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Silvester weltweit – Wie die Welt den Jahreswechsel feiert

Am 31. Dezember ist es wieder soweit: Raclette mit der Familie, Brettspiele, Feuerwerk, anstoßen und Blei gießen – obwohl wir uns nicht alle gleich ins Neue Jahr einstimmen, haben wir doch ähnliche Traditionen, auf die wir uns jedes Silvester freuen. Manche ähneln sich sogar weltweit, doch jedes Land hat auch so seine Eigenheiten. Wir geben einen Überblick.
ABO, 31.12.2020

Das Feuerwerk kam im 14. Jahrhundert nach Europa. Aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Feuerwerkskörper in den freien Verkauf, so dass sich von nun an jeder, der es sich leisten konnte, sein eigenes Silvesterfeuerwerk veranstalten konnte.

thinkstock.com, oatawa

Das Wort Silvester ist ein bei uns eher unüblicher, männlicher Vorname. Der Name leitet sich von dem lateinischen Wort "silva" ab, was Wald bedeutet. Silvester wird häufig mit "Waldmensch" oder "der dem Wald Zugehörige" übersetzt. Aber warum nennen wir ausgerechnet den letzen Tag des Jahres Silvester?

Woher stammt Silvester?

Das Jahresendfest geht auf die Zeit der Römer zurück. Schon  153 vor Christus feierten sie den Beginn des neuen Jahres – damals begann dieses allerdings schon nach zehn Monaten.  Aber erst im Jahr 1582 wurde der letzte Tag des Jahres offiziell vom 24. Dezember auf den Todestag des Papstes Silvester dem Ersten verlegt, dem 31. Dezember des Jahres 335. Von da an galt der bis heute gültige gregorianische Kalender, nach dem in den meisten Ländern der Welt gezählt wird - und Silvester wurde zur Feier ins Neue Jahr.

Schon die Germanen machten Feuerwerk

Auch Germanen kannte Feste zum Jahreswechsel. Sie wollten mit ihren Feiern böse Geister in der dunklen Jahreszeit vertreiben. Deshalb veranstalteten sie ein "Höllenspektakel": Sie machten viel Lärm und zündeten Holzräder an, die sie brennend ins Tal rollen ließen, um die Dunkelheit und die bösen Geister zu vertreiben. Damit war die Idee des Feuerwerks lange vor der Einführung des Schießpulvers geboren. Mölicherweise, denn mangels schriftlicher hanelt es sich um Spekulationen

Neben dem Feuerwerk gibt es noch weitere Traditionen, die wir zu Silvester pflegen. In den Tagen vor dem 31. Dezember ist es üblich, dass wir jedem einen „Guten Rutsch!“ wünschen. Vermutungen zufolge stammt dieser Ausdruck aus dem Jüdischen. Das jüdische „Rosch“ leitet sich nämlich vom jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschanah ab. Manche vermuten aber auch, dass es sich vom altdeutschen „Rutsch“ ableitet, was „Reise“ bedeutete.

Ähnlich wie dieses Osterfeuerrad könnte es wohl ausgesehen haben, das germanische Feuerrad. Allerdings reichen glaubwürdige Berichte über derartige Bräuche nur bis ins Mittelalter zurück.

Nifoto / Gemeinfrei

Der Silvesterabend in Deutschland

Zur Vorbereitung auf das Neue Jahr feiern die meisten Deutschen mit der Familie oder Freunden, indem sie am Silvesterabend Raclette, Fondue oder ein Buffet machen. In gemütlicher Runde spielen die einen stundenlang Brettspiele und besprechen ihre Vorsätze fürs neue Jahr, andere feiern Silvesterpartys und trinken dort häufig die begehrte Silvester-Bowle – ein fruchtiges Partygetränk, das in einer großen Schale serviert wird. Typischerweise finden auch Abendgottesdienste statt, mit denen sich manche Christen auf das neue Jahr einstimmen.

Und um Mitternacht ist es soweit: Gemeinsam zählt man den Countdown herunter, füllt meist die Sektgläser und stößt schließlich mit einem „Frohes Neues Jahr!“ an. Ganz klassisch – wie in vielen weiteren Nationen auch – schießen wir dann Raketen und Böller in die Luft und zünden Wunderkerzen an. Zudem läuten vielerorts die Kirchenglocken.

Die ersten Stunden im Neuen Jahr

Nach einem ausgiebigen Feuerwerk hat schließlich auch das Bleigießen Tradition. Die gegossenen Figuren sollen uns Hinweise auf Ereignisse im neuen Jahr geben. Heute sind sie häufig aus weniger umweltschädlichem Wachs oder Zinn. Alternativ werden auch Karten gelegt oder Kaffeesätze gelesen, um die Zukunft vorauszudeuten. Manche verschenken zudem Glücksbringer wie kleine Schweine oder Kleeblätter fürs neue Jahr.

Am Neujahrstag werden häufig Krapfen, Berliner oder Neujahrs-Brezeln gegessen, die mit Zuckerguss und gehobelten Mandeln belegt sind. Außerdem hält der amtierende Bundeskanzler oder die Kanzlerin jedes Jahr am 1. Januar eine Neujahrsansprache.

Und wie sieht es in anderen Ländern aus?

