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Schwimmen - ein Lebenselixier

Richard Steiger

Johnny Weissmüller war vielleicht nicht unbedingt der begnadetste Schauspieler. Sein erstes Drehbuch verlangte von ihm 69mal den legendären Tarzanschrei, ansonsten beschränkte sich sein Text auf so intelligente Sätze wie "Ich Tarzan - Du Jane". Im Wasser aber wars vorbei mit der Langsamkeit, dort bewegte sich der Affenmensch wie ein Fisch, dort ließ er alle Alligatoren weit hinter sich. In diesen Szenen kam eine geheimnisvolle Verbindung zwischen Menschengeschlecht und Wasser als Urquell, Urelement allen Lebens zum Ausdruck.

So ist das Schwimmen die einzige Art der Bewegung, die wir von Geburt an bis zu unserem Tod ausüben können. Der Säugling fühlt sich im Wasser genauso wohl wie der alte Mensch. Der eine spürt die Geborgenheit des Mutterleibes, der andere wird, ohne körperliche Gebrechen zu bemerken, schwerelos schwebend auf wundersame Weise verjüngt. Schwimmen ist Lifetime-Sport Nummer eins. Wird er als solcher, also ein Leben lang bis ins hohe Alter betrieben, kann er es vom gesundheitlichen Aspekt mit jeder anderen Sportart aufnehmen. Besonders hervorzuheben ist seine schonende Wirkung auf Gelenke, Sehnen, Bänder und den gesamten Knochenapparat. Die extrem verlangsamten Bewegungen, die im Wasser zur Fortbewegung benötigt werden, machen diese Therapiewirkung möglich. Nicht zu vergessen die positiven Auswirkungen auf das Herz- Kreislaufsystem.

Dabei muss es nicht immer das überfüllte 25-Meterbecken im heimischen Freibad sein. Großer Beliebtheit erfreut sich das "Langstreckenschwimmen für jedermann" auf offenen Gewässern. Wasser, soweit das Auge reicht, der Kitzel einer unergründbaren Tiefe, weit entfernt von allen Wirklichkeiten schwebend - erst hier wird die ganze Faszination des nassen Elements erfahrbar. Der Boom ist ungebrochen, seit Sir Matthew Webb am 24. August 1875 als erster Mensch mit viel Ausdauer und unter ständiger Brandyzufuhr den Ärmelkanal durchschwamm. Die Niagarafälle aber waren wenige Jahre später eine Nummer zu groß für den zähen Briten. Beim Versuch sie zu durchschwimmen, ertrank er.

Wasser hat die Kraft, Leben zu stiften und die Macht, es zu zerstören. Vielleicht liegt hierin das Geheimnis seiner tiefen Anziehungskraft auf den Menschen verborgen, der stets sucht, Grenzen zu erfahren und zu überschreiten.

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