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Wasserqualität am Badestrand (Podcast 196)

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Wasserverschmutzung: Trübe Aussichten für sommerlichen Badespaß

 

Eine Untersuchung des ADAC zur Wasserqualität an den 60 beliebtesten Badestellen in Deutschland brachte jüngst alarmierende Ergebnisse zutage: Viele der Seen weisen eine erhebliche Wasserverschmutzung auf und bergen somit Gesundheitsrisiken vor allem für Kinder.  Anhand von Wasserproben wurde insbesondere  im flachen Wasser in Ufernähe eine bedenkliche Keimkonzentration nachgewiesen. Können wir angesichts der Wasserverschmutzung überhaupt noch bedenkenlos ins Wasser gehen? Wissen.de-Autorin Anna David geht dem Badesee – pardon, der Sache – mal auf den Grund.

Sommer, Sonne, Ferienzeit – Endlich ist die warme Jahreszeit gekommen: Die Winterjacke verschwindet in den Tiefen des Kleiderschranks und wird durch T-shirts, FlipFlops und Sonnenbrillen ersetzt. Die Temperaturen klettern nach oben und auch die Sehnsucht nach Erfrischung wächst. Kurzweilige Abhilfe schafft ein leckeres Eis, effektiver ist jedoch der Sprung ins kühle Nass. Also werden Badehose, Bikini, Wasserball und die liebe Verwandtschaft kurzerhand im Auto verstaut und man macht sich auf zum Badeausflug. Wer nah an der Küste wohnt, fährt mit Kind und Kegel ans Meer. Baggersee, Fluss, Freibad und Pool trösten diejenigen, die sich fernab von Nord- oder Ostsee befinden. Ist die Badestelle endlich erreicht, heißt es: Hinein ins Badevergnügen! Doch nicht überall kann bedenkenlos geplantscht werden – hier und da lauern Gefahren im und am Wasser. Gemeint ist damit nicht etwa der mürrische Handtuchnachbar, sondern vielmehr die unsichtbare Gefahr, die vor allem durch die Wasserverschmutzung an vielen Badestellen hervorgerufen wird.

Die Rede ist von Fäkalbakterien wie Escherichia coli und Intestinalen Enterokokken. Beide Keime kommen im menschlichen und tierischen Darm vor. Im aktuellen ADAC-Test zur Wasserqualität in deutschen Badeseen dienen sie vor allem als Indikatoren für die Existenz noch gefährlicherer Krankheitserreger. Zudem bestätigen die Keime die Nähe einer entsprechenden Verschmutzungsquelle. Das Bakterium Escherichia coli gelangt mit fäkalbelastetem Abwasser über Kläranlagenausläufe, Regenüberlaufbecken oder naturgedüngte Äcker in die Gewässer. Intestinale Enterokokken werden besonders in der Nähe großer Ansammlungen von Wasservögeln nachgewiesen.

Eine zu hohe Konzentration von Keimen im Wasser bringt Gesundheitsrisiken vor allem für Kinder mit sich. Magen-Darm-Infektionen, Hautausschläge, Entzündungen der Harnblase, des Außenohrs und der Bindehaut im Auge können unangenehme „Mitbringsel“ vom Badeausflug sein. Aber auch spezielle Formen von Lungenentzündung liegen im Bereich des Möglichen.

Durch das vermehrte Auftreten von Wasservögeln an den Badestellen steigt zudem das Risiko einer unangenehmen Hauterkrankung, die durch Larven des Saugwurms verursacht wird. Die sogenannten Zerkarien dringen in die Haut des Menschen ein und bleiben dort stecken. Sie lösen hier eine allergische Reaktion aus, die als Badedermatitis oder Zerkariendermatitis bezeichnet wird. Lästiger Juckreiz und Quaddelbildung sind die Folgen. Das Eindringen in die menschliche Haut geschieht gewissermaßen versehentlich, denn eigentlich sind Wasservögel wie Enten Endwirte der Larven. Im Darm der befallenen Tiere entwickeln sich die Larven zu ausgewachsenen Saugwürmern, deren Eier mit dem Kot ins Wasser abgegeben werden.

Sollte man angesichts dieser Risiken in Zukunft also auf den Ausflug an den Badesee verzichten? Durch die Befolgung einiger hilfreicher Ratschläge kann der Sommer auch weiterhin am Badesee verbracht werden. Kinder sollten nur an unbedenklichen Badestellen spielen, da sie gern im flachen, warmen Wasser spielen und dabei auch Wasser schlucken. Zudem sollte der aufmerksame Badegast auf Mündungen von Rohren, Entlastungskanälen und Entwässerungsgräben in Ufernähe achten und diese möglichst meiden, denn hier ist die Keimbelastung oft besonders hoch. Da für die Verunreinigung der Gewässer häufig Tierkot als Ursache genannt wird, sollten im Umfeld von Badestellen keine Wasservögel gefüttert werden.

