die den Einstieg und das Erlernen bekannter Songs erleichtern.

In diesem Interview legt Psychologe Gary Marcus der Universität New York dar, dass sich Erwachsene Zeit geben sollen, neue Dinge zu erlernen und besonders konsequente Übung das Fehlen von Talenten und Vorbildungen ersetzen kann. Kinder besitzen zwar meist ein besseres Gehör und können die tonalen Unterschiede klarer heraushören, doch mit gezieltem Training lassen sich bei Erwachsenen auch Rhythmusprobleme und handwerkliche Schwächen ausbügeln.

Musizieren in hohem Alter – eine Chance für das Gedächtnis?

Gemeinsam zu musizieren kann alte Erinnerungen wieder aufleben lassen.

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Das Gehirn baut in den höheren Lebensjahren zwar stetig ab, doch das ist kein Grund, einen Kindheitstraum nicht trotzdem zu verwirklichen. Ältere Personen bringen einige Vorerfahrungen mit, wie Disziplin durch jahrzehntelanges Arbeiten, eine gute Übersicht über eine konzentrierte Herangehensweise und genügend Ausdauer und Zeit für Training, Techniken, Atem- oder Fingerübungen.

Zusätzlich dazu fördert das Musizieren die Gesundheit des Einzelnen, denn die Kombination aus Sehen, Hören, motorischen Bewegungen und Konzentration helfen dem Gehirn, die grauen Zellen zu aktivieren und halten Geist und Körper fit. Forscher ermittelten, dass beim Musizieren das Hirn sehr stark gefordert und die Gedächtnisleistung dadurch in Schuss gehalten wird. Allerdings ist der Trainingseffekt im hohen Alter deutlich geringer als in jüngeren Jahren und zu einem erfolgreichen Konzertpianisten werden die meisten Senioren meist nicht mehr. Trotzdem lohnt sich das Musizieren für die ältere Generation, die neben dem Gehirnjogging das eigene Wohlbefinden steigern und bei Tanz und Musik auch den Körper ebenfalls wieder in Schwung bringen kann. Passende Instrumente sind beispielsweise Klavier und Gitarre, da das Erlernen zu jeder Zeit möglich ist. Etwas ausgefallener sind das Saxophon oder andere Blasinstrumente, die jedoch für Senioren mit den dritten Zähnen weniger möglich sind. Wer noch über gute Zähne verfügt, kann sich mutig an die Blasinstrumente wagen, die sogar die Lunge trainieren.

Noch besser ist es allerdings, wenn von Kindesbeinen an ein Instrument erlernt wird, denn das fördert die Gedächtnisleistung nachhaltig, bis in das hohe Rentenalter.
 

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