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Offene Beziehungen – Liebe ohne Zwang

Das Konzept der klassischen Liebesbeziehung in Europa und auch auf anderen Kontinenten der Welt verlangt von den Partnern nicht nur Ehrlichkeit und Offenheit, sondern auch absolute Treue. Die meisten Menschen leben daher heute in sogenannten monogamen Beziehungen mit unterschiedlich langer Dauer. Viele Paare spüren jedoch am eigenen Leib, dass die eigene Beziehung verschiedene Phasen durchläuft und dass es nach der Zeit des ersten Verliebtseins oft erst einmal bergab geht. Machtkämpfe und Streit geschehen immer häufiger und selbst wenn alles gut läuft, werden andere Menschen plötzlich wieder interessanter für beide Beziehungspartner. An dieser Stelle zerbrechen viele Ehen und Partnerschaften, wenn nicht vom Grundsatz der absoluten Treue abgerückt werden kann. Andere Paare wiederum entscheiden sich in solchen Situationen bewusst für das System der offenen Beziehung oder Ehe. In dieser Beziehungsform ist mehr erlaubt als in der klassischen Partnerschaft und die Partner leben sich sexuell nicht nur im heimischen Bett aus. Dass eine offene Beziehung jedoch nicht ohne Regeln und Absprachen funktionieren kann, beweist die Praxis.

Die Entscheidung für eine offene Beziehung

Seitensprünge in deutschen Beziehungen sind nicht so selten, wie es sich die meisten Menschen wünschen. In zwei voneinander getrennten Befragungen wurden Männer und Frauen gefragt, über wie viele Seitensprünge ihres aktuellen Partners sie Bescheid wissen. Das Ergebnis der Untersuchung bestätigte, dass in mehr als der Hälfte der Beziehungen Partner von einem Seitensprung wissen. Von mehr als drei Seitensprüngen wussten vierzehn Prozent der Männer und zehn Prozent der Frauen zu berichten. Es ist also ein offensichtliches Vorurteil, Männer in Sachen Fremdgehen stärker zu verdächtigen als Frauen, da sich die Zahlen beider Gruppen nur geringfügig voneinander unterschieden.

Von wie vielen Seitensprüngen ihres aktuellen Partners Frauen und Männer wissen.

Offenheit und klare Regeln. Vor ihrer Entscheidung sollten Partner daher das Gespräch suchen, um die eigenen Bedürfnisse und Wünsche klar zu definieren, denn Verletzungen kann es auch in einer offenen Beziehung geben. „Der Rahmen der offenen Beziehung muss genau abgesteckt werden. Manche Paare beschränken sich beispielsweise auf den reinen Sex. Affären, Urlaube oder aushäusige Übernachtungen sind tabu. Festgelegt wird auch, ob und wie detailliert man daheim über seine Abenteuer berichtet.“ (Quelle: http://www.gofeminin.de/liebe/offene-beziehung-s1515551.html)

Über die Entwicklung ihrer Beziehung entscheiden Paare gemeinsam.

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Offene Beziehungen in der Praxis

Die Wichtigkeit von Sex in Beziehungen ist unbestreitbar. Im Laufe der Jahre verringert sich die Anzahl der intimen Zusammenkünfte beider Partner jedoch deutlich, weswegen die offene Beziehung dabei helfen soll, beiden Partnern wieder zu mehr sexueller Erfülltheit zu verhelfen. Haben die Partner im Vorfeld geklärt, in welchem Rahmen das ungezwungene Verhalten stattfinden darf, suchen sich die meisten außerhalb der Beziehung Partner für sexuelle Zusammenkünfte. Paare nutzen dann oft das Internet, um neue Bekanntschaften zu schließen. So bietet die Vereinbarung von Sex Treffen bei Treffpunkt18 eine Möglichkeit, Sex außerhalb der Beziehung zu praktizieren, ohne dass Gefühle dabei eine Rolle spielen. Auch hier wünschen sich Partner in einer offenen Beziehung absolute Ehrlichkeit von ihrem Gegenüber.

Über das Treffen mit einer Unbekannten darf in einer offenen Beziehung nicht geschwiegen werden.

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Kommt es also zu einem Treffen mit einem anderen Mann oder einer anderen Frau, so verheimlichen die Partner dies nicht, sondern sprechen offen und ehrlich darüber. Von folgenden Dingen sollten sich Partner in einer offenen Beziehung daher erzählen:

  • Planung eines Treffens
  • Ort und Zeitpunkt eines Treffens (auch aus Sicherheitsgründen)
  • Erfahrungen aus dem Treffen
  • Mehrmalige Treffen mit ein und demselben Sex-Kontakt

Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass beide Partner sich vor der Entscheidung für das offene Beziehungskonzept absolut sicher sind. Wer erst später merkt, dass er die außerehelichen Aktivitäten seines Partners doch nicht verarbeiten oder hinnehmen kann, wird die Beziehung früher oder später beenden. Dass plötzlich aufkeimende Gefühle für einen eigentlich unverbindlichen Sex-Partner zum Problem werden können, zeigt ein Erfahrungsbericht auf Zeit.de.

Offene Beziehungen als Drahtseilakt

Eine offene Beziehung verlangt beiden Partnern viel ab. Manche Frauen und Männer fühlen sich von diesem zwanglosen Konzept zwar angezogen, machen sich über die Konsequenzen für das eigene Leben jedoch nur wenige Gedanken. Voraussetzung für eine erfolgreiche Beziehung mit offener Charakteristik ist daher die strikte und überzeugte Trennung von Sex und Gefühlen. Sind beide Partner fest davon überzeugt, dass die Sextreffen in der Freizeit nicht an der Zuneigung und Liebe zueinander nagen, stehen die Zeichen für eine erfolgreiche Beziehung gut.

An der Liebe zueinander gibt es in einer offenen Beziehung keinen Zweifel.

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Damit die offene Beziehung jedoch auf Dauer stabil und funktionsfähig bleibt, braucht es  regelmäßige Gespräche. Es hilft nichts, zu Beginn der neuen Offenheit einmal darüber zu sprechen und das Thema im weiteren Verlauf „totzuschweigen“. Viel wichtiger ist es, dass sich die Partner regelmäßig Zeit für ausgiebige Gespräche nehmen und von ihren neugewonnenen Erkenntnissen berichten. Dabei kann es vorkommen, dass aus einer offenen Beziehung wieder eine rein monogame Verbindung wird, wenn die Partner nach einem einmaligen Abenteuer wieder dauerhafte Sicherheit und Geborgenheit in der eigenen Beziehung finden wollen.

Eine offene Beziehung zu führen, bedeutet also nicht nur Offenheit im Umgang miteinander und in Bezug auf die eigenen Handlungen. Es bedeutet auch, dass Paare offen für die weitere Entwicklung ihrer Beziehung bleiben müssen, um flexibel und wertschätzend auf die Wünsche des Partners eingehen zu können.

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