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Myrrhe: Biblische Arznei

Myrrhe ist den meisten heute als eines der wertvollen Geschenke der Heiligen drei Könige für das Jesuskind bekannt. Schon damals war die Pflanze jedoch nicht nur ein teures Gut, sondern zugleich als Heilmittel begehrt. Auch in der heutigen modernen Medizin hat die Arzneipflanze ihren Platz. Denn dass einige ihrer Inhaltsstoffe zum Beispiel bei Darmbeschwerden helfen können, ist inzwischen wissenschaftlich belegt.
CGC / DAL, 20.12.2107

Myrrhe verbinden nicht nur bibelfeste Menschen mit der Weihnachtsgeschichte.

Gemeinfrei

Nach der Weihnachtsgeschichte von Matthäus beschenkten die Weisen aus dem Morgenland das neugeborene Jesuskind mit wertvollen Geschenken: Neben Gold und Weihrauch war auch Myrrhe darunter – eines der teuersten Güter der damaligen Zeit. Die Pflanze war damals genauso wertvoll wie Gold. "Myrrhe war seinerzeit nicht nur Opfergabe für Götter und Könige und ein Zeichen der Heiligung, sondern auch eine begehrte Arzneipflanze", erläutert der Medizinhistoriker Johannes Mayer von der Universität Würzburg.

Schon ab dem 5. Jahrhundert vor Christus wurde Myrrhe von den Griechen etwa zur Wundbehandlung, bei chronischem Husten, Asthma und Entzündungen der Mundhöhle eingesetzt. Arabische Ärzte legten dann um 1.000 nach Christus den Schwerpunkt der Anwendungen auf den Magen-Darm-Bereich. Auch die europäischen Ärzte des Mittelalters setzten das Heilmittel mit Vorliebe bei Darmbeschwerden ein.

Myrrhe ist ein aromatisches Gummiharz, der aus der Rinde des am Horn von Afrika vorkommenden Balsambaumes sickert. Beim Trocknen kristallisiert es in Form durchsichtiger Körner von weißlicher bis roter Farbe.
Wirksame Inhaltsstoffe

Die diversen Verwendungsmöglichkeiten haben sich bis in unser modernes Zeitalter hinein durchgesetzt. Heute kommt die Arzneipflanze mit "biblischer Tradition" unter anderem für Mundspülungen zur Behandlung von Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut zum Einsatz. Zudem wird sie vermehrt bei Durchfall, Reizdarm oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen verwendet. Doch die genauen Wirkmechanismen waren wie bei vielen pflanzlichen Mitteln lange nicht bekannt.

Myrrhe besteht aus dem an der Luft gehärteten Gummiharz, das aus verschiedenen Myrrhenbaum-Arten gewonnen wird. Wichtige Inhaltsstoffe sind das ätherische Öl, Harz sowie Bitter- und Gerbstoffe. Erst in den letzten Jahren haben wissenschaftliche Studien belegt, dass diese Substanzen tatsächlich so wirken, wie es ihnen bereits seit Jahrtausenden nachgesagt wird: entzündungshemmend und entkrampfend.

Myrrhentinktur, eine gelblichbraune, klare Flüssigkeit, wird unter anderem zur Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt.

Itineranttrader, Public Domain

Entkrampfend – und gut für die Darmflora

So wiesen Forscher bereits 2012 nach, dass Myrrhe den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur senkt, die Stärke der Darmkontraktionen verringert und dadurch Darmkrämpfe lindern kann. Weitere aktuelle Studien bestätigen darüber hinaus, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Pflanze entzündungsfördernde Prozesse hemmen – besonders gut scheint das in Kombination mit Kaffeekohle und Kamille zu funktionieren.

"Andere Untersuchungen konnten zeigen, dass diese drei Arzneipflanzen die Darmbarriere stärken und eine gesunde Darmflora unterstützen", berichtet Rainer Stange vom Charité-Klinikum in Berlin. Bei Patienten mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa sorgte die Myrrhe-Kombination für eine höhere Konzentration an – für die Bakterienflora günstigen –  kurzkettigen Fettsäuren im Darm. Dabei wirkte das Pflanzenextrakt sogar besser als das herkömmlich dafür eingesetzte Standardmedikament.

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