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Petrichor: Der Geruch des Regens

Wenn es eine längere Zeit trocken war und dann regnet, steigt uns ein erdig-feuchter Geruch in die Nase. Es riecht nach Sommerregen. Diesen sehr speziellen Geruch nennt man auch Petrichor. Bakterien und ätherische Öle im Boden erzeugen das Aroma, der Regen bringt es in die Luft.
JFL, 20.10.2021

Wenn es im Sommer nach längerer Trockenheit regnet, dann duftet es vor allem zu Beginn eines Schauers erdig und frisch.

GettyImages, mysticenergy

Das Rätsel um den mysteriösen Regenduft wurde erstmals 1964 von den australischen Wissenschaftlern Isabel Bear und Richard Thomas gelüftet. Sie haben sich auch den Namen Petrichor ausgedacht. Er setzt sich aus den griechischen Wörtern für Stein (petros) und Blut der Götter (ichor) zusammen. Die beiden Forscher konnten als erste herausfinden, was den Duft verursacht.

Ätherische Öle

Wenn es für eine längere Zeit trocken ist, sondern Pflanzen bestimmte ätherische Öle ab, die andere Pflanzen in der Umgebung am Wachstum hindern. Dadurch verschaffen sie sich einen Vorteil in Phasen der Wasserknappheit. Die Öle werden aber nicht nur von Pflanzen, sondern auch vom Boden aufgenommen. Dort werden sie gespeichert und bei Regen wieder freigesetzt.

Neben dem Pflanzenöl sind jedoch auch Bakterien im Boden für den Geruch verantwortlich. Sie ziehen sich bei Trockenheit zurück und fahren ihren Stoffwechsel runter. Wenn es anfängt zu regnen, werden die Bakterien wieder aktiv und sondern unter anderem den erdig riechenden Stoff „Geosmin“ ab. Es handelt sich dabei um ein alkoholisches Molekül, das wir Menschen schon in sehr geringen Mengen wahrnehmen können. Die Kombination von Geosmin und den ätherischen Ölen der Pflanzen ergibt den Geruch Petrichor.

Beim Aufprall bersten die größeren Tropfen zu feinen Tröpfchen, die Partikel des Bodenstaubs einschließen, bevor sie empor geschleudert werden.

Gettyimages, Astrid860

Regentropfen als Katapult

Die Zusammensetzung des Geruchs ist also schon länger bekannt. Bis vor wenigen Jahren wusste aber niemand, wie genau die Stoffe in die Luft kommen. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben sich dieser Aufgabe angenommen und die Mechanik hinter dem Regengeruch im Jahr 2015 näher untersucht.

Die Analysen enthüllten: Wenn ein Regentropfen auf unebenem Boden landet, schließt er unter sich kleine Luftbläschen und so auch die im Boden eingelagerten Duftstoffe ein. Die Bläschen steigen im Inneren des Tropfens nach oben und platzen an seiner Oberfläche. Dadurch werden die Öle in die Luft geschleudert, wo sie vom Wind erfasst werden. Dieser verbreitet den Duft dann auch über längere Strecken. So kommt es, dass wir den Regen teilweise schon riechen können, bevor es bei uns überhaupt angefangen hat zu regnen.

Schwacher Regen, trockener Boden

Wenn es zu stark regnet, können wir den markanten Geruch allerdings nicht mehr wahrnehmen. Das liegt daran, dass sich dann eine Wasserschicht auf dem Boden gebildet hat. Sie verhindert, dass die Duftmoleküle in die Luft geschleudert werden. Wenn es nur leicht regnet und der Boden besonders trocken und porös ist, können wir Petrichor am intensivsten riechen.

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