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Ökoeffizienz

Mehr durch weniger – das ist das Prinzip der Öko-Effizienz. Ein klassisches Win-Win-Prinzip also. Umweltressourcen sollen eingespart und dadurch die Kosten reduziert werden. Ökologie und Ökonomie sollen dadurch gleichermaßen zu Gewinnern werden, weil mit weniger Energie und Ressourcenaufwand mehr produziert werden kann.

Iris Hilberth

Ford-Fließband-Produktion
Corbis-Bettmann, New York
Das ist eigentlich ein recht altes Prinzip. Bereits Henry Ford setzte auf schlanke Verfahren und sparte Geld durch das Recycling von Materialien. Er reduzierte den Einsatz von Ressourcen und minimierte Verpackungen. Im Jahre 1926 schrieb er: „Man muss aus Energie, Material und Zeit das meiste herausholen.“ Der Begriff der Öko-Effizienz wurde allerdings viele Jahrzehnte später geprägt - 1991. In Vorbereitung auf dem Welt-Umweltgipfel in Rio hatte der Schweizer Unternehmer Stephan Schmidheiny dem von ihm ins Leben gerufenen World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), dem Handelsrat für Nachhaltige Entwicklung, empfohlen, für das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung einen adäquaten Begriff für Unternehmer zu finden. So schufen die 120 Wirtschaftsbosse aus 33 Ländern das Wort „Öko-Effizienz“ und versuchten fortan das Thema in den großen, internationalen Konzernen zu etablieren. Motiviert von der Möglichkeit, die negativen ökologischen Auswirkungen und der Ressourcenintensität über dem gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu verringern, um so deren Herstellung mit der Tragfähigkeit der Erde in Einklang zu bringen, definierten sie Ökoeffizient als den Quotienten aus dem „wirtschaftlichen Wert eines Produkts“ und den „Auswirkungen auf die Umwelt“.


Recycling
Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh
Dabei gilt es die ökologischen Auswirkungen in jeder Phase der Produktion zu überwachen. Es wird also sowohl der Herstellungsprozess als auch der Gebrauch sowie die spätere Entsorgung mit einbezogen. Mit möglichst geringem Ressourceneinsatz soll ein mehrfacher Nutzen erzielt werden, indem Material- und Energieintensität verringert, der Schadstoffausstoß reduziert und die Umweltbelastung durch den Einsatz wieder verwertbarer Materialen herabgesetzt wird. Anders als noch in den 1970er und 1980er Jahren, als Einzelthemen wie Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Abfallbeseitigung und Naturschutz die ökologische Diskussion beherrschten, ging es nun um eine Gesamtlösung, die sich noch dazu rechnen sollte. Es sollte die Möglichkeit geschaffen werden, Energie und Rohstoffe um ein mehrfaches effizienter zu nutzen. Die Konsequenzen industrieller Produktion sollen entschärft werden, da man auf dem Umweltgipfel 1992 erkannt hat, dass unsere traditionelle Produktionsweise langfristig nicht funktionieren kann. Das System sollte weniger destruktiv werden.


Das Prinzip der Öko-Effizienz entwickelte sich zu einem Trend. Für große Konzerne sind sie zum Wettbewerbsfaktor geworden und auch Banken stellen Portfolios anhand von Ökoeffizienz-Kriterien zusammen, die sich durch eine überdurchschnittliche Börsenperformance auszeichnen.


Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die die Ziele der Öko-Effizienz als beschränkt ansehen: Verringerung, Wiederverwendung und Recycling würden zwar den Prozess der Verschmutzung und Erschöpfung verlangsamen, ihn aber nicht stoppen. Sie propagieren daher öko-effektive Lösungen, deren Ansatz lautet: Abfall ist Nahrung. Das heißt: Alle Produkte werden so entwickelt, dass sie entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können, oder als technische Nährstoffe kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden.

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