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Online Sharing

Früher hat man sich Videos ausgeliehen, heute sind es Wohnungen, Autos und Bohrmaschinen. Das Teilen (engl. “Sharing”) ist zu einer Bewegung geworden. Während vor wenigen Jahren fast ausschließlich Firmen DVDs und Unterkünfte verliehen haben, sind es heute Privatleute, die sich untereinander Dinge borgen. Im Internet findet die neue Generation von Tausch- und Verleihbörsen eine Heimat.
von wissen.de-Autorin Julia Räsch

Das Prinzip Teilen
shutterstock.com/sonya etchison
Warum teilen?

Jeder hat Dinge zuhause herumliegen, die er nur selten braucht: Werkzeug, das seit dem letzten Umzug nicht mehr benutzt wurde oder Bücher, die einmal gelesen im Regal verstauben. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die genau dieses Werkzeug brauchen oder das Buch gern lesen möchten. Was liegt also näher, als es zu verleihen oder zu borgen. Die Vorteile: teilen spart Geld, es ist flexibel und praktisch. Dahinter steckt aber auch ein „grüner” Trend. Finanzkrise, Umweltkatastrophen und Unfälle wie in Fukushima verändern das Bewusstsein der Menschen. Wer teilt und tauscht, braucht weniger Dinge, das schont die Ressourcen und produziert weniger Müll.

Viele setzen mittlerweile auf bewussten Konsum. Umweltverträglichkeit oder das soziale Verantwortungsbewusstsein eines Unternehmens sind heute fast genauso ausschlaggebend für den Kauf eines Produkts wie sein Preis. Das zeigt die repräsentative Studie „Deutschland teilt” der Leuphana Universität Lüneburg und der Wohnungsvermittlungs-Plattform Airbnb. Auch veränderte Wertvorstellungen spielten eine Rolle bei der Sharing-Bewegung, so die Studie: Besitz und Eigentum seien für die Deutschen weniger wichtig als Werte wie Gemeinschaft, Kreativität und Abwechslung. 

 

Wie funktioniert das Teilen?

Wer in großem Stil teilen will, braucht einen Marktplatz. Im Internet sind die unterschiedlichsten Tauschplattformen zu finden oder auch Apps, die die Suche nach den benötigten Dingen vereinfachen. Die meisten Angebote wechseln gegen eine Gebühr für kurze Zeit den Besitzer. Ein wichtiger Faktor beim Sharing ist das Vertrauen. Wer seine Wohnung oder sein Auto an einen wildfremden Menschen verleiht, muss darauf bauen, dass er später den Fernseher noch vorfindet und seinen Wagen ohne Schramme wiedersieht. Deshalb arbeiten solche Netzwerke häufig mit Bewertungen und Profilen von Anbietern und Nutzern. Je besser die Reputation, desto eher darf man mittauschen und teilen.

 

Was lässt sich teilen?

Nahezu alles kann geteilt werden. Bei tamyca, nachbarschaftsauto oder rent-n-roll verleihen private Wagenbesitzer ihre Vans oder Kleinwagen an autolose Mitmenschen. Wer im Urlaub lieber wie ein Einheimischer leben möchte, mietet sich einfach eine private Wohnung. Auf Wohnungsbörsen wie wimdu, airbnb  oder 9flats.com gibt es die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten, vom kleinen 1-Zimmer-Appartment bis zum herrschaftlichen Schloss. Auf Plattformen wie frents und Leihdirwas.de oder der App Whyown.it lässt sich so ziemlich alles teilen, was in einem Haushalt herumliegt: Bohrmaschine, Kamera oder Rennrad.  Die App Foodsharing soll in Kürze dabei helfen, dass noch essbare Lebensmittel aus Supermärkten und dem heimischen Kühlschrank nicht auf dem Müll, sondern auf dem Teller landen.  

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