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Plötzlicher Pflegefall in der Familie – die besten Tipps, um sich schnell auf die neue Situation einzustellen

Ein plötzlicher Pflegefall in der Familie ist nicht nur emotional belastend. Darüber hinaus kann er auch zu organisatorischen Problemen und Herausforderungen führen. Da hilft es, wenn Betroffene wissen, was wichtig ist und wo man Hilfe und Unterstützung bekommt. Dieser Artikel zeigt die wichtigsten Möglichkeiten etwas genauer auf.

Wenn Angehörige plötzlich zum Pflegefall werden, müssen zu Beginn viele Entscheidungen getroffen werden.

Unsplash.com, Dominik Lange

Selbst tätig werden

Ob durch Unfall oder Erkrankung – manchmal geht es ganz schnell, dass ein geliebter Mensch zum Pflegefall wird und man hat keinerlei Zeit, sich auf die Situation einzustellen und vorzubereiten. Handeln ist gefragt. Entscheidungen müssen getroffen werden. Wichtig ist in so einer Situation die Bestimmung des Pflegegrads, denn davon hängt nicht zuletzt die Unterstützung ab, die einem zusteht. Zudem sollten sich die Angehörigen zusammensetzen und gemeinsam überlegen, welche Art der Versorgung passend ist. Eine Option besteht darin, zunächst einmal selbst tätig zu werden und die Pflege des Angehörigen zu übernehmen. Dies ist für viele Menschen jedoch keine dauerhafte Lösung, zumal dafür gesetzlich nur eine Jobpause von 10 Tagen mit Ausgleich des Verdienstausfalls (90%) möglich ist. Gerade, wer selbst berufstätig ist, kann kaum dauerhaft die vollständige Pflegearbeit leisten. Zwar gibt es das sogenannte Pflegegeld als Aufwandsentschädigung, dies kann aber kaum den Verdienstausfall durch den eigenen Beruf selten ersetzen und ist damit eher eine Übergangslösung.

Tipp: Gut vorsorgen

Es kann jeden treffen und es kann von einen Tag auf den anderen passieren, dass ein Familienmitglied zum Pflegefall wird. Gerne wird dieser Gedanke beiseitegeschoben. Doch im Fall der Fälle sind Betroffene froh, wenn sie nicht ganz unvorbereitet in diese Situation stolpern. Darum ist es ratsam, mit den nächsten Angehörigen in einer ruhigen Stunde zu klären, welche Art der Pflege später realistisch, machbar und finanzierbar ist. Welche Form der Versorgung ist passend? Was können und wollen wir selber stemmen? Welche Versicherungen sollten wir abschließen, welche Vorsorgemaßnahmen treffen, um bestmöglich vorbereitet zu sein? Wer diese Fragen für sich selbst umfassend klärt, wird später nicht zu hart von der Realität getroffen.

Häusliche Pflege oder eine Unterbringung im Heim? Diese Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab.

iStock.com, AlexRaths

Schnelle Hilfe von außen: Häusliche Pflege und Unterstützung

Wer einen Angehörigen zu Hause pflegen möchte, der muss sich darüber im Klaren sein, dass dies gerade langfristig eine enorme körperliche und seelische Belastung für alle Haushaltsmitglieder bedeuten kann. Es ist eine denkbar schwierige Entscheidung. Auf der einen Seite möchte man dem Betroffenen nicht das Gefühl geben, abgeschoben zu werden. Auf der anderen Seite müssen die Angehörigen sich die häusliche Pflege auch zutrauen und das eigene Leben den Umständen anpassen können.

Zum Glück gibt es heute zahlreiche Services, die auch bei einem kurzfristigen Pflegebedarf schnell Haushaltshilfen und bei Bedarf auch Pflegekräfte mobilisieren. Dies ist gerade am Anfang eine enorme Hilfe, wenn man sich noch nicht für eine langfristige Lösung entschieden hat. Anbieter wie die Deutsche Seniorenbetreuung vermitteln dabei Betreuungskräfte aus Osteuropa, die bei den Pflegepersonen leben sowie die Hausarbeit und die Grundpflege übernehmen. Bei medizinischem Bedarf kann auch noch ein ambulanter Pflegedienst hinzugezogen werden. Natürlich lassen sich beide Lösungen auch dauerhaft in Anspruch nehmen.

