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Trennen tut gut! (Podcast 74)

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Wer sich trennt, nimmt zum einen Abschied, zum anderen schafft er Zeit und Raum für etwas Neues. Manche Trennung fällt schwer, manche leicht – in jedem Fall aber bedeutet sie einen Aufbruch. Die wissen.de-Redakteure haben alle mehr oder weniger schmerzhafte Trennungen hinter sich: von Kilos, lieb gewonnenen Angewohnheiten, Schönheitswahn und so weiter. Und festgestellt, dass sie alle einem Trend aufgesessen waren. Dem Trend nach Sicherheit, auf Äußerlichkeiten zu schauen oder mit der Masse zu gehen. Hören Sie heute unseren Beitrag "Trennen tut gut!", in dem von brüchiger Liebe, fehlenden Lohnzetteln und fallenden Kilos die Rede ist.

 

Jörg Peter Urbach sagt "Tschüss, Kilos!“

Es war nicht gerade so, dass ich jede Menge Übergewicht mit mir herumschleppte oder bei einer Körperfettmessung das böse Urteil "adipös" um die Ohren geschleudert bekam, nein. Aber so richtig wohl fühlte ich mich in meinem Körper auch nicht mehr. Und beschloss Ende 2008, mich von überzähligen Kilos zu verabschieden, gesünder zu leben und zu essen. Dabei helfen würde mir eine langfristig angelegte Ernährungsumstellung. Mit wirklich überraschenden Ergebnissen bereits nach kurzer Zeit. 10 cm Bauchumfang hatte sich in 17 Tagen einfach in Luft aufgelöst, ich fühlte (und fühle) mich sehr gut, schlief besser. Heißhungerattacken kannte ich nicht mehr, ich trank mehr Wasser und Süßigkeiten waren passé. Klingt irgendwie sehr asketisch, oder? War es aber nicht. Vielmehr hatte ich den Eindruck, mich sehr bewusst zu ernähren, gezielt Neues auszuprobieren und andere Vorlieben zu entdecken. Und über ein Jahr später bin ich zwar nicht mehr auf dem tiefsten Gewichtsstand seit langem, fühle mich aber nach wie vor pudelwohl. Und für den Fall des Rückfalls hängt die alte 36-inch-Jeans als sackartige Warnung noch immer im Kleiderschrank ...

 

Barbara Steiger plädiert für den "Tod der modernen Sklaverei!“

Meine Haare sind ein Erbe väterlicherseits: Viel, kräftig, dunkel. Und: Mit Anlage zum frühen Ergrauen.

Das begann bereits zum Ende der Regelstudienzeit. Damals hielt ich die widerborstigen Exemplare noch für eine Verirrung einzelner Haarzellen. Außerdem wechselte meine Haarfarbe ohnehin mit den Jahreszeiten und "Grau werden" hatte für mich etwas mit "Oma werden" zu tun.

Nun, einige Jahre später und weit entfernt vom "Oma werden", ist klar: Es waren nur erste Anzeichen. All die Jahre tönte ich meine Haare kräftig weiter. Bis das "Tönen" nichts mehr half und "Färben" angesagt war. Brav schluckte ich auch diese Pille. Schließlich musste ich pünktlich alle 6 Wochen zur "Farbe", weil der Unterschied zwischen falsch und echt sonst unerträglich geworden wäre.

Ich drehte mich mehr und mehr nach allem um, was grau oder weiß auf den Köpfen der Menschen schimmerte. Damals fing ich an, mein langsam reifendes Vorhaben nahestehenden Menschen mitzuteilen und begann meine Metamorphose: Die Haare wurden auf ein Minimum gekürzt und durften von nun an wachsen, wie sie wollten.

Seither bekam ich viele positive Reaktionen. Die meisten übrigens von Männern. Und eine Freundin brachte meine Entwicklung auf den Punkt und beschloss auch für sich: "Keiner braucht moderne Sklaverei. Wir am allerwenigsten!"

