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Schiller, festgemauert in der Erden

Schiller kann einem Leid tun. Festgemauert in der Erden, erstarrt zu Bronze oder Stein, ziert er hundertfach unsere Parks und Foyers und kann sich nicht wehren. Kann nicht vom Sockel steigen, sich den Staub vom Mantel klopfen und der Welt zeigen, wer er wirklich ist: ein Revoluzzer, ein Hippie, ein Rebell.

Ariane Greiner

Revolution auf der Bühne

Mannheim, 13. Januar 1782: Riesige Menschenmassen pilgern aus allen Himmelsrichtungen in die Residenzstadt und stürmen das Nationaltheater. Es hat sich herumgesprochen, dass das berüchtigte, anonym erschienene Drama „Die Räuber“ von Friedrich Schiller stammt, jenem Stuttgarter Regimentsarzt, der nachts heimlich Gedichte und Schlimmeres schreibt. Das Skandalstück, in dem der Held aus Weltverbesserungswillen zum Verbrecher werden muss, soll heute hier uraufgeführt werden. Was für eine Aufregung! Die Aufführung ist für 17 Uhr angesagt. Schon ab 13 Uhr strömen die Menschen in den Theatersaal, der bald aus allen Nähten platzt. Der Dichter selbst ist auch anwesend. Schiller hat sich für zwei Tage ohne Erlaubnis aus den Fängen seines Herzogs und Ziehvaters Carl Eugen gelöst und ist nach Mannheim gereist. Der Ausbruch hat sich gelohnt der Erfolg ist überwältigend: Anhaltender Applaus vom 3. Akt bis zum Ende, Jubelschreie, wilde Verbrüderungsszenen ... eine Revolution! Zwar nur auf der Bühne, aber die Zuschauer spüren, dass deren Bretter die Welt bedeuten, in der sie leben.

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