Obwohl Silvester und unsere Traditionen weltweit verbreitet sind, feiert nicht die ganze Welt gleich ins neue Jahr. Zunächst wird das Neujahrfest gar nicht überall auf der Welt vom 31. Dezember auf den 1. Januar gefeiert. Beispielsweise feiern viele Menschen in China, Thailand, in der Mongolei und im Iran an ganz anderen Tagen. Und auch in Religionen wie dem Judentum, dem Buddhismus und dem Islam hat der Neujahrstag weit weniger Bedeutung als bei den Christen.

Und selbst die Menschen, die Silvester am 31. Dezember feiern, erleben es weltweit unter unterschiedlichen Bedingungen: Auf der Südhalbkugel ist Silvester nämlich ein hochsommerliches Fest. Außerdem dauert es 26 Stunden, bis das neue Jahr in allen Zeitzonen angekommen ist.

So feiern Australien und Neuseeland aufgrund der Zeitverschiebung bereits, wenn wir noch den Nachmittag des 31. Dezembers haben. Darauf folgen Staaten wie Japan, Afghanistan und Russland und schließlich die europäischen Länder. Nach unserem Jahreswechsel feiern noch die amerikanischen Staaten in das Neue Jahr hinein – solange, bis es bei uns schon der Mittag des 1. Januars ist.

Den Anfang der Feierlichkeiten machen die Pazifikstaaten Samoa und Kiribati um 11Uhr MEZ. Aber auch im australischen Sydney steigt schon um 14 Uhr unserer Zeit ein spektakuläres Feuerwerk über der berühmten Hafenbrücke auf.

Bräuche europäischer Länder

Hinzu kommt schließlich, dass sich die Länder auch in einigen Silvester-Bräuchen unterscheiden – und das bereits unter den europäischen Ländern. Zum Beispiel feiern die Niederländer den sogenannten „Oudejaarsavond“ im Familienkreis und essen dazu Oliebollen - ein frittiertes Hefegebäck. Im Osten und Norden verbreitet, ist zudem das Carbidschieten. Dabei wird eine Milchkanne oder ein anderer Metallbehälter zum Knallen gebracht. Die Österreicher tanzen bei ihrer Silvesterfeier um Mitternacht hingegen Walzer und lassen erst danach Raketen steigen.

Wieder anders sieht es in Italien aus: Hier gehört das Tragen von roter Unterwäsche zum Jahreswechsel dazu. Außerdem soll es Glück und Reichtum bringen, nach Mitternacht Linsen zu essen. Bei der französischen Feier „Le Réveillon de Saint-Sylvestre“ sind Champagner und das mitternächtliche Küssen unter dem Mistelzweig Tradition.

Spanier essen traditionell bei jedem Glockenschlag der Kirche in Madrid eine von zwölf Glücksweintrauben. Im Anschluss stoßen sie mit einem Glas Sekt an, in das sie vorher einen goldenen Ring werfen, um ihr Glück zu verstärken. Manche Portugiesen halten um Mitternacht eine Münze in der Hand – diese soll für finanzielle Sicherheit sorgen und Glück bringen.

Fackellauf und Feuerwerk in Edinburgh zum Hogmanay, dem letzten Tag des schottischen Jahres.

Im Norden geht es noch ganz anders her

Und Europa hat noch mehr zu bieten: Im englischen Sprachraum ist das Singen des Traditionslieds „Auld Lang Syne“ zum Jahreswechsel weit verbreitet. In Schottland wird Silvester meist sogar drei Tage lang gefeiert. Dabei trinken die Schotten ein traditionelles Getränk namens „Hot Pint“, das aus Whisky, Starkbier und Eiern besteht. Traditionell gibt es zudem zahlreiche Fackelumzüge mit Dudelsack-Musik.

Auch die Dänen haben eigene Bräuche: Hier tragen die Kinder und manchmal auch die Erwachsenen lustige Hüte zu Silvester und außerdem wird Geschirr zertrümmert - als Glücksbringer. In Russland haben sich viele Weihnachtsbräuche auf Silvester verschoben. Deshalb wird der Weihnachtsbaum aufgestellt und "Väterchen Frost" bringt am 31.Dezember Geschenke. Der Neujahrstag ist dabei ähnlich festlich und wichtig wie bei und der erste Weihnachtstag.

In Russland schauen am Neujahrstag Väterchen Frost und seine Enkelin Snegurotschka mit Geschenken für die Kinder vorbei.

Yogi555 / Public Domain

Und außerhalb von Europa?

Neben der Vielzahl an europäischen Traditionen finden sich weltweit noch weitere, für uns ungewöhnliche Bräuche an Silvester: Beispielsweise gibt es auf den Philippinen für die Kinder eine ganz besondere Tradition. Demnach springen die Jüngsten um Mitternacht so hoch, wie sie nur können. Das bringt angeblich Glück und soll die Kinder im neuen Jahr schneller wachsen lassen.

Anders sieht es in Brasilien aus: Hier tragen die Menschen an Silvester weiße Kleidung, als Zeichen der Reinheit und des Friedens fürs neue Jahr. Zudem wird aber bunte Unterwäsche getragen: Dabei steht zum Beispiel gelbe Wäsche für Reichtum, grüne für die Hoffnung und blaue für Geduld und Gelassenheit.

Die Argentinier hingegen zerschneiden zu Silvester allerlei nicht mehr benötigte Unterlagen und Dokumente. Diese werden anschließend in Form von Papierschnipseln aus dem Fenster hinausgerieselt. In Ecuador ist es üblich an Silvester um Mitternacht Puppen mit Böllern zu füllen und diese anschließend anzuzünden. Diese sind manchmal Hexenköpfe oder aber auch bestimmte Personennachbildungen wie etwa Politiker.

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