 

Susanne Dreisbach ruft "Adieu Lohnzettel!“

"Volontariat – was dann?“ Den Titel dieses Seminars, das man uns Volontären damals verschrieb, habe ich nie vergessen. Denn dieses "Was dann?“ machte uns Redakteuren in Startlöchern gewaltige Sorgen. Außer einer lebenslangen Festanstellung mit regelmäßiger Gehaltserhöhung und bezahlten Sonntagsdiensten kam uns da nicht viel in den Sinn – erst recht nicht die Freiberuflichkeit, die doch sicher dem finanziellen Ruin gepaart mit geistiger Prostitution gleich käme.

Doch im Leben, das weiß man ja, kommt’s immer anders und manchmal sogar besser, als man denkt. Und so ist es inzwischen eineinhalb Jahre her, dass ich den monatlichen Lohnzettel – nicht ganz freiwillig – gegen die unsichere, aber deutlich spannendere Existenz eines Freiberuflers eingetauscht habe.

Und ich würde es immer wieder tun: mich vom starren Angestelltentum mit seinen festen Bürozeiten und dem exakt abgepackten Urlaubskontingent verabschieden und mich dafür der jeden Monat wiederkehrenden Herausforderung stellen, genügend - aber nicht zu viele Aufträge anzunehmen. Nicht nur, dass sich die Bandbreite meiner Themen und Aufgaben seit dem Ende meiner Festanstellung vergrößert hat, auch die Erfolgserlebnisse mehren sich. Denn nicht nur eine fristgerechte Abgabe stimmt froh - auch die Akquise eines Neukunden oder eines neuen Auftrags erfüllt mit Stolz. Nur mit den bezahlten Sonntagen ist es nun vorbei.

 

Charles Kenwright sagt “Good bye Bill Gates, hallo Steve Jobs!”

Trennen tut gut, das stimmt! Aber von was? Ich habe lang überlegt – von was habe ich mich nur schwer getrennt?

Ich hab’s! Und es sind zwei Dinge! Die erste Trennung ist für mich eine moralische Angelegenheit und die zweite ist Spaß pur.

Zunächst einmal geht es um mein Handy. Ich besitze zwar noch eins, habe aber die Marke gewechselt, weil der Hersteller meines alten Handys seine Mitarbeiter unverschämt behandelt hat. Für mich spiegelt sich in dieser Behandlung, was in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt falsch läuft: Und das ist die absurde und unmenschliche Gier nach Profit, die ich nicht unterstützen will und werde.

Meine zweite Trennung verlief wesentlich erfreulicher. Ich habe Bill Gates "Good bye“ zugerufen und mir einen neuen Rechner geleistet. Den mit der angeknabberten Frucht als Logo. "Hallo, Steve Jobs!“ Welch ein Glücksgefühl! Endlich verstehe ich meinen Rechner. Er ist nicht mit tausenden von Ordnern verschachtelt, deren Nutzung niemand versteht – bis man ihn in den Papierkorb schmeißt, weil er nicht mehr hochfährt. Die Bauweise ist solide, die Optik hat für mich einen Touch Humor und ist leicht sexy.

Natürlich ist trennen oft mit Schmerzen verbunden. Wie hat Shakespeare es gesagt? "Parting is such sweet sorrow“. Und in diesem Sinne sind die Schmerzen meist auf meinem Konto zu spüren – die Rechner mit der Frucht im Logo sind eben nicht billig. Auch meine Software musste ich erneuern. Aber jetzt läuft die Kiste einwandfrei und schnell! Bill Gates adieu, Steve Jobs hallo!

Welches neue, smarte Handy ich jetzt habe? Na, drei Mal dürfen Sie raten ...!  

 

Michaela Wetter plant „Die Termin-Initiative“

Termine über Termine: Jeden Tag bringen alle Familienmitglieder Zettel von Schule, Sportverein und Co. nach Hause. Dazu kommen telefonisch vereinbarte Arzttermine, Verabredungen, Einladungen, Theater- oder Konzertbesuche. Mein Job ist es, alles unter einen Hut zu bringen, zu koordinieren und vor allem keinen einzigen Termin zu vergessen. Kurz gesagt: Ich leite ein gut laufendes kleines Familienunternehmen ...

