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Schwimmschnee

 

Nachdem Neuschnee gefallen ist, erfährt er eine Veränderung, die man als Metamorphose bezeichnet (von griechisch metamorphóo = umgestalten). Bei der Metamorphose des → Schnees wird zwischen einer abbauenden und einer aufbauenden Metamorphose unterschieden. Die abbauende Umwandlung des Schnees beginnt im Grunde genommen schon in der freien Atmosphäre durch gegenseitiges Scheuern und Anschlagen der Schneekristalle vor allem bei starkem Wind. Auf dem Boden angelangt, werden die komplexen Strukturen von Schneeflocken und hexagonalen Schneekristallen durch Schmelzen und Sublimation (= direkter Übergang vom festen zum gasförmigen Aggregatzustand) weiter abgebaut. Dadurch bildet sich allmählich körniger Altschnee. Dieser kann weiter abschmelzen oder als Firn (= althochdeutsches Wort für “Eis“) ein Jahr bzw. eine Ablationsperiode (von lateinisch ablatio = Wegnahme) überdauern. Es besteht aber auch die Möglichkeit der Kristallneubildung durch die aufbauende Metamorphose. Dann entsteht aus Altschnee gefährlicher “Schwimmschnee“ oder “Tiefenreif“. Er bildet innerhalb einer Schneedecke eine hervorragende und daher gefürchtete Gleitschicht für → Schneebrettlawinen.

Bei der aufbauenden Metamorphose entstehen über den Prozess der Sublimation Kristallneubildungen, die in Form von Becherkristallen, Blättchen und anderen Strukturen vorliegen können. Diese Neubildungen haften untereinander nicht und rieseln, wenn man sie auf die Hand nimmt, wie Zucker durch die Finger. Die Intensität der Sublimation ist von einem Temperaturgefälle in der Schneedecke abhängig. Der Boden gibt Wärme frei und bereits bei einer Schneemächtigkeit von einem halben Meter ist die Isolation durch eine Altschneedecke so günstig, dass auch bei tiefen Lufttemperaturen an der Grenze Boden/Schnee 0 °C herrschen. Am stärksten ist dieses Gefälle im Hochwinter. Je größer das Temperaturgefälle, desto intensiver erfolgt die aufbauende Metamorphose.

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