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Partnerschaft: Wie die Beziehung unseren Schlaf beeinflusst - und umgekehrt

Dass man schlechter schläft, wenn man Liebeskummer hat, wissen sicher viele aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht der einzige Zusammenhang zwischen unserem Gefühlsleben und unserem Schlaf. So bestimmt unser Schlafverhalten etwa auch, mit welchem Partner wir gut zusammenpassen - und Träume können ein Spiegel unserer Beziehung sein.
06.12.2016, DAL / Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V./ Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin

Unser Schlafverhalten hat Einfluß darauf, mit welchem Partner wir gut zusammenpassen.

thinkstock.com, AntonioGuillem

Gesunder Schlaf ist lebenswichtig: Der Körper braucht die nächtlichen Ruhephasen, um sich zu erholen und zu regenerieren. Heilungsprozesse etwa laufen dabei schneller ab als im wachen Zustand. Auch das Gehirn nutzt diese Zeit effektiv. Es spült im Schlaf Abfallstoffe aus den Zellen und sortiert all jene Dinge, die wir tagsüber erlebt haben. Doch wie wir schlafen, wirkt sich nicht nur auf unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit aus. Sogar auf unsere Liebesbeziehung hat der Schlaf einen Effekt - und umgekehrt beeinflusst das Gefühlsleben mitunter die Schlafqualität, wie Studien belegen.

So haben Forscher zum Beispiel herausgefunden, dass der individuelle Chronotyp für die Qualität der Partnerschaft eine Rolle spielen kann. Experten unterscheiden dabei zwischen Frühtypen, den sogenannten Lerchen, und Spättypen, den Eulen. Paare, die in Sachen Schlafverhalten ähnlich ticken, haben wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bessere Problemlösefähigkeiten bei partnerschaftlichen Konflikten. Wenn Lerchen und Eulen zusammenleben, haben diese hingegen oft weniger Zeit füreinander - und auch weniger Sex.

Von Eulen und Lerchen

Doch das heißt nicht, dass Eulen und Lerchen nicht glücklich zusammen werden können, wie eine Studie von Maike Bulian von der Universität in Landau zeigt. Die Schlafmedizinerin ist der Frage nachgegangen, ob es sich günstig auf die Zufriedenheit in Partnerschaften auswirkt, wenn Lerchen und Eulen mit hohem Autonomiestreben zusammenleben. Schließlich bedeuten unterschiedliche Schlafrhythmen auch mehr Zeit beider Partner für eigene Interessen oder Hobbys.

Diese Annahme bestätigte sich bei einer Befragung von 588 Personen jedoch nicht: "Ob unterschiedliche oder gleiche Chronotypen in einer Beziehung zusammenleben, entscheidet demnach nicht über die Partnerzufriedenheit", erläutert Hans-Günter Weeß vom Pfalzklinikum in Klingenmünster.

Paarschlaf: Nächtliche Zweisamkeit

Für Unzufriedenheit können auf Dauer hingegen nächtliche Ruhestörungen durch den Partner sorgen: Meistens sind es die Männer, die sich viel bewegen, eher schnarchen und damit den Schlaf der Frauen beeinträchtigen. Tatsächlich schläft das weibliche Geschlecht ohnehin in Zweisamkeit schlechter als alleine. "Evolutionsbiologische Theorien erklären dies mit der Sozialisation von Mann und Frau", erklärt Weeß. "Frauen waren in der Evolution stets für die Gruppe zuständig, auch nachts. So bildet die Frau im gemeinsamen Schlafzimmer mit ihrem Mann eine "Kleingruppe", schläft quasi an ihrem Arbeitsplatz."

Während Frauen demnach in der nächtlichen Bettsituation unbewusst Pflichten verspüren, empfinden Männer die Gruppe unter evolutionsbiologischen Gesichtspunkten als Hort der Sicherheit. Schließlich war man beim Jagen gemeinsam erfolgreicher und auch vor Fressfeinden sicherer. Darüber hinaus sind Männer im Vergleich zu Frauen die besseren Verdränger - kurzum: Sie grübeln nachts seltener über Alltagsprobleme. "Das sind alles Faktoren, welche den Mann in der Kleingruppenerfahrung im gemeinsamen Schlafzimmer entspannter machen - und Entspannung ist der Königsweg zu erholsamen Schlaf", sagt Weeß.

Schlafkiller Liebeskummer

Eher unentspannt schläft es sich dagegen bei Liebeskummer. Denn ein chaotisches Gefühlsleben raubt einem im wahrsten Sinne des Wortes den Schlaf, wie eine Studie von Bielefelder Forschern zeigt. Sie wollten wissen, wie sich Liebeskummer auf die Schlafqualität und Träume von Jugendlichen auswirkt. In einem Online-Fragebogen wurden dazu insgesamt 630 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 21 Jahren befragt.

Dabei stellte sich heraus: Liebeskummer beschert Jugendlichen mehr negative Träume und Alpträume. "Verliebtheit und Liebeskummer sind Schlafräuber. Liebeskummer kann in der Tat zum Alptraum werden", sagt Studienautorin Angelika Schlarb. Der Zusammenhang zwischen Liebeskummer und schlechter Schlafqualität müsse deshalb bei der Behandlung von Schlaflosigkeit im Jugendalter berücksichtigt werden.

Erotische Träume als Spiegel der Beziehung

Doch nicht nur Liebeskummer offenbart sich mitunter in Träumen. Das nächtliche Kopfkino verrät auch einiges über die Qualität unserer Beziehung und unser Sexualleben. "Sexualität und Schlaf ist für viele Paare ein wichtiges Beziehungsthema", weiß Schlarb. Daher untersuchten die Psychologin und ihre Kollegen in einer weiteren Studie, ob Paare vom Partner, von Fremden oder gar vom Fremdgehen träumen.

Das Ergebnis: Von den 670 Teilnehmern der Studie gaben 131 an, von Sex zu träumen. Wesentlich mehr Personen träumten von Sex mit fremden Personen, während deutlich weniger von Sex mit dem eigenen Partner träumten. Teilnehmer, die von Sex mit dem eigenen Partner träumen, schätzten sich als leidenschaftlicher ein und berichteten von einer besseren Partnerschaftsqualität. "Insofern ist es sinnvoll, sich manchmal am nächsten Morgen zu fragen, wovon man in der Nacht geträumt hat. Das kann Auskunft über die Qualität der eigenen Beziehung geben", sagt Schlarb.

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