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Rosmarin

Monika Wittmann

Sinnbild der Treue

Wer denkt schon bei dem bitter-würzigen Duft an Weihnachten? Da kommt uns schon eher Sommer, Sonne, Süden in den Sinn: Kräuter der Provence, Pizza oder Lammkeule.

Und doch ist Rosmarin ein uralter Weihnachtsduft. Wie der Christbaum war das immergrüne Gewächs ein Symbol des Lebens. Es hieß, der duftende Strauch verströme einen ähnlichen Segen wie Weihrauch - im Volksmund wurde der Rosmarin deshalb auch Weihrauchkraut genannt. Zur Erinnerung schenkte man sich kleine Rosmarinbuketts.
Das frische Grün der nadelförmigen Blätter machte das mediterrane Kraut zum Hoffnungsträger in Herzensdingen. Die Griechen weihten den Rosmarinbusch ihrer Liebesgöttin Aphrodite. Liebespaare steckten einen Rosmarinzweig in die Erde. Schlug er Wurzeln, war der Bindung Glück beschieden. In Shakespeares Tragödie "Hamlet" schmückt sich die wahnsinnig gewordene Ophelia über und über mit Blumen - darunter Rosmarin als Sinnbild der Treue.
Im Mittelalter trug die Braut einen Rosmarinkranz über dem Schleier. "Rosmarin und Thymian wächst in unserm Garten - Jungfer Ännchen heißt die Braut, soll nicht lang mehr warten", heißt ein alter Kinderreim.

Nach den Erkenntnissen der Aromatherapie verleiht Rosmarin Mut - vielleicht auch den Mut, seine Liebe zu offenbaren. Das Kraut gilt als Aphrodisiakum. Ein Rosmarinbad soll die Haut zart und seidig machen und zu heißen Liebesumarmungen verführen.

Seine Zauberkräfte entfaltete die sagenhafte Pflanze im 14. Jahrhundert an der Königin Elisabeth von Ungarn. Eine Tinktur aus Lavendel und Rosmarin befreite die 72jährige nicht nur von Rheuma und Gicht - sie machte sie auch wieder schön und jugendfrisch. Es dauerte nicht lange, da hielt der König von Polen um ihre Hand an. Versuchen Sie es doch mal!

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