Hinweis: Bei der häuslichen Pflege ohne Unterstützung durch einen professionellen Pflegedienst ist man ab Pflegestufe 2 verpflichtet, die Pflege in bestimmten Abständen prüfen und begutachten zu lassen.

Ob Pflege zu Hause oder in einem Pflegeheim – es kommt meist eine finanzielle Mehrbelastung auf die Familie zu. Dabei wirft die Pflege eines Angehörigen Zuhause in der Regel geringere Kosten auf als die Unterbringung im Heim auf.

Eine längerfristige Lösung finden

Wenn die akute Situation gelöst ist, geht es darum, eine langfristige Lösung zu finden. Häusliche Pflege oder Heim? Wann ist welche Option sinnvoll?

  1. Häusliche Pflege

Tatsächlich gibt der Gesetzgeber der häuslichen Pflege Vorrang gegenüber der Pflege im Heim. Die Pflegeversicherung soll mit ihren Leistungen vor allem die häusliche Pflege und die Pflegebereitschaft der Angehörigen unterstützen. Dabei hängt die Höhe der gewährten Leistungen vor allem vom Pflegegrad ab. Die häusliche Pflege entspricht auch in den meisten Fällen den Wünschen der Betroffenen. Doch darf man den Aufwand und die Belastung, die eine häusliche Pflege ausmacht, nicht unterschätzen. Und selbst, wenn der Wille da ist, ist eine häusliche Pflege nicht immer die beste Möglichkeit für den Betroffenen und die Angehörigen.

Eine häusliche Pflege ist sinnvoll, wenn:

  • Haus oder Wohnung barrierefrei sind bzw. barrierefrei gestaltet werden können
  • Man den Pflegebedürftigen nicht aus seinem gewohnten Umfeld nehmen möchte
  • Alle im Haushalt lebenden Familienmitglieder die Entscheidung mittragen
  • Keine kurzfristigen medizinischen Interventionen notwendig sind
  1. Pflege im Heim

Bei einer vollstationären Pflege im Heim, kümmert sich erfahrenes Fachpersonal in allen Belangen der Pflege um den betroffenen Angehörigen. Das entlastet die Familie nicht nur, es gibt auch die Gelegenheit, sich mehr auf die Betreuung des Angehörigen zu kümmern. Regelmäßige Besuche, Ausflüge, Gespräche – für diese Dinge kann man sich so viel Zeit nehmen, wie man möchte.

Die vollstationäre Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung ist sinnvoll, wenn:

  • Haus oder Wohnung des Pflegebedürftigen nicht barrierefrei sind.
  • Man selbst oder die anderen Familienmitglieder sich der Belastung nicht gewachsen fühlen
  • Der Pflegebedürftige unter Umständen kurzfristig medizinische Interventionen benötigt

Weitere Möglichkeiten

Es gibt natürlich auch den Mittelweg zwischen häuslicher Pflege und Heimunterbringung. Dieser besteht in der sogenannten ambulanten Pflege. Bei der ambulanten Pflege bleibt die pflegebedürftige Person im häuslichen Umfeld. Die Familie beteiligt sich an der Pflege, wird aber von professionellen Betreuungs- und Pflegediensten unterstützt. Ein ambulanter Pflegedienst übernimmt zum Beispiel:

  • Die Grundpflege
  • Medizinische Behandlungen
  • Tätigkeiten im Haushalt

Weitere denkbare Modelle für das Leben einer pflegebedürftigen Person sind betreutes Wohnen, gemeinschaftliches Wohnen in Senioren WGs und ambulante Pflegewohngruppen.

Fazit: Bei einem plötzlichen Pflegefall schnell reagieren

Es gibt kaum eine schwerere Entscheidung, als die, wie ein pflegebedürftiger Angehöriger versorgt werden kann und soll. Zum Glück gibt es mit den Möglichkeiten der häuslichen Pflege, der ambulanten Pflege und der vollstationären Pflege unterschiedliche Möglichkeiten, um die neue Lebenssituation für alle bestmöglich zu bewältigen. Unter Umständen muss eine Entscheidung mit der Zeit angepasst werden – beispielsweise, wenn der Pflegebedürftige mit der Zeit mehr medizinische Behandlung benötigt und diese in der häuslichen Pflege nicht machbar ist.

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