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Phreatomagmatische Eruption

 

Feuer und Wasser
US-Geological Survey
Kommt → Magma mit Oberflächen- oder Grundwasser in Berührung, so wird das Wasser augenblicklich verdampft. Es dehnt sich dabei explosionsartig aus. Man nennt dies phreatomagmatische Eruption (von griechisch phreatia = Wasserbehälter). Der so gebildete Wasserdampf bildet eine isolierende Schicht zwischen Magma und Wasser, weshalb der Kontakt von Wasser und Magma allein nicht zu Explosionen führt. So ist auf Hawaii zu beobachten, dass → Lava ohne explosive Reaktionen ins Meer fließt. Wird die isolierende Dampfschicht zerstört, etwa durch Schockwellen, so wird die Menge des verdampfenden Wassers erhöht und es kommt zu extrem energiereichen Explosionen. Dabei wird ein spezieller Transportmechanismus aktiv, die → base surge.

Blick über den Laacher-See in der Eifel
Alexander Stahr
Vor 12 900 Jahren ereignete sich in der östlichen Eifel eine gewaltige phreatomagmatische Eruption, als der Laacher-See-Vulkan ausbrach. 10 Tage lang war der → Vulkan mit kurzen Verschnaufpausen aktiv. Die → Eruptionen waren dabei so gewaltig, dass Gesteinsmaterial aus mehreren 100 m Tiefe heraufgerissen wurde. Eine der heraufschießenden plinianischen Eruptionssäulen aus heißen Gasen und Gesteinspartikeln stieg 30 bis 40 km hoch auf. Gewaltige Mengen an schaumigem Bims, Aschen und Bruchstücke des durchschlagenen Rheinischen Schiefergebirges legten sich in mehreren Phasen als alles erstickender “Fallout“ über weite Teile der Landschaft. Gleichzeitig verwüsteten ungeheuer heiße → pyroklastische Ströme die umliegenden Täler. Der Ausbruch des Laacher See-Vulkans war in Mitteleuropa das verheerendste Naturereignis in jüngerer geologischer Zeit. Er förderte nahezu doppelt so viel Material wie die etwa 350 anderen Vulkane der West- und Osteifel zusammen: 8 km3 reine magmatische Gesteinsmasse. Aufgebläht zu schaumigem Bims und zusammen mit dem ausgeworfenen Fremdmaterial aus der Umgebung des Schlotes, errechnet sich nach neuesten Untersuchungen ein Volumen von über 20 km3 an ausgestoßenem Material. In den Haupteruptionsphasen wurde die kaum vorstellbare Menge von 300 000 bis 500 000 Tonnen Material pro Sekunde gefördert. Man kann die Energie des Ausbruches mit derjenigen von 500 Hiroshima-Atombomben vergleichen. Oder anders: Die Energie des Ausbruches des Laacher See-Vulkans war fünfmal größer als die des Pinatuboausbruches, der 1991 auf den Phillipinen für katastrophale Verhältnisse sorgte. Feine Aschenpartikel und Bimstuffe wurden von der Eifel bis nach Stockholm und Turin getragen. Diese weit über Europa verbreitete Fallablagerung dient heute als wichtige Zeitmarke in der geowissenschaftlichen Forschung.

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