Wer jetzt allerdings glaubt, Freibad, Swimmingpool und Co. seien eine sichere Alternative zum Badespaß in See und Meer, der irrt – auch hier lauert die eine oder andere Gefahr im kühlen Nass.  In Pools und Schwimmbädern gibt es zwar keine Wasservögel, Saugwürmerlarven oder Abwasserrohre, dafür kann aber das Chlor im Wasser zum Problem werden. Chlor dient in Schwimmbädern zur Wasserpflege und Desinfektion. Vor allem bei Menschen mit trockener Haut, bei Asthmatikern und Allergikern kann es bei Kontakt mit Chlor zu Reizungen der Haut und der Atemwege kommen. Oftmals ist Chlor auch die Ursache für eine Bindehautentzündung. Rote, tränende und schmerzende Augen sind die Symptome – und dann verliert selbst das modischste Strandkostüm seine Wirkung. Denn entweder kann man es an der Nachbarin nicht mehr gut erkennen, oder – wenn man es selbst trägt – der leicht desolate Zustand des Gesichts lenkt die ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Juckender Ausschlag an den Oberschenkeln und Pusteln am Gesäß sind lästige Merkmale der sogenannten „Whirlpool-Dermatitis“. Hierbei handelt es sich um einen Hautausschlag, der bei mangelnder Hygiene in kleineren Becken und Pools durch Bakterien verursacht wird. Der Ausschlag heilt zwar innerhalb von etwa 10 Tagen wieder ab, passt aber zugegebenermaßen eher weniger zum kurzen Sommerkleid. Um die lästigen Pusteln gar nicht erst zu bekommen, empfiehlt es sich, den Hygienezustand des Beckens vor dem Baden gründlich unter die Lupe zu nehmen. Nur ungetrübtes Wasser verspricht auch ungetrübten Badespaß.

Bleibt also nur noch die Fahrt ans Meer, um gefahrlos baden zu können? Sowohl die Nordsee als auch die Ostsee locken den Badegast mit zahlreichen Stränden, an denen die ganze Familie an heißen Tagen den Sprung in die Fluten wagt. Doch leider kann auch hier an einigen Stellen der Sprung ins Meer ein Sprung ins Ungewisse werden. Schlimmer noch: Ein Sprung in das mit Keimen belastete Wasser.

Genauso wie in einigen Badeseen kann auch in den Flachwasserzonen an Stränden der Nordsee und Ostsee nicht überall unbedenklich geplanscht werden. Rohre oder sonstige Einleitungen, Entwässerungsgräben und Zuflüsse sind oft Anzeichen für eine zu hohe Keimbelastung im Uferbereich. Leidtragende sind dabei wie so oft insbesondere die jüngeren Badegäste, die im seichten Wasser spielen: Das Verschlucken des mit Krankheitserregern belasteten Wassers führt häufig zu unangenehmen Darmerkrankungen wie Durchfall.

Stinkende Algenhaufen an der Wasserlinie sind nicht nur für die Nase unangenehm. Auch sie können zur Keimbelastung beitragen, da tierisches und pflanzliches Material hier vor sich hin fault. Und als neue Frisur nach einem Tauchgang in Ufernähe, hat sich besagter Algenteppich bisher auch nicht bewähren können.

Wer sich und seine Kinder vor unliebsamen Überraschungen nach dem Baden schützen möchte, sollte sich vor allem auf seine Augen und den Geruchsinn verlassen:  Bereiche, in denen Rohre, Entwässerungsgräben und Entlastungskanäle münden, sollten als Badestelle möglichst gemieden werden. Und auch übel riechende Algenansammlungen oder Stellen, an denen sich tierisches und pflanzliches Material sammelt,  sind keine geeigneten Badeplätze.   

Eine gute Nachricht: Vor Haiangriffen ist man sowohl an der Nordsee als auch an der Ostsee geschützt, denn den weißen Hai gibt es in beiden Meeren nicht. Einem Tier in Nord- und Ostsee sollte man allerdings mit Vorsicht begegnen: der Feuerqualle. Man erkennt sie an der gelblich-orangenen Farbe und ihren langen Tentakeln. Im Gegensatz zu den harmlosen Ohrenquallen fehlen dieser Quallenart die vier charakteristischen Ringe auf der Oberseite. Kommt man beim Schwimmen mit den Tentakeln in Kontakt, verursachen die darauf befindlichen Nesselzellen Hautrötungen und ein schmerzhaftes Brennen.

Ob die durch Wasserverschmutzung verursachte Keimbelastung im Wasser, Feuerquallen oder „Whirlpool-Dermatitis“ – vieles kann den sommerlichen Badespaß trüben und endet unter Umständen mit einem Besuch beim Arzt. Das muss aber nicht heißen, dass man auf die wohltuende Erfrischung in Meer, Badesee oder Schwimmbad verzichten muss. Mit ein wenig Sorgfalt bei der Wahl der Badestätte kann auch in diesem Sommer nach Herzenslust geplanscht werden. An welchen der vom ADAC getesteten Badestellen ein bedenkenloses Badevergnügen möglich ist, kann man zudem auf der Internetseite des Automobilclubs nachlesen.

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