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Skispringen

Wie ein Vogel in der Luft

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Fast ein wenig unfreiwillig erfanden die Norweger das Skispringen. Geländeunebenheiten zwangen nämlich die in der norwegischen Provinz Telemark lebenden Bergbauern im 18. Jahrhundert zu den ersten (unfreiwilligen) Sprungeinlagen. Vom Sprungfieber einmal angesteckt, hielten u.a. Scheunendächer und Holzhaufen als Schanzen her, die gelegentlich sogar mit einem nach innen ausgeformten Schanzentisch für hohe Loopingsprünge ausgestattet waren. Bereits 1860 fanden die ersten Wettbewerbe, damals noch mit Hilfe eines Skistockes statt. Die ersten Sprünge ohne Stock folgten dann 1881 anlässlich der Huseby-Skiwettkämpfe des Skiklubs Kristiania in Oslo.

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Anfangs nahmen die Springer während des Sprungs noch eine beinahe aufrechte Stellung ein und ruderten dazu vogelgleich mit den Armen, um die Balance zu halten. Ab 1912 setzte sich in den USA der neue “Vorlage-Stil durch. Dabei winkelten die Springer in der Flugphase ihren Oberkörper in den Hüften an. In den dreißiger Jahren prägte der beste Springer seiner Zeit, Birger Ruud, mit seinem starken Hüftknick und rudernden Armen “Kongsberger-Stil genannt die Flugtechnik. Mit der Zeit gewannen aerodynamische Flughaltungstheorien mehr an Bedeutung. Ab 1950 legten die Springer die Arme ganz an den Körper und die Hände neben die kaum noch geknickten Hüften. Der Schwede Jan Bokloev kreierte 1987 schließlich den zunächst auch als “Froschstil bezeichneten V-Stil: Bei dieser Sprungtechnik werden nach dem Absprung die Skier V-artig gespreizt, um eine größere Auftriebsfläche zu erzeugen.

Der Schanzentypus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sog. Fallschanzen, ließ die Springer aus relativ großer Höhe schnell nach unten fallen. Dabei musste ein großer Aufpralldruck abgefedert werden. Erst bei verringerter Schanzentischneigung waren flachere Flugbahnen möglich. Diese modifizierte Konstruktion nennt man Flugschanze.

Trugen die Springer anfangs noch Alltagskleidung mit Flatterhosen und Gamaschen, setzten sich in den 20er Jahren engere Hosen durch, die zum Ausklang der 60er Jahre durch latzhosenähnlichen Anzüge ersetzt wurden. In der Saison 1974/75 benutzten die Österreicher den ersten kompletten Springeroverall, der aufgrund des geringeren Luftwiderstandes noch größere Weiten ermöglichte. Später kam als Ober- und Untermaterial das hochelastische Lycra dazu, das beidseitig auf eine dicke Schaumstoffschicht aufgetragen wurde. Zudem erwiesen sich Rauheffekte auf der Vorderseite und glatte Materialien auf der Rückseite als leistungsfördernd.

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Schon bei den ersten Olympischen Winterspiele 1924 in Chamonix (Frankreich) waren die Skispringer mit von der Partie. Erstes deutsches Edelmetall (Bronze) holte der damalige DDR-Springer Harry Glaß 1956 in Cortina. Zu den großen Stars des Sports gehörten auch der Finne Matti Nykänen sowie der Deutsche Jens Weißflog, der 1984 in Sarajevo von der Normalschanze (Gold) und der Großschanze (Silber) errang sowie 1994 in Lillehammer 2x Gold (Großschanze und Mannschaftsspringen) holte. Einen regelrechten Boom löste 2001/2002 der Schwarzwälder Sven Hannawald aus, der als erster Skispringer überhaupt alle vier Springen der Vierschanzentournee für sich entscheiden konnte.

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