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RFID

Sie sind klein, relativ kostengünstig in der Herstellung und für den Handel von ungemeinem Nutzen, um vor allem logistische Aufgaben besser in den Griff zu bekommen. Die allgemein als Funketiketten bekannten RFID-Chips finden in immer mehr Bereichen Anwendung. Was macht sie so praktisch? Und welche Gefahren bergen sie? Eine Übersicht zum Jahreskongress „RFID im Blick“, der am 4. September in Düsseldorf seine Pforten öffnet.
von wissen.de-Autor Jens Ossa

RFID Funkchip
Fotolia.com/Lara Nachtigall
Ein Datenschutzproblem?

Christian von Grone zieht mit einem piepsenden Lesegerät in der Hand an einer Stange von Jacken und Mänteln vorbei. Vor der Einführung von Funk-Chips hätten fünfzehn Mitarbeiter zur Inventur ein ganzes Wochenende lang die Warenbestände zählen müssen, sagt er dem WDR-Verbrauchermagazin „Markt“. „Heute schaffen das drei in einer halben Stunde.“ Von Grone ist Pressesprecher des Modehauses Gerry Weber. Vor dessen Filiale in der Bielefelder Innenstadt sorgt indessen der FoeBuD (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) mit einer aufwendigen Protestaktion für Aufsehen. Die Datenschutzaktivisten sind mit Laptop, Beamer, Leinwand und sackkarrengroßem Lesegerät aufmarschiert und überraschen herauskommende Kundinnen des Damenausstatters. Auf der Leinwand präsentieren sie ihnen ellenlange Artikelnummern von Kleidungsstücken, die die Frauen soeben erstanden haben.

Wie das möglich ist? Das Lesegerät erkennt aus wenigen Metern Entfernung den im Pflegeetikett eingenähten Funk- oder auch RFID-Chip, der ihm die Nummer liefert. An sich sollte niemand etwas damit anfangen können. Warum also stoßen sich die Datenschützer daran?

„Man kann an der Nummer wiedererkannt werden, wenn man sie an der Kleidung trägt“, erklärt Rena Tangens von FoeBuD in „Markt“. „Sie ist nicht anonym, sondern lässt sich auf eine Person beziehen, und das ist ein Datenschutzproblem.“ Aha? Tatsächlich kann die Nummer allein am Menschen gar nichts ausrichten. Eine Gefahr für den Datenschutz könnte höchstens dann entstehen, wenn Kunden mit EC-Karte zahlen. Denn dann wäre es rein theoretisch möglich, sie mit einem Namen zu verknüpfen. Christian von Grone versichert jedoch, dass Gerry Weber keine personenbezogenen Daten zusammen mit der Chipnummer speichere. In der Kasse würden Daten sorgfältig getrennt.

Aber damit gibt sich FoeBuD nicht zufrieden. Solang die weltweit einmalige Nummer aktiv bleibe, könnten auch andere Lesegeräte der passenden Frequenz sie erfassen, moniert Aktivistin Tangens. FoeBuD fordert daher: Kein RFID-Chip dürfe ein Geschäft verlassen. Wie beruhigend, dass die Chips in Kleidung nur drei Waschgänge überstehen und nicht an jeder Ecke ein RFID-Lesegerät auf uns lauert.

 

Wozu RFID?

Ist Radio-Frequency Identification (RFID) oder zu deutsch Radiofrequenz-Identifikation also nur als Instrument einer bösen Verschwörung gedacht, um den Menschen noch gläserner zu machen? „Mitnichten“, sagt Mátyás Kalla, Technischer Betriebswirt und Logistikfachmann aus Hamburg. „Dazu müssten die RFID-Codes über weitaus größere Entfernungen lesbar sein. Außerdem gibt es noch zu viele Störelemente, etwa Metalle, die sich irgendwo zwischen Chip und Lesegerät befinden und den Kontaktaufbau verhindern können.“

RFID dient vielmehr dazu, Prozesse zu optimieren. Der Chip liefert nicht nur Seriennummern ans Lesegerät, den so genannten Reader, sondern alle möglichen Daten eines Objekts. Manche Fluggesellschaften verwenden die Technik zum Beispiel, um abgelaufene Rettungswesten auszutauschen. Während das Personal zuvor noch jede einzelne Weste im Flieger überprüfen musste, kann es nun die abgelaufenen mühelos aufspüren. Auch in großen Lagern bewährt sich RFID insofern, als bestimmte Güter sich nicht mehr an einem bestimmten Ort befinden müssen, um schnell zur Hand zu sein. Sobald eine Palette ihren Platz erreicht hat, wird sie vom Reader erfasst, dieser übermittelt den Standort an einen Computer. Das spart auch Zeit bei der Einlagerung. Derzeit noch im Praxistest: Die RFID-geführte Kasse im Großmarkt: Ein Lesegerät erfasst den kompletten Inhalt eines Einkaufswagens auf einen Schlag, die Abbuchung erfolgt anschließend automatisch per EC- oder Kreditkarte. Klingt, als könnte dies das Ende des guten alten Barcodes bedeuten.

 

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