Bisher habe ich alle Termin fein säuberlich in einen fünfspaltigen Familienkalender eingetragen. Eine Spalte für jeden einzelnen und eine gemeinsame. Ist hübsch anzusehen ..., aber leider unglaublich statisch. Er hängt in der Küche und kann aufgrund seiner unhandlichen Größe nur zu Hause aktualisiert werden. Was also tun, wenn man unterwegs ist und etwas vereinbaren möchte? ... Termine sind doppelt besetzt, Überschneidungen vorprogrammiert.

Zugegeben, anfänglich habe ich mich vehement dagegen gewehrt, mich zum Sklaven irgendeiner Technik zu machen. Neuerdings trage ich aber doch alle Termine in einen elektronischen Kalender ein: inklusive aller Kontaktdaten von Arztpraxis, Geburtstagskindern etc. Gleichzeitig aktualisiert sich der Kalender selbständig auf jedem Medium, auf dem er installiert ist, so dass jedes Familienmitglied auf dem neuesten Stand ist. Ich konnte es selbst kaum glauben: Es ist einfach und macht tatsächlich großen Spaß!

 

Michael Fischer ist sich sicher "Zwei Jahre sind genug!“

Es gleicht einem Ritual: Alle zwei Jahre nehme ich mir ein, zwei Stunden Zeit und trenne mich – von zahlreichen Kleidungsstücken. In diesem Jahr war es zum Beispiel ein Dufflecoat eines amerikanischen Designers, an dem lediglich noch die Marke einen Glanz verströmte. Ein graues Teil, eigentlich immer eine Nummer zu groß (aber als Schnäppchen im Winterschlussverkauf erstanden) und mit einem Verschlusssystem, durch das der kalte Wind ausreichend hindurch pfeifen konnte. Und das, obwohl es sich noch nicht einmal um eine echte Modesünde handelte.....

In diesem Jahr habe ich außerdem noch zwei Anzüge, drei Hemden, drei T-Shirts und eine Stoff-Hose aussortiert. Nur meine Jeans-Hosen lasse ich immer wieder flicken. Dadurch sehen sie mittlerweile aus wie zahlreiche der teuren Designer-Jeans.

Auf mein Ritual gekommen bin ich vor einigen Jahren. Eine Freundin sagte mir damals: Was Du zwei Jahre nicht getragen hast, wirst Du bestimmt nie wieder aus dem Kleiderschrank ziehen. Das fand ich einleuchtend (auch wenn ich dadurch neulich auf einer 80er Jahre-Party mit meinem relativ modernen Outfit nicht wirklich punkten konnte). Nun gebe ich alle zwei Jahre Jacken, Hosen und Hemden in die Altkleidersammlung. Das hilft vielleicht dem einen oder anderen – und mein Kleiderschrank braucht keinen Anbau.

 

Andrea Rickert erzählt von "Brüchiger Liebe“

Die Trennung war ein langer Prozess, die Anschaffung ebenfalls. Ich spreche von meiner geliebten "La Pavoni“ - einer italienischen Handhebel-Espressomaschine.

Es gab in den 90ern unweit meiner Studentenbude ein kleines Italienisches Cafe – da sah ich sie zum ersten Mal und es war Liebe auf den ersten Blick. Edel, stolz, verchromt und mit dem schlanken Handhebel stand die Pavoni hinter der Theke. Auf meinem täglichen Weg warf ich ihr sehnsüchtige Blicke zu. Und ich kannte ihren Preis.

Im Italienurlaub ist es dann passiert. Im jugendlichen Leichtsinn kaufte ich mir "meine Pavoni“ - obwohl ich mir kaum den Urlaub leisten konnte. Zuhause musste jeder Gast mindestens einen Espresso trinken, den ich mit viel Mühe und Stolz zubereitete. Mit den Jahren erkannte ich, dass der Kaffeegenuss mit dem Design nicht mithalten konnte. Die Liebe zur "Pavoni“ wurde mit den Jahren brüchig. Das Gerät schmückte noch lange meine Küche, erfüllte aber nicht mehr ihren Grundnutzen – guten Espresso zuzubereiten.

Da meine Schwester genau so verliebt wie ich in das Design der Kaffeemaschine ist,  schmückt "meine“ Pavoni seit einiger Zeit ihre Küche. Und immer wenn ich sie besuche, streichle ich nun über "ihre“ Pavoni.

 

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