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Nach 28 Jahren fällt die Mauer

"Privatreisen nach dem Ausland können ohne Voraussetzungen beantragt werden." - Mit dieser eher beiläufigen Erklärung des Berliner SED-Chefs Günter Schabowski bricht eine neue Epoche an: Mauer, Stacheldraht und schwerbewachter Grenzstreifen, die die Deutschen in Ost und West 28 Jahre lang trennten, werden durchlässig. Noch in der Nacht strömen Zehntausende DDR-Bürger in den Westen, wo sie begeistert empfangen werden.

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Schabowski informiert die Presse
9. November, 18.57 Uhr. In einer vom DDR-Fernsehen live übertragenen Pressekonferenz beantwortet Günter Schabowski, Mitglied des SED-Politbüros, die Frage nach Maßnahmen der Regierung gegen die Ausreisewelle mit den Worten: »Etwas haben wir ja schon getan. Ich denke, Sie kennen das. Nein? Oh, Entschuldigung. Dann sage ich es Ihnen.« Von einem Zettel liest er daraufhin stockend jenen Beschluss des DDR-Ministerrats vor, der in aller Welt wie eine Bombe einschlägt: »Privatreisen nach dem Ausland können ohne Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden… Die zuständigen Abteilungen Pass und Meldewesen der Volkspolizeikreisämter in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen.«

In Ost-Berlin herrscht Ruhe
20 Uhr. Auch eine Stunde, nachdem die Meldung über die Öffnung der Grenzen veröffentlicht worden ist, scheint in der DDR noch niemand so recht die Bedeutung der Nachricht erfasst zu haben. Die Grenzübergänge nach West-Berlin sind wie gewöhnlich zu dieser Stunde fast menschenleer. Allmählich verbreiten sich im Ostteil der Stadt jedoch Gerüchte, der Grenzübergang an der Bornholmer Straße sei offen.

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