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Nelson Mandela-Ausverkauf auf Robben Island

Er ist der Inbegriff der südafrikanischen Freiheitsbewegung: Fast 20 Jahre verbrachte Nelson Mandela auf der Gefängnisinsel Robben Island, bevor er die Fesseln der Apartheid lösen und 1994 Präsident eines demokratischen Südafrikas werden konnte. Heute wird sein Erbe als Schmuck an Stars verkauft.
von wissen.de-Autorin Tina Bucek, November 2013

Name Nelson Mandela verspricht das große Geld

Nelson Mandela
istockphoto.com/EdStock2

Von 1961 bis zum Ende der Apartheid fungierte Robben Island als Hochsicherheitsgefängnis für politische Gefangene. Nicht nur Nobelpreisträger Nelson Mandela, auch der ehemalige Präsident Thabo Mbeki und das momentane Staatsoberhaupt von Südafrika, Jacob Zuma, wurden hier von den menschenfeindlichen Machthabern der Rassentrennung festgesetzt.

Heute dient die Insel als Gedenkstätte mit rund 1500 Besuchern pro Tag. Schon vor dem Tod des 92-jährigen Nationalhelden Nelson Mandela stritten nicht nur seine Angehörigen, sondern auch ganze Industriezweige - von Souvenirherstellern über Touristenführer bis hin zu Produzenten von Porzellan, Kleidung, Möbeln und Schmuck - darum, wie mit seinem Erbe umgegangen werden sollte. Dabei geht es vielen weniger um Ideale, als vielmehr um das ganz große Geld, das der Name Nelson Mandela verspricht.

 

Zaun von Robben Island mit Gold überzogen

Gefängnisinsel
Fotolia.com/tholi75

Eine besonders skurrile Idee hatte eine Designerin aus Kapstadt. Sie holte kurzerhand den ehemaligen Stacheldraht, der die Häftlinge in ihrer Zwangsbehausung auf Robben Island umgab, von der Mülkippe. ,,Der Zaun hat symbolischen Wert”, sagt Charmaine Taylor, die die sogenannte ,,Legacy Collection” (Vermächtnis-Kollektion) entwickelte. ,,Damals hielt er Nelson Mandela davon ab, für Menschenrechte zu kämpfen. Die Folgen sind noch heute zu spüren.”

Taylor zerlegte das verrostete Eisenteil in winzige Elemente und überzog sie mit Silber und Gold. Es entstanden gerahmte Kunstwerke und Schmuck. ,,Wer möchte nicht gerne Teil von Mandelas Vermächtnis sein? Mit meinen Schmuckstücken kann man die Erinnerung an den Freiheitskampf immer bei sich tragen”, erklärt Taylor.

 

Medien in Südafrika kritisch

Sofern man das nötige Kleingeld hat. Umgerechnet 500 Euro kostet eine Kette, 300 Euro muss der Kunde für ein paar Ohrringe hinblättern. Dass sich ein solches Projekt hart an der Grenze zur Geschmacklosigkeit bewegt, ist offensichtlich auch Taylor bewusst. ,,Zehn Prozent meiner Einnahmen gehen an den Nelson Mandela Erinnerungsfonds. Ich will dazu beitragen, dass die Erinnerung an unseren Helden auch in Zukunft aufrecht erhalten werden kann”, betont Taylor.

Der Erinnerungsfonds kümmert sich unter anderem um den Erhalt der Gedenkstätte Robben Island. Südafrika ist trotz fast einem Vierteljahrhundert Demokratie immer noch tief gespalten. Zwei Drittel der schwarzen Bevölkerung leben unterhalb des Existenzminimums, die Kriminalitätsrate ist eine der höchsten der Welt, Korruption unter der politischen Elite ein massives Problem.

Der zum Teil gewissenlosen Umgang mit Nelson Mandelas Vermächtnis ruft auch innerhalb des Landes kritische Stimmen auf den Plan. ,,Wie die Geier stürzen sich alle auf die Überreste, aus denen sich Kapital schlagen lässt”, kommentierte die südafrikanische Wochenzeitung Mail&Guardian.

Anderswo ist man weniger streng. Prominente aus dem amerikanischen Showbusiness stehen angeblich Schlange bei Taylor. ,,Erst kürzlich hat Paula Abdul angerufen und ein Teil aus meiner Kollektion bestellt”, sagt die 34-Jährige. Für 2014 plant Taylor eine große Präsentation der ,,Legacy Collektion” in Los Angeles. In Südafrika feiert das Volk dann 20 Jahre Freiheit.

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