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Nachhaltigkeit entdecken: Leinen los für das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft!

Das Wissenschaftsjahr Bioökonomie zeigt Wege auf, unsere Wirtschaft umweltverträglicher zu machen. Wie können wir nachhaltig Energie gewinnen? Welche nachwachsenden Rohstoffe lassen sich verwenden? Und wie könnte sich die Weltbevölkerung in Zukunft ernähren? Mögliche Antworten gibt das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft auf seiner diesjährigen Tour durch Deutschland.
ABO, 04.04.2020

Dämmstoffplatten aus Popcorngranulat sind naturnah hergestellt, leicht und könnten umweltschädliches Styropor ersetzen.

Heiner Witte / Wissenschaft im Dialog

Zusammen mit der Weltbevölkerung wachsen auch Probleme wie der Klimawandel, die Ausbeutung unersetzlicher Ressourcen und die Zerstörung von Lebensräumen. Deswegen steht das Wissenschaftsjahr 2020 unter dem Thema Bioökonomie: Unser Handeln und Wirtschaften soll möglichst biobasiert und ressourcenschonend werden. Zum Beispiel indem wir Treibstoff aus Algen gewinnen oder aus Pflanzenstärke Kunststoffe herstellen. Dafür benötigen wir neue Technologien und Rohstoffe, die so lange wie möglich verwendet und dann wiederverwendet werden können. Ein Umdenken zu einer neuen Wirtschaftsweise ist die Grundlage für Nachhaltigkeit.

Grüne Resourcen: Besucherinnen und Besucher erforschen Alternativen zu fossilen Rohstoffen.

Heiner Witte / Wissenschaft im Dialog

Im Kreislauf denken

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wirft jeder Deutsche im Durchschnitt knapp 1,7 Kilogramm Müll am Tag in den Mülleimer – geht das nicht auch nachhaltiger?  Statt Produkte als Abfall wegzuschmeißen oder zu verbrennen, ist es das Ziel der Bioökonomie, Materialien so einzusetzen, dass sie lange genutzt und schließlich wiederverwendet werden können – ein Kreislauf soll entstehen. Ressourcen sollen nicht mehr aus sich nicht regenerierenden Quellen gewonnen werden, sondern stattdessen aus der Natur: aus Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen. Aus Pilzen lassen sich zum Beispiel Waschmittel, Medikamente und Kosmetika herstellen. Aus Pflanzen wie Bambus und Mais werden neue Werkstoffe entwickelt, die Plastik und andere erdölbasierte Produkte ersetzen können.

Um die Weltbevölkerung in Zukunft ernähren zu können, müssten zusätzliche, neue Systeme zum Pflanzenanbau und Methoden der Pflanzenzucht entwickelt werden. Wenn dabei möglichst viele Emissionen gespart und nur Rohstoffe genutzt werden, die wieder nachwachsen, sei ein nachhaltiges Wirtschaften möglich, sagen Forscher. Einfach ist die Umsetzung aber nicht: Sollen pflanzliche statt fossile Rohstoffe genutzt werden, wird noch mehr landwirtschaftliche Fläche benötigt, die dann für den Nahrungsanbau fehlt. Daher sind Alternativen gefragt, die diese Flächennutzungskonflikte umgehen.

Konzepte wie Indoor-Farming sollen dabei helfen, die wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft ernähren zu können.

Heiner Witte / Wissenschaft im Dialog

Bioökonomie erleben

Um zu erfahren, was Wissenschaftler zum Thema Nachhaltigkeit bereits erforscht haben, lädt das umgebaute Ausstellungsschiff MS Wissenschaft dieses Jahr zu einer neuen Mitmach-Ausstellung ein. Besucher ab zwölf können die verschiedenen Möglichkeiten nachhaltiger Wirtschaft an rund 30 interaktiven Exponaten entdecken. Und die Ideen reichen von T-Shirts aus Holz und Strümpfen aus Chicorée bis hin zu Proteinen aus Insekten.

Die Ausstellung zeigt, dass es Lösungen für die globalen Probleme gibt. Diese können dabei helfen, Rohstoffe und Produkte in Zukunft nachhaltiger zu erzeugen, zu verarbeiten und zu verbrauchen. Beispielsweise können sich Besucher eine neuartige Pflanzenzuchtanlage ansehen, die es ermöglicht, dass Pflanzen auch innerhalb von Gebäuden angebaut werden können. Spannend dabei ist, dass es sich um ein Förderbandsystem handelt, bei dem die Pflanzen ihren Standort wechseln, um bestmöglich zu wachsen.

Zusätzlich gibt es eine Bio-Waschmaschine zu entdecken: Im Waschmaschinen-Fenster und durch ein Mikroskop bekommen die Besucher Informationen über einen Brandpilz, der Biotenside produziert. Im Waschmittelfach sind die Substrate, aus denen der Pilz die Biotenside herstellt, zu sehen: Holz und Stroh liefern den Zucker, Öl aus Rapssamen oder Sonnenblumenkernen die Fettsäuren. Im Waschmaschinendeckel zeigt schließlich ein Film, wie die Biotenside im Labor in Bioreaktoren hergestellt werden.

Anlässlich des Beginns der Ausstellung am 30. Juli, befürwortete auch Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, einen Blick an Bord des Schiffes zu werfen: „Wir können hier alles Mögliche erfahren: Wie wir Ressourcen besser schonen oder wie Fische, Muscheln und Pflanzen gegenseitig voneinander profitieren können. Und sogar wie Insekten miteinander kommunizieren", sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek anlässlich des Tourstarts der MS Wissenschaft. "Machen Sie mit beim Abenteuerspiel und entdecken Sie mit uns neue Forschungsthemen.“

Insektenburger als Fleischersatz? Ein Projekt erforscht die Akzeptanz von Nahrungsmitteln der Zukunft.

Heiner Witte / Wissenschaft im Dialog

Die Tour 2020

Die MS Wissenschaft tourt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch Deutschland. Und das nicht ohne Grund: Ziel der Ausstellung sei es, dass wir anfangen über Zukunftsthemen zu sprechen, weil nur dann Veränderungen in der Gesellschaft gelingen können, so Markus Weißkopf, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog als Unterstützer der Ausstellung.

Und hier legt das Schiff in Zukunft an: Am 30. Juli ist das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft in Münster mit seiner Tour gestartet. Das Schiff fährt von Münster zunächst Richtung Ruhrgebiet und über Rhein und Main nach Franken, anschließend dann über die Donau bis nach Straubing, insgesamt durch 19 Städte. In Straubing endet die diesjährige Tour am 17. Oktober. Im Jahr 2021 wird die Ausstellung in vielen weiteren Städten zu sehen sein. Achtung, an Bord gelten dieses Jahr Abstands- und Hygieneregeln sowie Maskenpflicht! Der Eintritt ist frei. Einen Überblick über Stationen und Exponate gibt es auf der Website des Ausstellungsschiffs.

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